Peter Sloterdijk (Foto: Imago)

Der weltfremde Weltenerklärer

Wenn der GEZ-Comedian Dieter Nuhr, der TV-Schlaumeier Ranga Yogeshwar, der Kölner Sänger Wolfgang Niedecken, der Komiker Hape Kerkeling und andere Entertainer Aussagen von sich geben, die das gegenwärtige Corona-Terrorregime stützen, staunt man und fasst sich an den Kopf. Im Falle von Peter Sloterdijk, der gemeinhin als einer der bedeutendsten Philosophen unserer Tage gilt, ist man entsetzt.

Von Stefan Barme

In der aktuellen Ausgabe des Hamburger Magazins „Brand eins“ lässt er die Leser wissen, die sogenannten Querdenker seien: „Figuren wie aus dem Spätmittelalter, die den Weg in die Moderne und damit zu naturwissenschaftlicher Evidenz und zum Staatsbürgertum innerlich nicht mitgegangen sind. Das hat im Verwechseln der eigenen Wünsche mit der Welt etwas Kleinkindliches.“ Daraus darf man schließen, dass für diesen Denker „naturwissenschaftliche Evidenz“ einzig und allein den Äußerungen und Daten politisch und finanziell abhängiger „wissenschaftlicher“ Mietmäuler zuzusprechen ist, während die unzähligen widersprechenden Aussagen hochrenommierter, aber regierungsferner Forscher und Nobelpreisträger null und nichtig sind. Aber Moment mal, Herr Professor: War das im Spätmittelalter nicht auch so, dass ausschließlich das Wort der Kirche, der heiligen Inquisition galt und Abweichler unterdrückt, verfolgt und verbrannt wurden?

Es ist schon erstaunlich, wenn ein immer wieder als Weltenerklärer hofierter Star-Philosoph nicht mitbekommt, dass sich das Thema Corona-Impfung in Anbetracht unwiderlegbarer Daten und Fakten wie folgt zusammenfassen lässt:

https://twitter.com/SHomburg/status/1425507118422036488

Zu dieser Übersicht noch zwei Ergänzungen: In Israel und Australien sind praktisch alle neuen Covid-Hospitalisierungen geimpfte Patienten (https://www.legitim.ch/post/israel-australien-berichten-fast-alle-neuen-covid-hospitalisierungen-sind-geimpft), und: „Geimpfte sind gefährlich für andere Menschen und sollten von der Gesellschaft isoliert werden“ so derfranzösische Impfexperte Professor Christian Perronne: (https://www.ukcolumn.org/video/frances-long-time-vaccine-policy-chief-covid-policy-is-completely-stupid-and-unethical).

Vermutlich wird Sloterdijk auch diesen Meldungen „naturwissenschaftliche Evidenz“ absprechen, ebenso wie den inzwischen sehr zahlreichen internationalen Studien, die nachweisen, dass das Maskentragen gesundheitsschädlich ist: „Wir haben von einer jungen Nachbarin gehört, dass ihre Mutter mit Staubsaugerbeutelpapier gefütterte Masken näht, solche haben wir ganz heiter mehrfach bestellt, offenbar mit Erfolg. Dann kamen die billigen Alltagsmasken, zuletzt die professionellen Modelle. Inzwischen hängen an den Türklinken im Flur bei uns fünfzig Masken (…)“ (Peter Sloterdijk: „Der Staat streift seine Samthandschuhe ab: Ausgewählte Gespräche und Beiträge 2020–2021“, Berlin, Suhrkamp, 2021, Seite 185f.). Da kann man nur sagen: Wenn Du geschwiegen hättest …

Es ist erschreckend, wenn Geistesmenschen eines solchen Kalibers nicht mitbekommen, dass das Corona-Lügengebäude (das bereits im März 2020 durchaus als solches zu erkennen war) schon längst zusammengebrochen ist. Noch weitaus erschreckender ist es freilich, wenn sie den Totalitarismus/Faschismus in statu nascendi nicht wahrnehmen (wollen?). Da werden wir nachweislich seit geraumer Zeit gezielt und systematisch von einem Psychopathen-Herrschaftskartell (Politik, Medien und korrupte „Wissenschaftler“) belogen und inzwischen ein Großteil der Bevölkerung einschließlich der Kinder und Jugendlichen auch noch genötigt und erpresst, da läuft vor unseren Augen der größte Massenmord und das größte Menschenexperiment der Geschichte ab, und unserem eine verblüffende Staats-, Wissenschafts- und Pharmagläubigkeit offenbarenden Weisheitsfreund fällt nichts anderes ein, als jene kritischen und skeptischen Menschen, die dagegen aufstehen, als zurückgebliebene Idioten abzustempeln. Was für ein Offenbarungseid!

Ob Sloterdijk die zukunftsweisenden und so überaus menschenfreundlichen Schriften des Klaus Schwab schon einmal gelesen hat? Oder andere unmissverständliche Äußerungen zur Neuen Weltordnung bzw. Bevölkerungsreduktion, wie etwa die folgenden?

„In Zukunft wird es um die Frage gehen, wie sich die Bevölkerung reduzieren lässt (…) Irgendetwas werden wir schon finden oder auch selbst erzeugen. Vielleicht wird es eine Pandemie sein, die auf bestimmte Menschen abzielt, eine echte oder geplante Wirtschaftskrise, ein Virus, das die Alten oder jeden ab einer gewissen Größe befällt. Was es genau sein wird, spielt keine Rolle. Die Schwachen werden ihm erliegen, während es die Ängstlichen und Dummen glauben werden und sich behandeln lassen. Wir werden dafür sorgen, dass die Behandlung bereitstehen wird, eine Behandlung, die auch die Lösung darstellen wird. Die Idioten werden sich dabei selbst auswählen: Sie werden von selbst zur Schlachtbank gehen.“ Nein, diese Worte stammen nicht von einem Verschwörungstheoretiker, sondern von dem bekannten französischen Sozialtheoretiker und Wirtschaftswissenschaftler Jacques Attali, der von 1981 bis 1991 den französischen Präsidenten François Mitterand beraten hat und von 1991 bis 1993 erster Leiter der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung war (https://uncutnews.ch/die-dummen-werden-es-glauben-und-sich-behandeln-lassen-das-szenario-fuer-die-entvoelkerungspandemie-von-1981/).

Sloterdijks eingangs zitierte Aussage ist auch insofern bemerkenswert, als das „Staatsbürgertum“ für ihn offenkundig so eine Art grundsätzlich nicht in Frage zu stellender Fetisch darstellt. Die wohl unwiderlegbare Kritik, die der beinahe gänzlich in Vergessenheit geratene deutsche Philosoph Leopold Ziegler an der modernen Demokratie als Parteien- und Massenstaat geübt hat („Fünfundzwanzig Sätze vom Deutschen Staat“, Darmstadt, 1931), sowie die vernichtenden Argumente eines Hans-Hermann Hoppe und eines Oliver Janich gegen den modernen Staat, scheint dieser hartnäckige Realitätsverweigerer selbst in Anbetracht der apokalyptischen Demaskierung unseres gesamten Polit-Systems einschließlich der Judikative nicht für diskussionswürdig zu erachten. Unsere Parteiendemokratie betrachtet dieser wortgewaltige und gedankenreiche Intellektuelle offenkundig als alternativlos bzw. als beste aller möglichen politisch-sozialen Ordnungen.

Angesichts seiner jüngsten Äußerungen („Man kann sich vorstellen, dass Spahn mit der Zeit ein hervorragender Bundeskanzler würde“; „Ich glaube, man muss heute über Aussteigerprogramme für Anhänger der Querdenker und anderer Regressionssysteme nachdenken; „Im Ausnahmezustand streift der Staat die Samthandschuhe ab, mit denen er im Normalzustand die Bürger anfasst“) muss man sich in der Tat fragen, ob die grassierende Coronoia bei diesem Kritiker der Anti-Corona-Demonstrationen nicht eine Metanoia bewirkt hat, ob er den „demokratischen Parteien- und Rechtsstaat“ inzwischen nicht semantisch ähnlich flexibel auslegt wie das SED-Gewächs Angela Merkel.

Im Jahre 2019 noch feierte der renommierte Philosoph und Medienwissenschaftler Professor Norbert Bolz in seinem Peter Sloterdijk gewidmeten Enkomion selbigen als „souveränen Denker“, ja mehr noch: als Einzigen, der die Bedingungen dieses Idealtypus des Denkers erfülle, der sich Bolz zufolge durch Nonkonformismus auszeichne und dazu befähigt sei, der „Gruppe und den Medien zu trotzen“ und mit seinem Mut zur Wahrheit „den Funktionalismus, die ausweglose Immanenz der sozialen Systeme“ zu sprengen (Norbert Bolz: „Der souveräne Denker“, in: „Von Morgenröten, die noch nicht geleuchtet haben“. Ein Symposium zu Peter Sloterdijk, herausgegeben von Peter Weibel, Berlin, Suhrkamp, 2019, S. 11–25). Eine Randnotiz: Besagter Professor Bolz, der in den vergangenen Jahren immer wieder als Gast in GEZ-Quasselrunden aufgetreten ist, hat kürzlich eingeräumt, dass auch er sich den Piks hat verabreichen lassen, allerdings aus rein urlaubstechnischen Gründen („indubio“-Podcast der „Achse des Guten“ vom 8. August dieses Jahres, Folge 151, ab Minute 18:55).

Bleibt die Frage, wie der geistige Absturz des weltweit angesehenen Philosophen Sloterdijk zu erklären ist. „Die Politik verführt zum Gefälligkeitsdenken“ schreibt Norbert Bolz in seinem Lobgesang auf den Karlsruher Denker und zitiert ergänzend Friedrich Nietzsche: „Alles moderne Philosophieren ist politisch und polizeilich, durch Regierungen, Kirchen, Akademien, Sitten und Feigheiten der Menschen auf den gelehrten Anschein beschränkt.“ Womöglich wollen unsere großen Geister unbedingt mainstreamkompatibel bleiben, ihren Platz an der Sonne inmitten des Juste Milieu nicht verlieren. Aber warum sind sie darauf derart erpicht, dass sie sogar ihre eigene Seele und ihren Intellekt dafür verraten und ihre Gesundheit, ja ihr Leben aufs Spiel setzen? Eine mögliche, aber wohl unzureichende Antwort lautet: „Die Aufmerksamkeit anderer Menschen ist die unwiderstehlichste aller Drogen. Ihr Bezug sticht jedes andere Einkommen aus. Darum steht der Ruhm über der Macht, darum verblasst der Reichtum neben der Prominenz“ (Georg Franck: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. München 2007, S. 7).

Möglicherweise haben wir es aber auch einfach nur mit einer ungewöhnlichen Weltfremdheit von Elfenbeinturmbewohnern zu tun. Schopenhauer schreibt, dass viele Gelehrte sich dumm gelesen hätten. So weit wollen wir nicht gehen, als sicher darf aber jedenfalls gelten: Ein hoher Grad an Intellekt und Bildung impliziert nicht zwangsläufig das Vorhandensein von gesundem Menschenverstand.