Gibt es eigentlich noch irgendwelche denkbaren Zusammenhänge, in die Corona noch nicht gestellt wurde, oder wurden irgendwelche persönlichen Eigenschaften noch nicht auf ihre möglichen Wechselwirkungen mit Sars-CoV2 hin wissenschaftlich untersucht? Eine neue indische Studie kommt nun zu dem weltbewegendem Befund, dass Brillenträger seltener an Corona erkrankten – und zwar aus einem Grund, der konsequenterweise sofort als Argument gegen die Maske gelten müsste.
Auf den ersten Blick wirkt der untersuchte Zusammenhang willkürlich – so als ob man die Korrelation zwischen Tripper-Patienten und geistig Behinderten oder zwischen Burkaträgerinnen und Sackratten unter die Lupe nähme. Doch so ganz abwegig ist der Forschungsgegenstand hier nicht. Der Hauptgrund für die behauptete Kausalität soll nämlich darin liegen, so die Forscher vom Subkontinent, dass “unbebrillte” Zeitgenossen bis zu 23 Mal pro Stunde ihr Gesicht berühren – darunter die Augen im Schnitt dreimal – und sich durch eben diese Selbstberührung schneller und leichter kontaminieren können.
Bei Brillenträgern sind diese oft unwillkürlichen Berührungen infolge unbewusster Selbstkonditionierung deutlich seltener – im Schnitt um rund ein Drittel. Da nun, wie “Bild” schreibt, bereits ein einzelner Erreger über ungewaschene Händen in die Augen und so in den Körper gelangen kann, besteht ein entsprechend höheres Risiko für Covid-19-Infektionen. Genau der richtige Stoff also für “risk-craving” Fürchtemacher à la Karl Lauterbach, denen jede bizarre Studie zu Corona wie gelegen kommt – was auch auf Twitter vielen Nutzern zunehmend auf den Wecker geht:
2:30 Uhr nachts, Lauterbach twittert: Brille rettet Leben ☝️ pic.twitter.com/Wmcn3nHTNA
— Lovis (@Lovis_Lex) February 24, 2021
Jetzt sind also doch wieder Berührungen ein Ansteckungsrisiko; dabei war seit mehreren Monaten die Infektionsgefahr über den Weg etwaiger Schmierinfektionen zwar so gut wie gar kein Thema mehr im wissenschaftlichen Diskurs gewesen (schon deshalb, weil keine einzige Ansteckung über Berührung kontaminierter Flächen nachgewiesen werden konnte, wenn auch das Virus unter Laborbedingungen recht lange überleben können soll); inwiefern eine nicht über inhalierte Tröpfchen, Aerosole oder isolierte Viren, also tatsächlich durch reine Berührung erfolgte Infektion überhaupt möglich ist, schien unklar und zweifelhaft. Dennoch raten Experten seit Beginn der Pandemie – konsistent mit den Hygieneregeln – sich selbst im Gesicht so wenig wie möglich anzufassen, wenn man unterwegs ist und sich nicht ständig die Hände desinfiziert.
Für die indische Studie waren bereits im Sommer über 14 Tage hinweg 304 Personen – 223 Männer und 81 Frauen – in einem Krankenhaus untersucht worden, von denen 19 Prozent Brillenträger waren. Wenn allerdings schon aus dieser recht schmalen Untersuchungsbasis ernsthaft schon Schlüsse auf eine geringere Infektiosität geschlossen werden können, dann müsste daraus – in Extrapolation der Studienergebnisse – auch zwingend ein weitaus höheres Infektionsrisiko für Maskenträger abgeleitet werden: Denn bei diesen führt die Maske, anders als Brillen, nicht zu einer Verminderung, sondern deutlichen Erhöhung der unbewussten oder bewussten Berührungen des eigenen Gesichts – beim Zurechtrücken, An-/Abnehmen oder Wechseln der Masken. Und weil es heute deutlich mehr Masken- als Brillenträger gibt (und letztere die Maske ja zusätzlich noch tragen), müsste jede Art von Gesichtsbedeckung zwangsläufig auch das Covid-Erkrankungsrisiko erhöhen. (DM)