NS-Bücherverbrennung: Eine Barbarei, die aber die Originalität der betroffenen Werke nicht beseitigte. Ganz anders als die heutige Cancel-Culture (Foto:Imago/Bundesarchiv)

Die woke “Überarbeitung” von Literatur ist noch schlimmer als Bücherverbrennungen

Zum 90. Jahrestag der öffentlichen Bücherverbrennung der Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 twitterte Justizminister Maro Buschmann (FDP): „Vor 90 Jahren verbrannten die Nationalsozialisten Tausende Werke herausragender Autoren. Der NS-Diktatur ging es um die Auslöschung unliebsamen Gedankenguts – doch die Bücherverbrennungen offenbaren ebenso die Furcht des Totalitarismus vor der Kraft der freien Meinungsäußerung.“ So richtig Buschmanns Aussage auch ist, klingt sie angesichts der heutigen Verhältnisse einer allgegenwärtigen Cancel Culture doch wie Hohn. Heute werden Bücher nicht verbrannt, die kulturelle Vernichtung erfolgt aber auf eine viel subtilere und raffiniertere Weise: Bücher werden so umgeschrieben, wie sie nach Meinung der Zensoren hätten aussehen müssen.

Damit wird die Werksintegrität wird zerstört, der Respekt vor dem Werk mit Füßen getreten und der Autor geistig vergewaltigt.. In bedenkenloser Anmaßung lassen Verlage die Werke weltbekannter Autoren wie Agatha Christie, Ian Fleming, Roald Dahl, Astrid Lindgren und anderen von woken „Sensitivity Readern“ einfach zensieren und nach Lust und Laune umschreiben. Der Charakter der Bücher wird dadurch verändert, ohne dass die Urheber dieser Barbarei sich auch nur im Geringsten daran stören würden.

Aus dem historischen Entstehungszusammenhang gerissen

Kein Zweifel: Mit mittelalterlicher oder gar barbarischer Geistlosigkeit haben die Nazis Druckwerke in einem grausigen symbolischen Akt verbrannt – doch es blieb dabei bei einem symbolischen Akt. Die Werke als solches wurden nicht verändert und es wurde sich nicht an ihrem Inhalt vergangen; im Ausland oder wo die Verbote in Deutschland unterlaufen wurden, konnte man sie unverändert lesen. Heute aber wird die Axt an das geistige Eigentum selbst gelegt. Die Werke werden aus ihrem historischen Entstehungszusammenhang gerissen und nach ideologischen Maßstäben verstümmelt – alles natürlich mit der noblen Absicht, sie von angeblich „rassistischen“ und anderen als anstößig empfundenen Stellen zu befreien, damit sie gleichsam „gereinigt“ aus diesem vermeintlichen Verbesserungsprozess hervorgehen.

Diese Anmaßung und bolschewistische Radikalität deckt sich mit ähnlichen Entwicklungen – denn auch sonst ist die Freiheit des Wortes und des Gedankens unter Dauerbeschuss: Im Verbund mit den großen Medien geben Regierungen Sprachregelungen vor, legen genau fest, was über bestimmte Themen wie Corona, den Ukraine-Krieg, die Massenmigration oder die Klimapolitik geäußert werden darf. Wer dagegen verstößt, muss mit sozialer Vernichtung rechnen. Der Ungeist von vor 90 Jahren ist also keineswegs tot, er präsentiert sich lediglich in neuem Gewand. (TPL)

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