China (Bild: shutterstock.com/Von crystal51)
China (Bild: shutterstock.com/Von crystal51)

Atomausbau in China: 440 Milliarden Dollar für neue Reaktoren

China hat im Laufe des Jahres die weitreichende Tragweite seiner Nuklearpläne offengelegt. Als weltgrößter Emittent von CO2 plant China in den nächsten 15 Jahren mindestens 150 neue Reaktoren, das sind dann mehr als der Rest der Welt, in den letzten 35 Jahren zusammen gebaut hat. Chinas Atomausbau übersteigt damit alle Planungen der westlichen Welt.

Ein Beitrag von Blackout News

Der Aufwand könnte bis zu 440 Milliarden Dollar kosten. Bereits Mitte dieses Jahrzehnts wird das Land deshalb die USA als weltgrößten Atomstromerzeuger überholen.

Chinas Aufholjagd in der Atomenergie

Präsident Xi Jinping und die chinesische Regierung haben sich nie gegen die Atomkraft ausgesprochen. Um Chinas Wirtschaft klimaneutral zu machen, waren deshalb stets mehrere Arten der Energiegewinnung im Gespräch. Doch Anfang des Jahres hat die Regierung in ihrem offiziellen Fünfjahresplan die Atomkraft als einzige Energieform mit konkreten Zwischenzielen herausgestellt. Kurz darauf formulierte der Vorsitzende der staatlich unterstützten China General Nuclear Power Corp. das längerfristige Ziel: 200 Gigawatt bis 2035. Damit kann man mehr als ein Dutzend Städte von der Größe Pekings mit Strom zu versorgen.

China sagt, seine Pläne könnten jährlich etwa 1,5 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen einsparen, mehr als das, was Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland zusammen ausstoßen.

Chinas Plan ist es, bis 2060 fast alle seiner 2.990 Kohlekraftwerke durch saubere Energie zu ersetzen. Um dies zu verwirklichen, werden Wind und Sonne den Energiemix des Landes dominieren. Kernkraft, die teurer, aber auch zuverlässiger ist, wird nach einer Einschätzung von Forschern der Tsinghua-Universität im vergangenen Jahr ein knappes Drittel sein.

Etwa 70 % der Kosten chinesischer Reaktoren decken chinesische Banken mit staatlicher Unterstützung durch Kredite, mit niedrigeren Zinssätzen.

Das Ziel von 2035 zusätzlichen 147 Gigawatt würde zwischen 370 und 440 Milliarden US-Dollar kosten. China erwartet auch, dass seine inländischen Projekte potenzielle Käufer aus dem Ausland überzeugen. Länder wie Pakistan haben bereits Interesse gezeigt für die chinesischen Atomkraftwerke.

Fokus auf neuartigen modularen Reaktoren

Im September kündigte China einen erfolgreichen Test eines neuen modularen Reaktors an. China Huaneng Group Co. sagte, es habe nachhaltige Kernreaktionen in einem im Inland konstruierten 200-Megawatt-Reaktor erreicht, der Helium und nicht Wasser erhitzt. Dadurch dass der Kühlprozess bei diesem Reaktortyp unabhängig von externen Stromquellen arbeitet, soll das Potenzial für eine massive Kernschmelze verhindert werden. China hat auch einen Thorium Reaktor entwickelt, der demnächst in Serie gebaut werden soll.

Chinas modulare Reaktoren benötigen zudem keinen neuen Kraftwerksbau. Theoretisch könnten sie kohlebefeuerte Generatoren in bestehenden Wärmekraftwerken ersetzen.

„Die Welt braucht flexiblere Versorgungsoptionen“, sagt Prakash Sharma, ein in Singapur ansässiger Analyst des Energieforschungsunternehmens Wood Mackenzie Ltd. „Der Vorteil eines kleinen modularen Reaktors besteht darin, dass man ihn besser in die Gesamtstromversorgung einpassen kann.“ Mit den modularen Reaktoren wäre es möglich die Turbinen und Generatoren von Kohlekraftwerken weiter zu nutzen und lediglich den Dampferzeuger dieser Kraftwerke zu ersetzen.

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