Dave Rubin im Gespräch mit Ayaan Hirsi Ali

Ayaan Hirsi Ali: „Angela Merkel ist taub für das Scheitern der Integration.“

Die feministische Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali thematisiert in ihrem neuen Buch „Beute: Warum muslimische Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht“ die Probleme Europas mit der Masseneinwanderung aus frauenfeindlichen Kulturen. Im Gespräch mit dem YouTuber Dave Rubin ging Sie vor allem auf die sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Deutschland ein.

„Deutschland ist ein Paradoxon, weil sie sich zum Vorreiter des europäischen Projektes aufgeschwungen haben“, so Hirsi Ali, was mit dem Erbe des Holocausts zu tun habe. „Dieses Projekt ist so zeitraubend und arbeitsintensiv, da Deutschland gerne alle anderen europäischen Länder mit an Bord haben will.“ Die anderen europäischen Länder würden aber nicht das deutsche Schuldbewusstsein für den Holocaust teilen.

„Die Deutschen wollen unbedingt beweisen, dass sie nicht mehr rassistisch sind, und geben dafür sogar ihre eigene nationale Identität als Volk auf.“ Für viele sei Deutschland immmer gleichbedeutend mit Invasion, Okkupation, Holocaust, und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. „Dafür wollen die Deutschen Buße tun.“

Deshalb wollten die Deutschen zeigen, „Seht her, wir heißen die Migranten willkommen. Wir sind nicht mehr so. Wir haben uns geändert. Aber man kann die heutigen Probleme nicht lösen, in dem man versucht, das Versagen der Vergangenheit rückgängig zu machen.“

Dieser „schwarze Fleck“ der deutschen Geschichte werde „immer da sein“, so Hirsi Ali, genau wie die USA immer mit dem Erbe der Sklaverei und Rassentrennung beschäftigt sein werden. „Der Holocaust wird immer da sein. Das kann man aber nicht dadurch richten, in dem man heute die Frauen den Wölfen zum Fraß vorwirft.“

Über Angela Merkel sagte Hirsi Ali, „Am Anfang ihrer Kanzlerschaft war Angela Merkel eine frische Stimme, ein frisches Gesicht. Aber mit der Zeit korrumpiert die Macht jeden. Ich halte sie nicht für korrupt, aber nach so viel Zeit an der Macht wird man vielleicht taub für die Realität.“ Merkel sei „taub für das Scheitern der Integration.“

„Die Türen weit aufzureißen, nachdem der Integrationsprozess schon so elend gescheitert war, war Führungsversagen“ von Merkel. „Das ist sicher ein hartes Urteil von jemand wie mir. Ich weiß nicht, was ich an ihrer Stelle getan hätte. Aber als ich mit hochrangigen Deutschen gesprochen habe, sagten sie, es habe bei der Grenzöffnung 2015 und der Willkommenskultur keiner richtig nachgedacht. Es geschah ohne Nachdenken.“

Merkels Grenzöffnung 2015 habe nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa Probleme verursacht, so Ayaan Hirsi Ali, und auch dem EU-Projekt geschadet, in das die Deutschen soviel Zeit und Energie investierten.

Auch der Brexit sei ein Ergebnis der Merkelschen Grenzöffnung und der Realitätsverweigerung in Sachen Islam, so Hirsi Ali. „Erst verwendet man soviel Mühe, so viele verschiedene Nationen im EU-Projekt zu vereinen, und dann stößt man sie vor den Kopf, und sagt, ‚Mir doch egal‘.“

Länder wie Polen oder Ungarn, die eine härtere Gangart in Bezug auf Migration wählten, hätten oft das Gefühl „dass die Anführer des europäischen Projektes schlicht nicht zuhören.“ Wie es mit der EU weitergehe, hänge im Wesentlichen davon ab, ob Länder wie Polen und Ungarn „das Gefühl haben, dass man ihnen zuhört, und sie nicht von oben herab behandelt.“

„Ähnlich erging es vielen Trump-Wählern in USA, die das Gefühl hatten, von oben herab behandelt zu werden, und dass das Establishment nichts als Verachtung für sie übrig hat,“ so Hirsi Ali. „Viele Menschen in Europa, in großen wie in kleinen Ländern, sagen sich, ‚Diese Leute in Brüssel betrachten uns gar nicht als vollwertige Menschen. Sie nennen uns Rassisten und Ausländerfeinde‘.“

„In einer Demokratie muss man das Volk aber an Bord haben. Das heißt, man sollte lieber auf die Wähler hören, die einem die Macht überantworten sollen.“

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die europäischen Staaten durchaus in der Lage seien, Grenzen zu schließen, so Hirsi Ali. Die Debatten über europäische Umverteilung oder verbesserte Asylprozesse seien „Fake-Debatten“, denn „wieviele Migranten gibt es auf der Welt, und wieviele kann ein kleines Land wie Dänemark, oder selbst ein großes Land wie Deutschland aufnehmen? Damit wird man das Problem nie lösen.“

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Beute von Ayaan Hirsi Ali

Beute: Warum muslimische Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht„ von Ayaan Hirsi Ali erscheint am 19.4.2021 im C. Bertelsmann Verlag.

 

Zuerst erschienen auf FreieWelt.net

 

Ayaan Hirsi Ali im Gespräch mit Dave Rubin (auf Englisch):

 

Ayaan Hirsi Ali im Gespräch mit Jordan Peterson (auf Englisch):

 

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