Gulag (Bild: shutterstock.com/ Von Matyas Rehak)
Gulag (Bild: shutterstock.com/ Von Matyas Rehak)

Wie Corona-Diktatur an die dunklen Zeiten des Kommunismus erinnert

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Welt, in der wir seit anderthalb Jahren leben, hat nicht mehr viel mit dem freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat zu tun, in dem wir uns lange Jahre wähnten. Wir finden uns plötzlich in Zeiten wieder, die totalitäre oder zumindest autoritäre Grundzüge aufweisen. Die politische Herrschaft scheint die Bürger vollkommen ihren Zwängen unterwerfen zu wollen. Und es vergeht fast kein Tag, wo nicht auf sämtliche Lebensbereiche von Beruf über Freizeit bis hin zur Bildung eingewirkt wird, um die Bürger auf Linie zu bringen. Im Corona-Jahr 2021 ist das Private plötzlich sehr politisch – und es ist nicht die einzige Parallele zu kommunistischen Diktaturen, die man bestenfalls aus dem Schulbuch kannte.

Kommentar von Alfons Kluibenschädl

Natürlich sind wir zu diesem Zeitpunkt noch weit vom Ausmaß der Gräueltaten der kommunistischen Diktaturen respektive des „real existierenden Sozialismus“ entfernt. Aber die Saat ist ausgefahren – und auch die Methoden erinnern in Ansätzen an jene Ära, die man in Europa spätestens mit dem Fall der Sowjetunion überwunden glaubte. Doch neben ideologischen Versatzstücken als Unterbau des Radikal-Umbaus der Welt im Sinne der Eliten („Great Reset“) sind es gerade der totalitäre Überwachungscharakter und Strafen-Katalog, der frappierend an die dunklen Zeiten des weltweiten Kommunismus erinnern.

Die Beispiele sind so zahlreich, aber selbst eine Auswahl reicht, um kritische Bürger zurecht in Alarmbereitschaft zu versetzen. Es sind Parallelen, die sogar Ex-Staatschefs sehen, die in ihrem Land mit eigener Kraft einst für die Überwindung des Kommunismus kämpften.

„Gefährder“ des Systems mussten ins Lager

Unerwünschte, vermeintlich gefährliche Personen ins Lager: Das war ein zentraler Umgang der Sowjets mit ihren Gegnern. Damals diente ein beispielsloses Netzwerk an Lagern und Zwangsarbeitskolonien vor allem in den dünn besiedelten, aber rohstoffreichen Regionen Sibiriens als Ort, an den die Kommunisten viele Menschen einsperrten, die ihrem System entgegenstanden. Alleine zwischen 1930 und 1953 waren mindestens 18 Millionen Menschen interniert. Fast drei Millionen von ihnen überlebten ihre Verbannung nicht.

Das traf nicht nur politische Gegner, sondern konnte jeden treffen, der den Kommunisten ein Dorn im Auge war. Ehemalige Händler, Unternehmer und Adelige wanderten ebenso ins „Gulag“ wie „sozial schädliche und deklassierte Elemente“: von sozial Schwachen bis hin zu als „Kulaken“ bezeichneten Bauern konnte dies jeden betreffen. Wenn Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, unterstellte man ihnen Landesverrat. Per Stalin-Erlass wurden sie erschossen oder kamen ins Zwangslager. Ihre Familien schnitt man vor dem Winter von Wasser, Strom und Sozialstaat ab: Wie ein Todesurteil.

Es war übrigens kein Einzelfall: Auch in Rumänien unter Nicolae Ceausescu wanderten Regimekritiker ins Lager. Schrecklich waren auch die Zustände im ungarischen Arbeitslager Recsk, die oft ohne Gerichtsverfahren inhaftierten Zwangsarbeiter mussten Schwerstarbeit in einem Steinbruch leisten. Ihr Massengrab ist bis heute unentdeckt. Und sogar der lange von linken Jugendlichen vergötterte Che Guevara war kein Kind von Traurigkeit. Als Industrieminister in Fidel Castros Kuba schickte er zahlreiche Menschen wegen „mangelnder revolutionärer Moral“ in ein „Lager für Besserungsarbeit“.

Bespitzelung der Nachbarn als Bürgertugend

Generell waren die Kommunisten nie besonders zimperlich darin, Andersdenkende zu bespitzeln und zu verfolgen. So unterhielt etwa die DDR einen riesigen Apparat dafür. Neben 91.000 hauptamtlichen gab es im Jahr des Mauerfalles (1989) auch bis zu 189.000 informelle Mitarbeiter des „Ministeriums für Staatssicherheit“. Das macht insgesamt 270.000 Personen, die eine Bevölkerung von etwas mehr als 16 Mio. Bürger bespitzelte. Ihr Aufgabengebiet war breit: Von der Strafverfolgung von Oppositionellen über Spionage bis hin zur staatlichen Zensur – überall hatte die „Stasi“ ihre Finger im Spiel.

Letztendlich konnte niemand wissen, ob sein Nachbar für die Stasi arbeitete. Salopp beim Bier geäußerte Kritik an der Regierung konnte zur Inhaftierung führen. Und diese war recht häufig mit einer Form der Sippenhaft verbunden. Wessen Vater als Oppositioneller galt, der hatte recht schlechte Karten, zu einem Studium zugelassen zu werden. Wer etwas werden wollte, ging entweder zur SED oder zumindest zu einer der Blockparteien. Und selbst, wer die beschwerliche Flucht aus dem Regime in den Westen auf sich nahm war nicht zwingend sicher. Die Mitwirkung der „Stasi“ an mehreren Anschlägen auf einstige DDR-Oppositionelle nach deren „Republikflucht“ ist ebenso zweifelsfrei belegt wie die Mithilfe bei der Vertuschung der Ermordungen von „Republikflüchtlingen“ an der Berliner Mauer.

Menschenleben zählen nicht: Millionen Tote mahnen

Menschenleben waren den Kommunisten generell nie besonders wichtig. Immer auf dem Weg zum vermeintlichen „neuen Menschen“ und im Namen des Fortschritts, beging man üble Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Zwangsenteignung vieler Menschen führte im geraden Weg in den Holodomor: Darunter versteht man eine Hungersnot, bei der bis zu 15 Millionen Menschen den Tod fanden. Ähnliches war die Folge des „Großen Sprungs nach vorn“, den China unter Mao Zedong vorantrieb (bis zu 55 Mio. Tote). Alles im Willen, blind seine Agenda voranzutreiben und möglichst schnell im Kommunismus zu landen. Um die verhasste Landbevölkerung zu verdrängen, siedelte man Abermillionen Städter um und verpflichtete sie, dort die Felder zu bestellen. Sie wurden entwurzelt und zu entrechteten Dienern des Staates, denn er bestimmte auch, wer welche Ration erhielt.

Es ist eine Methode, die auch in Kambodscha zum Einsatz kam: Zwangsweise wurden die Städter auf die Reisfelder verfrachtet, die Millionenstadt Phnom Penh wurde zeitweise so zur Geisterstadt. Aber das war nicht das übelste Verbrechen der „Roten Khmer“. Denn in nur vier Jahren ermordeten sie etwa 2 Millionen Kambodschaner – oder ein Viertel der eigenen Bevölkerung. Lehrer, Händler und Intellektuelle aller Art mussten als Erste sterben – zusätzlich jene, die man für solche hielt. Dabei setzte man auch auf optische Gradmesser zur Erkennung: Wer Brillenträger war, galt als möglicher Intellektueller und wurde erschossen. Wer eine Fremdsprache konnte, galt als suspekt und Kollaborateur mit dem Ausland. Und darauf stand nicht nur der eigene Tod, sondern häufig auch die Ermordung der gesamten Familie. Kleinkinder wurden zum Teil gegen Baumstämme geschleudert, um sie dabei zu töten. Wer nicht auf den Reisfeldern starb, landete im Todeslager.

Kontaktschuld und Sippenhaft in Nordkorea – bis heute!

Die Vorstellung, dass gleich die ganze Sippschaft verdorben sein muss, gilt noch heute in Nordkorea. Die gesamte Bevölkerung wird nach dem Songbun-System in drei Gruppen eingeteilt: Die loyale Klasse, die „schwankende“ Klasse und die feindlich Gesinnten. Der Aufstieg in diesem System ist so gut wie unmöglich, die Herabstufung einfach. Es reicht mitunter schon die Spekulation über den Gewichtsverlust des Diktators dafür aus. Und herabgestuft wird man nicht nur selbst: Sondern die ganze Familie, bis ins dritte Glied.

Diese Dreiklassen-Gesellschaft bestimmt im Zweifelsfall auch über Leben und Tod. Als es zwischen 1994 und 1998 zu einer Hungersnot kam, die zwischen einer halben Million und zwei Millionen Nordkoreaner dahinraffte, wurde das Essen zuerst an loyale Personen mit gutem Songbun verteilt. Als Metapher dürfen häufig Tomaten, Äpfel und Trauben herhalten: Erstere sind durch und durch rot, zweitere sind es nur an der Oberfläche und letztere täuschen bestenfalls darüber hinweg, rot zu sein. Dagegen mahnt die Praxis der Sowjetunion, aus der Gnade der Obrigkeit Gefallene aufwändig aus Bildern heraus zu retuschieren, vergleichsweise menschlich an…

Zwei Kehrseiten derselben Medaille

Angesichts der weltweiten Blutspur des Kommunismus und seiner Verfechter ist es recht unfassbar, dass dieser weiterhin seine Verfechter hat. Aber meistens kommt es ihnen wohl weniger auf die Umsetzbarkeit seiner Zeile an, sondern auf die Machtfülle. Denn die Vorstellung, die Menschen enteignen zu können und mit Ausnahme einer kleinen Elite zu völlig überwachten Sklaven zu machen, ist für Machtmenschen attraktiv. Gleichzeitig hört sich das Gerede von Gerechtigkeit, Ausgleich und Umverteilung für den Souverän stets gut an – der Vergleich „Opium für das Volk“ kommt nicht von ungefähr. Menschenleben sind für sie nur eine Ziffer: Einige der Verfechter der „schönen neuen Welt“ kokettieren mit einer Reduktion der weltweiten Bevölkerung.

Und so finden sich in der Vorstellung des Radikal-Umbaus der Welt per „Great Reset“ nicht nur ideologische Parallelen zum historischen und aktuellen Kommunismus, sondern auch die Kontrolle und Einteilung der Menschen nach ihrem Gehorsam. Die Enteignung als Endziel kommt ebenso vor wie die ständige Bespitzelung und „Vernetzung“ der Bürger. Unterfüttert wird dies mit einer Vermählung dieser Gleichmacherei mit mehr Macht und Geld für die Eliten. Der Kapitalismus und der Kommunismus fungieren hier nicht mehr als Gegensätze, sondern als Kehrseiten derselben Medaille, die plötzlich komplementär sind. Auf der Strecke bleibt der Mensch, der ohnehin „gläsern“ sein soll und idealerweise nur „funktioniert“, bis man ihn durch die Verschmelzung von Mensch & Maschine als „neuen Cyborg-Menschen“ neu erfinden kann. Und wie seinerzeit im Kommunismus ist der Nationalstaat nur eine Zwischenstufe zur Utopie, den man eigentlich überwinden und beseitigen will.

Pandemie als Vorstufe zum Welt-Kommunismus?

Dem kritischen Beobachter scheint die sogenannte Pandemie nicht nur wie ein Startschuss in diese dystopische Zukunft, sondern es tauchen auch bereits erste Anzeichen auf, dass einige der übelsten Methoden salonfähig werden. Schickten die Sowjets ihre „Aussätzigen“ nach Sibirien, baut Australien an Quarantäne-Lagern im Outback. Halten sich Menschen nicht an behördliche Anordnung, applaudiert der polit-mediale Komplex, wenn man den Nachbarn, der in der Quarantäne um ein Feld spaziert oder den Müll runterbringt, bei der Staatsmacht verpfeift. Immerhin geht es ja gegen „Lebensgefährder“, wie Innenminister Karl Nehammer einst alle nannte, die sich nicht an die Regierungsmaßnahmen halten.

Wer diese kritisiert, dem soll die Tilgung aus der Öffentlichkeit gewiss sein. Der Schlager-Sänger Michael Wendler wurde nach seiner Kritik sogar aus den Aufnahmen einer Casting-Show herausretuschiert. Jeder, der sich mit Kritikern gemein macht, ist per Kontaktschuld ebenso „pfui“. Demonstrieren Zehntausende friedlich, so machen sie gleichgeschaltete Medien zum „Mob“, weil sie dort mit Menschen stehen, welche der Mainstream bereits als böse Menschen diffamierte. Und anstatt der „Stasi“ beschäftigt sich in Österreich eine Sektenfragen-Stelle mit Maßnahmen-Kritikern – in Deutschland der Verfassungsschutz. An Universitäten studieren dürfen ebenfalls nur jene, die sich den 3G-Regeln bedingungslos unterwerfen; ihren Status kann man ihnen am Armband ablesen. Regimekritikern wird mit dem Jugendamt gedroht, wenn ihre Kinder den Schul-Coronatests verweigern.

Der Ungeimpfte als neuer „Klassenfeind“

Mancherorts droht Ungeimpften sogar, das Gehalt im Fall einer Quarantäne gestrichen zu werden – auch dann wenn der positive Fall im Büro ein Geimpfter ist und sie selbst einen negativen Test vorweisen. Auf diese Art und Weise werden Menschen als Personen zweiter Klasse gebrandmarkt. Der „Klassenfeind“ von gestern ist quasi der „Ungeimpfte“ des Jahres 2021 und wenn er seine Familie nicht mehr ernähren kann, dann wäre er wohl besser nicht so aufmüpfig gewesen.

Die Folgsamen aber werden nach dem Muster des chinesischen „Sozialkreditsystem“ mit Teilen ihrer Grundrechte als „Privilegien“ belohnt – auch eine kommunistische Idee. Politische Opposition, die sich dagegen bildet, wird im besten Fall als „fotzendeppert“ bezeichnet und andernfalls als Betreiber des unsichtbaren Feindes angedeutet. Jeder, der sich dem Masken-, Test- oder Impfzwang nicht unterordnet, zeigt quasi „mangelnden revolutionären Charakter“.

Direkte und indirekte Zerstörung von Existenzen

Sie haben eben keinen guten Sozialkredit. Man kann sie aus dem öffentlichen Leben ausschließen – und Kritik daran ist unerwünscht. Währenddessen baut man an Überwachungssystemen, mit denen man Oppositionelle irgendwann per Knopfdruck ganz ausschalten könnte. Man muss sie nicht mehr wortwörtlich erschießen, um ihnen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Wenn die Kritiker dann kein Konto mehr haben dürfen und wegen Vorträgen übers Brotbacken und maskenfreien Busfahrten die Bildung „staatsfeindlicher Verbindungen“ vorgeworfen wird, ist der Schaden bereits angerichtet.

Und im Zweifelsfall müssten sich die Betreiber des neuen Systems auch nicht die Finger dreckig machen. Denn man hat ja immer noch Antifa-Schlägertruppen, die beste staatliche Alimentation erfahren. Wenn diese mit einem 40-Mann-Mob Besucher von kritischen Demos ins Koma prügeln, dann ist das eben ein Kollateralschaden, den die Quertreiber quasi auf sich nahmen, als sie nicht zum neuen Corona-Menschen werden wollten. Dazwischen begnügen sich die Mächtigen in ihrem totalitären, kommunistisch anmutenden Herrschaftssystem damit, die Menschen zu spalten. Die Freiheit, die sie meinen, hat aber so viel mit Freiheit zu tun wie die „Demokratische Volksrepublik Nordkorea“ mit Demokratie, dem Volk oder einer Republik.

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