Trauerkult um Covid-Opfer, aber nicht um HIV-Tote: Sind Spiegel & Co. homophob?
So wie es bei Gewaltverbrechen Opfer erster und zweiter Klasse gibt, die der Politik entweder ideal ins Framing passen oder überhaupt nicht – man denke nur an das Beileidsgefälle zwischen den NSU- und Breitscheidplatz-Anschlagsopfern -, so kommt es bei an Infektionskrankheiten Verstorbenen neuerdings ganz auf den richtiger Erreger an, ob Medien und Politik eine tränenselige Schmierenkomödie für die Toten abfeiern – oder diese ganz einfach vergessen, ignorieren, mit Desinteresse strafen. Da Letzteres vor Corona für alle knapp 900.000 Toten galt, die alleine in Deutschland weltweit das Zeitliche segnen, seit Ausrufung der Pandemie nur für deren angebliche Opfer aber plötzlich das genaue Gegenteil geschieht, kann es sich nur um Heuchelei der Extraklasse handeln.
„Wenn jeder der mehr als 70.000 Coronatoten in Deutschland mindestens 20 Menschen hatte, die weinend am Grab standen, wären das 1,4 Millionen Hinterbliebene„, gab bedeutungsschwanger und anklagend im „Spiegel“ Kolumnistin Samira El Ouassil zu bedenken, und übertitelte ihren mit Fotos nummerierter Särge bebilderten Beitrag: „Unsere Trauer wird auf Friedhöfen verhandelt – und vergraben„. Es ist die Direktanknüpfung an die journalistische Dauerschnurre von Anfang Januar, als die Fake-News der angeblich durch Covid überlasteten Krematorien die Runde machte. Man fragt sich hier: Wo bleiben vergleichbare Betroffenheitselogen eigentlich bei Aids-Toten oder sonstigen tragisch an Infektionen Verstorbenen?
Lassen wir an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs Verstorbene, aber auch Verkehrs-, Unfall- und Kriegstote hier einmal beiseite und beziehen uns alleine auf die Todesopfer, die durch Infektionskrankheiten – also andere Erreger als Sars-CoV2- jämmerlich krepieren, vor und auch weiterhin in dieser aktuellen Pandemie, deren Zahl in der Summe den angeblichen Blutzoll von Corona um Größenordnungen toppt. Schnell fällt dann auf, wie selektiv doch die inszenierte Andacht und Trauer von Politikern wie Frank-Walter Steinmeier oder Markus Söder, aber auch von anderen prominenten Fürsprechern spezieller Corona-Gedenktage ist.
Hekatomben an vergessenen Toten
30.000 Tote alleine in Deutschland jährlich durch Lungenentzündungen. Influenza-Jahre zwischen mit 15.000, 25.000 oder mehr Toten (wie zuletzt 2018). Bis zu 20.000 Tote durch multiresistente Erreger, darunter einige Tausend Opfer nosokomaler Erreger in Kliniken („Krankenhauskeime“). Zigtausende tote alte jährlich infolge Magen-Darm-Infektionen, mit Novoviren, Legionellen und Salmonellen (jedes Jahr sind es alleine rund 1,45 Millionen Noroviren-Tote).
Dazu weltweit 690.000 HIV-Tote, auch in Deutschland nach wie vor hunderte. 400.000 bis 500.000 Malariatote jährlich weltweit. Vor allem aber Opfer viraler Hepatitis – in Deutschland ebenfalls in die zehntausende gehend – stellen nach wie vor ein gigantisches Gesundheitsproblem dar, das global mehr Opfer fordert als Tuberkulose, Aids und Malaria zusammen: alleine 2016 waren 1,34 Millionen Tote der leberzerstörenden Infektionskrankheit zu beklagen. Alleine Hepatitis B tötet laut Robert-Koch-Institut 887.000 Menschen jährlich weltweit. Und von allen erdenklichen sonstigen Viren- und Infektionskrankheiten wie Cholera, Ebola, Dengue- oder TseTse- oder Gelbfieber wollen wir gar nicht reden.
Diese alle sind reale, echte, immer dagewesene und bis heute nicht besiegte medizinische Katastrophen – und Krankheiten, deren Opfer nachweislich zumeist kausal AN, nicht „mit“ ihnen verstarben, und wo das Durchschnittsalter der Betroffenen, anders als bei Corona, eben nicht über dem durchschnittlichen natürlichen Sterbealter lag, sondern deutlich bis massiv darunter.
Die wahren Pandemien haben nie jemanden gejuckt
Es sind ECHTE Pandemien – auch wenn sie als solche nie deklariert oder im politischem Interesse ausgerufen wurden. Folglich wurden in ihrem Namen auch noch nie Lockdowns, wirtschaftliche Selbstzerstörungen im planetaren Maßstab und diktatorische Gesundheitsregimes in scheinbar liberalen Verfassungsstaaten etabliert – ohne dass dies, bis März 2020, irgendjemanden je gestört hätte.
Erst seit 2020 wird das Entsetzen darüber kultiviert und institutionalisiert, dass doch tatsächlich alte und vorerkrankte Menschen an einem respiratorischen Atemwegserreger versterben können, dass es überhaupt Tote durch einen neuartigen Vertreter einer wohlbekannten, schon immer bekannten Virenklasse geben kann. Es ist eine Wahrnehmungsstörung: Anstelle der bisherigen, übrigens auch lebenswichtigen Verdrängung und Inkaufnahme von Leid und Elend, die das Leben begleiten und die unvermeidlich sind, versagen wir uns das Leben, verbieten Regierungen Menschen ihre Gewohnheiten, Bedürfnisse und Freiheiten und rauben der Jugend sowie der Aktivbevölkerung ihre knappe Lebenszeit, um einen wahnhaft-totalen Gesundheitsschutz zu etablieren, zu dem der Staat weder die Verpflichtung noch das Recht hat. Natürlich sind Nothilfe, Rettung, Gesundheitsfürsorge essentiell – aber nie um den Preis der Versagung des Lebens.