“Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” hat beim ZDF nicht nur Platz, sondern feste Sendeplätze: Jan Böhmermann, von manchen als “Kotzbrocken der Nation” bezeichnet, verspritzt sein Gift seit vergangenem Jahr im Hauptprogramm des Zweiten im “Magazin Royale”; ab kommendem Monat erhält er auch noch seine eigene Kochshow. Und wenn er nicht als Beweis für die unverschämteste Verfassung von Zwangsgebühren sein Unwesen treibt, tut er das, was ihm am besten liegt: Hetzen auf Twitter.
Aktuelle Zielscheibe ist Schauspieler Till Schweiger, der in den vergangenen Jahren nicht unbedingt als Anhänger “neurechter” Verschwörungsnarrative oder Regierungskritiker in Erscheinung getreten wäre, sondern im Gegenteil in der Flüchtlingsdiskussion stets dezidiert “mainstreamtaugliche” Positionen einnahm. Offenbar jedoch ist Schweiger doch unvoreingenommener und geistig offener, als seine Spötter und Kritiker von ihm dachten – denn er informiert sich wohl auch bei Freien Medien der Gegenöffentlichkeit und steckt Menschen nicht in Schubladen.
So hatte Schweiger keine Berührungsängste, auf Twitter den Journalisten Boris Reitschuster zu loben. Ein brandgefährliches Bekenntnis, das in Merkeldeutschland sogleich unter “toxische Nähe” fällt und den Tatbestand der Kontaktschuld erfüllt. Und natürlich fühlte sich prompt Jan Böhmermann berufen, als Chefankläger aufzutreten und Schweiger anzupinkeln:
Indem Böhmermann Schweigers Film “Honig im Kopf” zitiert, bringt er also soviel zum Ausdruck wie: Wer sich mit den Falschen zeigt und sich positiv über vom Gesinnungsmilieu zum Abschuss freigegebene Journalisten äußert, ist mental nicht mehr ganz dicht. Eine bodenlose Verhöhnung nicht nur aller Alzheimer-Kranken, sondern auch eine Offenbarung der totalitären Grundhaltung, die diesem Systemkomiker eigen ist: Abweichende Standpunkte als krankhaft zu medizinalisieren ist eine klassische Übung aller sozialistischen und faschistischen Regimes. In diesen würde sich ein linientreuer Böhmermann vermutlich pudelwohl fühlen, als eine Art Klamauk-Reinkarnation von Ilja Ehrenburg. Pfui Teufel. (DM)