Humanitätsbesoffen und blind: 2015 wird sich wiederholen, und keiner bedenkt die Folgen für Deutschland

Der Zusammenbruch Afghanistans und das grandiose Scheitern der dortigen westlichen Mission – soviel zum Thema „Enduring Freedom“ – zeigt erneut: Im Generieren neuer Flüchtlingsströme ist diese Bundesregierung mindestens so kompetent wie bei deren anschließenden obergrenzenfreien Aufnahme, ohne sich mit den langfristigen Folgen zu befassen. Zuerst werden durch Unterlassen sehenden Auges tatenlos humanitäre Katastrophen zugelassen („Verschärfung von Fluchtursachen„), dann werden Lockrufe und fatale Signale an die Menschen dort gesendet („rasche Hilfe“ / „bedingungslose Aufnahmebereitschaft„), und am Ende gilt wieder die normative Kraft des Faktischen: Alternativlose Duldung von Masseneinwanderung als Gebot der Menschlichkeit. Jetzt sind sie nun mal da.

2015 dürfe sich „nicht wiederholen„, schallt es wohlfeil aus alle Kanälen durch den Äther (siehe beispielsweise hier und hier und hier und hier), und zwar von ausnahmslos allen Parteien – von der FDP bis zu Teilen der Grünen und der Linken, die am liebsten gleich alle Afghanen nach Deutschland umsiedeln würden – jedenfalls die, die bei den Taliban nicht mitmachen möchten. (Kurze Randbemerkung: Interessanterweise denkt von all den Aufnahmebeseelten keiner darüber nach, wieso es vor allem wieder junge Männer sind, die wir aufnehmen – während die Frauen als die eigentlichen Leidtragenden dort den wahren islamistischen Horror durchleiden. In Masar-i-Sharif zogen die Taliban von Haus zu Haus und fordern die Familien unter Todesandrohung auf, ihnen alle mindestens 12-jährigen Töchter auszuhändigen, damit diese als Sexsklavinnen ihrer Krieger oder als zwangsverheiratete Gebärmaschinen zuwillen sind.)

Selbst AfD-Chef Jörg Meuthen macht sich für die Aufnahme stark und stimmt damit in den Chor der Einheitsparteienfront ein – zumindest wenn es um die unbürokratische und schnelle Aufnahme der sogenannten „Ortskräfte“ geht. Der Schlamperei und Untätigkeit von Außenminister Heiko Maas und seiner Amtskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer ist es hierbei zu verdanken, dass bis jetzt nicht klar ist, wieviele dieser angeblichen oder tatsächlichen Helfer der Bundeswehr – zuletzt und in der Vergangenheit – hier einen moralisch in der Tat berechtigten Anspruch erheben. Wir werden es erleben, dass am Ende nicht zehn, sondern hunderttausende angeblicher „Ortskräfte“ in Deutschland ankommen. So wie ja damals ausschließlich „syrische Bürgerkriegsflüchtlinge“ zu uns gelangten, alle ohne Pass.

Kurzum: 2015 wiederholt sich sehr wohl – und schuld ist damals wie heute Merkel, diesmal sogar mit noch größerer Beteiligung am unmittelbaren Fluchtanlass. Und auch wenn es aufgrund der viel größeren Distanz und einer veränderten geopolitischen Situation, die auch die Fluchtlinien beeinträchtigt, länger dauern wird, so dass nicht alle auf einmal zu uns gelangen: Sicher ist, dass uns weitere Hunderttausende, wenn nicht Millionen „Flüchtlinge“ ins Haus stehen, und zwar ausgerechnet aus dem Land, in dem eine fundamentalistische und besonders rückständige Ausprägung des politischen Islam als praktisch einziger Gesellschaftsordnung nunmehr zum zweiten Mal binnen 25 Jahren am Drücker ist.

Geschichte wiederholt sich

Und weil die afghanische Bevölkerung so jung ist und keine demokratische Sozialisierung kennt, sind selbst jene, die vor den Taliban zu uns flüchten, kulturell und geistig in den meisten Fällen nicht integrationsfähig. Warum wohl war gerade in den letzten Tagen, bevor das Augenmerk auf die Katastrophe am Hindukusch gelenkt wurde, in Deutschland so erbittert um die Abschiebung von afghanischen Kriminellen gerungen worden? Nur nochmal zur Erinnerungsauffrischung: Der vorangegangene, schon beinahe wieder verdrängte Berliner Maryam-„Ehrenmord“ war nur der jüngste einer endlosen Reihe von Verbrechen, die als Folge vorsintflutlicher, inkompatibler Wertvorstellungen fast täglich in Deutschland begangen werden, und zwar von Vertretern der Schutzklientel, von der uns nun ein Vielfaches heimsuchen wird.

Am Anfang ist da immer der unmittelbare, menschliche Impuls zur Hilfe. So war es 2015 nach den Budapester Bahnhofsbildern, und so ist auch es jetzt wieder beim Anblick der Bilder vom Rollfeld des internationalen Kabuler Flughafens. Politik und Öffentlichkeit im Wohlfühl-Lalaland Deutschland halten keine Grausamkeiten mehr aus, sie folgen dem infantilen Reflex, auf schreckliche Bilder hin in Aktionismus zu verfallen – um den Preis, dass sie später dann noch viel schrecklichere Bilder aushalten müssen. Was vor sechs Jahren die dramatisch inszenierten Fotos des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi waren, das könnten jetzt die Bilder von aus den Evakuierungsfliegern stürzenden verzweifelten Afghanen werden – oder womöglich in den nächsten Tagen folgende noch schlimmere Beispiele einer Elendsikonographie, die dann den nächsten Willkommensrausch illustriert und triggert.

Vormittelalterliche Sozialisation auf dem Weg zu uns

Über die Folgen dieser Politik, die viele bis heute nicht einmal bei der 2015 gezündeten Zeitbombe begriffen haben, wird auch diesmal nicht groß nachgedacht: Wer mahnt, ist rechts. Das „respice finem“, das Zuendedenken von moralisch noch so geboten erscheinenden Entscheidungen, hat in Deutschland längst ausgedient. Wer interessiert sich schon dafür, wie die Afghanen ticken, auch die Hilfsbedürftigen, die wir nun zu uns holen – ob in „mindestens fünfstelligen Kontingenten„, so Annalena Baerbock, oder gar in Heeresstärke? Im Jahr 2013 wurde, unter damals noch leidlich „stabilen“ Verhältnissen und  wohlgemerkt inmitten des damals noch voranschreitenden „Demokratisierungsprozess“ des Landes, auch in Afghanistan eine Studie über das religiöse, politische und soziale Denken von Muslimen durchgeführt (wie auch in anderen Staaten der islamischen Hemisphäre), die vom „Pew Research Center“ unter dem Titel „The World’s Muslims: Religion, Politics and Society“ publiziert wurde.

Schockierendes Ergebnis: 99 Prozent aller Afghanen – der im internationalen Vergleich höchste Wert – sprachen sich ausdrücklich dafür aus, die Scharia zur einzigen offiziellen Rechtsgrundlage ihres Staates zu machen. An dieser Zahl dürfte sich seither wenig geändert haben. Auch wenn die Steinzeitauslegung der mohammedanischen Rechtsvorschriften, für die die Taliban stehen, vielen zu weit geht: Die meisten Afghanen erkennen ausschließlich den Koran als Rechtsquelle an, noch vor allen weltlichen Instanzen, und ihnen ist das Konzept der Trennung von Staat und Religion völlig fremd. Diese Prägung bringen selbst die nicht „radikalislamischen“ oder terroraffinen Schutzsuchenden von dort nach Deutschland mit. Welche Folgen es für Deutschland hat – dem Land, in dem der Brückenkopf der Islamisierung bereits bestens ausgebaut ist -, wenn hier weitere Millionen orthodoxe Muslime heimisch werden: Dazu braucht es keine große Phantasie. (DM)