Inflation ist die gefährlichere Pandemie

Die westlichen Demokratien sind pleite. In unterschiedlichem Ausmaß und mit geringen Ausnahmen. Doch generell ist dieser negative Befund richtig. Seit etlichen Jahren wird Geld in gigantischem Maße aus dem Nichts geschaffen, um die Pleite zu verbergen und zu verzögern.

Von Wolfgang Hübner

Endlos geht das aber nicht. Das bekommen jetzt auch die vielen Millionen Deutschen zu spüren, die gerade noch mit großer Mehrheit politische Kräfte gewählt haben, die sich nun so unwillig wie hilflos mit der rasanten inflationären Entwicklung in allen Bereichen auseinandersetzen müssen. Denn egal ob Lebensmittel, Energie, Konsumgüter, Dienstleistungen jeder Art – die Preise steigen. Und das hat einen Grund: Es kursiert viel zu viel Geld für eine fast gleichbleibende Menge von Waren.

Das Virusgeschehen, als „Corona-Pandemie“ bezeichnet, hat, oberflächlich betrachtet, noch einmal zu einer wahren Geldschöpfungsorgie geführt. In den USA und auch in der EU wird nicht länger in Milliarden, sondern in Billionen gerechnet. Aber sie dienen nicht dazu, die Viruskrise abzufedern, sondern sind nur ein neuer Versuch, das schon lange marode Geldsystem des Westens weiter am Leben zu erhalten. Gleiches geschah nach der Rezession 2000 und ebenso nach der großen Krise 2008. Doch bislang beschränkten sich die inflationären Folgen weitgehend auf Vermögenswerte wie Immobilien, Aktien oder Kunstwerke. Das hat zu der Illusion geführt, die von der Politik und den Zentralbanken verantwortete Inflation sei unter Kontrolle und die Reichen würden halt nur immer reicher.

Diese Illusion platzt jetzt an jeder Tankstelle, im Supermarkt, beim Bäcker oder Friseur. Und nun wird gerade bei den Energiepreisen deutlich, in welch hohem Maße der Staat die Bürger für die weltweit einmalige „Energiewende“ abkassiert. Aber das ist nur ein aufschlussreicher Nebenaspekt des wirtschaftlichen Dramas, das man Inflation nennt. Die Bezeichnung Drama ist vollauf gerechtfertigt, denn eine galoppierende Inflation gefährdet Gesellschaften wie individuelle Existenzen in einem Ausmaß, wie es die „Corona-Pandemie“ nicht annähernd vermocht hat. Notwendig wären eine starke Anhebung der Zinsen und eine Reduzierung der Geldmenge. Diese Therapie würde zu schweren politischen Erschütterungen und nicht minder schweren wirtschaftlichen Turbulenzen führen. Ohne diese Rosskur wird der westliche Patient aber nicht gesunden können.

Mit Sicherheit wird jedoch ein ganz anderer Weg eingeschlagen: Die Krise wird mit noch mehr Geldschöpfung erst recht angeheizt, so dass am Ende eine Hyperinflation mit faktischer Enteignung aller Ersparnisse und der Zerstörung des Sozialstaats unabwendbar sein wird. Die Zentralbanken in den USA und der EU haben jedenfalls ihr Pulver verschossen. Sie werden deshalb die Dosis der Droge Geld weiter erhöhen müssen, um das Desaster zu verzögern, angefeuert von denjenigen politischen Kräften, die um ihre Existenz an der Macht fürchten. Und die systemtreuen Medien werden die Lage schönreden und die misstrauisch gewordenen Massen zu beruhigen suchen: Es sei alles nur vorübergehend, die „Corona-Pandemie“ oder Putin seien schuld, die EZB habe alles im Griff. Es spricht allerdings viel dafür, dass wir nun im Würgegriff der weit gefährlicheren Pandemie sind – der Inflation.