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Trends in den USA – Legalisierung von Cannabis

Die Legalisierung von Cannabis ist ein Dauerbrenner und scheint unaufhaltbar zu sein. Linke und Grüne, SPD und FDP – fast alle Parteien gehen mit dieser Forderung bei Jungwählern auf Stimmenfang. Lediglich Teile der Union sowie die AfD bleiben bei einem klaren Nein. “Hope for Dope” scheint die neue unausgesprochene Parole zu sein. Unter einer Bundeskanzlerin Baerbock dürfte der halbherzige Widerstand der Unionsfraktion … [SWP] aber schnell in sich zusammenbrechen.

Welche Folgen eine lockere Drogenpolitik zeitigt, lässt sich bereits heute in Kanada und den USA studieren. Dabei sollte man allerdings sehr genau zwischen natürlichen und synthetischen Stoffen unterscheiden. Größere Probleme sind dort bislang bezüglich der Freigabe natürlicher Stoffe ausgeblieben. Allerdings sind längst nicht überall die vollmundigen Versprechen der Befürworter realisiert worden. In der Folge bleibt diesbezüglich selbst die USA auf Ebene der Bundesstaaten ein regelungstechnischer Flickenteppich. Lediglich einige neue Trends im Umgang mit Cannabis haben sich seither herausgebildet.

Feinschmecker-Cannabis

Früher kauften Cannabis-Konsumenten ihr Gras verschämt an irgendeiner Straßenecke und hatten dabei stets ein ungutes Gefühl im Nacken, schließlich könnte die Polizei an der nächsten Ecke lauern. Schlechter oder auch noch gestreckter Stoff in dieser Illegalität tat sein Übriges, um das Genuss-Potential klein zu halten. Und letztlich wurde einfach genommen, was zu bekommen war. Leider keine gute Voraussetzungen.

Heute wird Cannabis mehr oder minder wie teurer Wein vermarktet. Was dem Weinkenner die Rebsorten, sind dem Cannabis-Feinschmecker die Strains. Beim Rauchen meint der Kenner, Zitrus-Aromen, Erdbeere oder Haselnuss herauszuschmecken. Nun gut, wie bei Wein auch, halt eine Geschmackssache. Dafür greift der Konsument heute gerne etwas tiefer in die Tasche: Ein Edel-Joint kann somit locker mal 50 US-Dollar kosten. Jetzt allerdings ziemlich legal und deshalb kann man dabei ganz offiziell auf Qualität pochen. Allein das ist schon ein Fortschritt.

Die Renaissance der Hobby-Gärtner

Menschen, die zuvor noch nie einen Spaten in die Hand genommen haben, entdecken seit der Legalisierung unvermittelt ihren grünen Daumen. Sie bauen aufwendige hydroponische Anlagen, nehmen Klone einer Zamnesia Autoflowering Pflanze … [Rеklаmе] oder erstellen die perfekte Düngermischung für ihre Cannabis-Setzlinge. Es ist kaum zu glauben, wie viel Arbeit sie auf einmal in dieses Hobby stecken.

Wenn selbstangebautes Cannabis die Menschen grüner werden lässt, ist das offenbar ein wünschenswerter Nebeneffekt eines freieren Umgangs mit diesen Pflanzen. Sicher ein interessanter Ansatz für allerhand Nachwuchspolitiker hierzulande, sich bei den Fans dieser Pflanzen lieb Kind zu machen. Selbst die Wirtschaft freut es: Saatguthändler und Gartenmärkte verdienen gleichermaßen gut an diesem Trend. Mal sehen, wann die EU ihre Regelungslust an diesem Saatgut entdeckt.

Cannabis ist jetzt plötzlich ein Gesundmacher

Cannabis als Droge? Nicht doch … das war früher einmal. Viele der neuen Marihuana-Fans rauchen selbstverständlich nur aus gesundheitlichen Gründen einen dicken Joint nach dem Aufstehen. Sie leiden wahlweise unter Migräne, Asthma oder einer Angststörung und brauchen daher unbedingt ihre natürliche Arznei, um sich gut und gesund zu fühlen. Mal ehrlich, bei der aktuellen Politik kann doch die Zunahme der Angststörungen überhaupt niemanden verwundern. Der gesundheitliche Nutzen von Cannabis – in allen möglichen Varianten – ist tatsächlich vielfach belegt und gut dokumentiert.

Wenngleich seinerzeit auch nur reine Werbestrategie, verhielt es sich früher ähnlich mit Zigaretten. Es ist noch keine hundert Jahre her, da warben die Tabakkonzerne mit dem vermeintlichen Gesundheitsnutzen ihrer Produkte. Anders als beim Cannabis geht die Schlacht beim Tabak deshalb gerade mal wieder in die andere Richtung, hier ein Beispiel: Neuseeland erklärt Tabakindustrie den Krieg[Jouwatch]. Bei den Zigaretten entstehen die eigentlichen Probleme allerdings mehr durch die vielfältigen wie unnatürlichen Zuschlagstoffe, die hier das Suchtpotential erhöhen sollen bzw. Auswirkungen auf den Geschmack der Produkte entfalten sollen. Da wird billiger Tabak oftmals unnatürlich “aufgebrezelt”. Das sollte man bei der Betrachtung fein sauber auseinanderhalten.

Stärkere Sorten und Gras aus dem Internet

Immer wieder ist davon die Rede, dass Cannabis heutzutage stärker ist als früher. Die Konzentration des Wirkstoffs THC bewegte sich einst im niedrigen einstelligen Bereich, erreicht heute aber oft zehn Prozent oder mehr. Beim Stoff von der Straße schwankt der Gehalt oft stark, auch wegen der immer noch verwendeten Streckmitteln oder schlechter Lagerungsbedingungen. Nach der Legalisierung gehört all das der Vergangenheit an. Die Hersteller überbieten sich geradezu mit neuen Sorten, die eine immer stärkere THC-Konzentration aufweisen.

Der Handel mit Cannabis-Produkten ist in den USA speziellen Geschäften vorbehalten. Wie nicht anders zu erwarten, hat sich in dieser Branche, wie in vielen andern, ein reger Online-Handel herausgebildet. In einigen Städten gibt es Lieferdienste … [Welt], die das Cannabis im Stil der Pizza-Lieferung nach Hause liefern. Und in manchen US-Bundesstaaten ist es möglich, Marihuana in ganz normalen Online-Shops zu bestellen. Das ist überaus komfortabel. Ob und wann Deutschland diesem Modell folgen wird, steht noch absolut in den Sternen.

Letztendlich hat sich nach der Legalisierung von Cannabis in den USA tatsächlich nicht viel geändert. Denn der Konsum war auch vorher schon weit verbreitet. Mögliche Vorteile der Legalisierung sind ein Rückgang der Kriminalität sowie höhere Steuereinnahmen. Spätestens an dieser Stelle müssten doch unsere geldgierigen Politiker wieder ihr Herz für die Kiffer entdecken, oder? Zu den Gefahren zählt sicher die Verharmlosung des Themas. Aber auch hier gilt mal wieder: “Die Menge macht das Gift” und staatliche Regelung sollte nie die Eigenverantwortung ersetzen. Ob letztlich die positiven Seiten überwiegen, wird sich früher oder später auch in Deutschland zeigen.

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