Erdingers Absacker; Bild: Collage
Erdingers Absacker; Bild: Collage

Erdingers Absacker: Die Schlagzeilen der üblichen Verdächtigen

Schlagzeilen sind lustig, auch ohne, daß man die dazugehörigen Artikel liest. Je fortgeschrittener die Gleichschaltung, desto lustiger die Schlagzeile. Als Buntesbürger bist du mit der weltanschaulichen Ausrichtung des Großteils der deutschen Medien inzwischen so vertraut, daß du meistens nicht danebenliegst, wenn du dir einfach denkst, was wohl im Artikel stehen wird. Also eine kurze Schlagzeilenschau bei den üblichen Verdächtigen.

+++ “n-tv”: “Russland hat keine Hightech-Waffen in der Hinterhand“. – Irre. Wovor haben “wir” uns dann gefürchtet all’ die Jahre? Taugt unsere militärische Aufklärung nichts? Haben uns die westlichen Spione Relotiaden aufgetischt? Warum haben “wir” Russland nicht schon längst plattgemacht? Schließlich regiert dort das Böse. Da hätte es was zu gewinnen gegeben! No risk, no fun. Das Land ist riesig, die Bodenschätze schier unerschöpflich. Sprit könnten wir haben für 15 Cent den Liter. Logische Erklärung vielleicht: “Wir” sind eben die friedlichsten. Der siebenfache Bombardierungsweltmeister aus den USA ist schließlich nicht wegen nichts Friedensnobelpreisträger. +++

+++ Nochmal “n-tv”. Der Habeck hat wieder einen rausgehauen zum Stopp russischer Gasimporte. Gestern noch tönte er, wer Putin schaden will, der spart beim Energieverbrauch. Heute ist er sich sicher: “Einigen ist nicht klar, welchen Preis man bezahlt“. Ach? Ist mir das schon einmal passiert, daß ich etwas bezahlt habe, ohne daß mir aufgefallen wäre, wieviel es gekostet hat? – Nö. Gas ist die eine Geschichte, Mineralöl eine andere. Wenn ich mir überlege, wo der Spritpreis aktuell ohne Steuern liegen könnte, möchte ich am liebsten gegenschlagzeilen: “Einigen ist nicht klar, welchen Preis man für Habeck bezahlt.” +++

+++ Die “Zeit”: “Das ist Putins innerster Zirkel“. Was macht der Zirkel? Laut “Zeit” hängt er Verschwörungstheorien an, kommt aus dem Sicherheitsapparat – Sicherheitszirkel mit Kinderschutzsicherung wahrscheinlich – und: Gottogott, er “interessiert sich für Geschichte”. Daß die Russen aber auch immer ein solches Glück haben? Bei uns outen sich die Verschwörungstheoretiker gerade erst als Realisten, in Russland sind sie es bereits; bei uns kommt der Zirkel aus Wolkenkuckucksheim und die westlichen Regierungen verdanken ihre Existenz der Tatsache, daß sich keine Sau für Geschichte interessiert, und wenn, dann höchstens für die von 33-45. Na ja, die Russen haben wahrscheinlich keinen Bergdoktor. +++

+++ “faz”-net. Unter einem Foto von Annalena Baerbock die Schlagzeile: “Es ist Irrsinn, uns Naivität vorzuwerfen“. Wenn es kein Irrsinn ist, dann ist es wahrscheinlich “Aggression hoch tausend”. Unsere grünen Peacenicks eben. Aber mit viel Wohlwollen kann man schon sagen, daß Frau Baerbock rechthat. Die grüne Naivität ist schließlich nicht erst seit gestern bekannt, sondern schon seit Bestehen der Partei. Das sind inzwischen gute vierzig Jahre. Da käme tatsächlich jeder Vorwurf zu spät. Aber mit dem “sich-an-die-eigene-Nase-fassen” hat es der Bundesbürger ohnehin nicht so. Dafür ist er Weltmeister bei der Identifizierung der wahren Schuldigen. Er selber ist das nie. +++

+++ “falter.at” schlagzeilt unter dem Foto einer lachenden jungen Frau neben dem ins Exil geflüchteten Ex-Kanzler Sebastian “Ohrwaschl” Kurz: “Eine Ex-Ministerin im Gefängnis“. Im Teaser dann: “Warum wurde die ehemalige ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin eingesperrt?” – Vermutlich hält sie irgendein dreckspatriarchalischer Staatsanwalt, ein frauenfeindlicher, für die Verantwortliche hinter einer Übeltat. Die arme Frau soll bösen Männern, denen sie arglos ausgeliefert gewesen ist, bestellte und mit Scheinrechnungen bezahlte, arg fingierte Umfragen geliefert haben, die dann in der total unabhängigen Presse platziert wurden, um den Österreichern klarzumachen, wie beliebt der Kurz Basti ist und daß er deswegen unbedingt Kanzler werden muß. Und jetzt muß das arme Opfer in der austriakischen U-Haft schmoren, einer der fürchterlichsten der Welt, während der Ex-Kanzler einen Job in den USA angenommen hat. Die arme Frau. +++

+++ “spiegel.de” schlagzeilt: “Tausende gestrandete ukrainische Touristen:’Das ist kein Urlaub, sondern die Hölle’“. Im Teaser dann: “Als in ihrer Heimat der Krieg ausbrach, waren tausende Ukrainerinnen und Ukrainer in Urlaub.” Ob diese abgrundtief schlechten Russen die Ukrainerinnen und sogar die Ukrainer bis in den Urlaub verfolgt haben? Zuzutrauen wäre es ihnen. Meinereiner fragt sich allerdings, ob sich der “Spiegel” im Jahre 1999 für totalgeschockte Serben im Urlaub interessiert hat. Auf die Schnelle läßt sich da nichts finden, außer ein paar Berichten über diesen total verkommenen österreichischen Schriftsteller namens Peter Handke, der sich verständnisvoll mit serbischen Touristen solidarisiert hatte und in seinem Heimatland auf die Tränendrüsen drückte. Vergangenes Jahr hat Peter Handke übrigens vom serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic den hohen Kardjordje-Stern überreicht bekommen. Der könnte einen gewissen Wert haben. Sei es wie es sei: Für den “Spiegel” wird schon ein ukrainischer Poroschenko-Schokotaler drin sein, überreicht von Wolodymyr Selenskyi. +++

+++ “tagesschau.de” titelt: “Wie hoch sind Russlands Verluste?” Über der Schlagzeile das Foto von einem Panzer. Wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg erbeutet, jedenfalls kein Hightech-Panzer. Haben die Russen schließlich nicht in der Hinterhand, diesen ganzen Hightech-Krempel, mit dem sie in Berlin notlanden müssten. In Deutschland ist die Schadenfreude eine der schönsten Freuden unter dem Fahrradhelmchen. Die Zeiten sind traurig. Da wollte die “Tagesschau” vermutlich für Stimmung per Information sorgen. Das war ein ehrenwertes Ansinnen. Bei den verlustreichen Spritpreisen an der Tankstelle auf jeden Fall. Der Deutsche verliert nicht gern allein. Wenn er schon zwei Euro dreißig für den Liter Diesel abdrücken muß, dann sollen die Russen wenigstens ordentlich auf den Sack bekommen dafür. So viel Kundenservice darf sein. “Tagesschau” – a petrochemical entertainment-division of Exxon. Als deutscher Fernsehzuschauer muß man schon wissen, wie hoch die russischen Verluste sind. Erstens würde einen die “Tagesschau” niemals anlügen, und zweitens ist schon interessant, wann der fiese Russe so geschwächt ist, daß man gefahrlos bis Moskau durchkommt mit seiner kostenanteiligen Fahrgemeinschaft. +++

+++ “tagesspiegel.de” meint: “Putin hat sich komplett verkalkuliert mit dem Widerstand“.  Eine Besetzung der Ukraine sei völlig unmöglich, so der “Tagesspiegel” unter Berufung auf einen Militärexperten. Überraschung! Wer seine Sinne beieinander hatte und wußte, in welcher Truppenstärke die Wehrmacht anno ´40 ihren Westfeldzug durchgeführt hat, der wußte automatisch auch, daß die Russen niemals eine Besetzung der ganzen Ukraine geplant hatten. Die ist nämlch noch um etliches größer, als Frankreich. Angeblich sind es an die 190.000 Russen, die gerade in der Ukraine kämpfen. Klar läßt sich damit kein ganzes Land besetzen. Inwiefern sich allerdings Putin verkalkuliert haben soll, bleibt ein völliges Mysterium. Er hatte offensichtlich nicht die Absicht, die ganze Ukraine zu besetzen. Außerdem hat er das selber gesagt. Es ist ja nicht sein Problem, daß ihm im Westen partout niemand glauben will. Aber egal: Die ukrainische Regierung scheint inzwischen eingesehen zu haben, daß ihr Frieden besser bekommt, als Widerstand. Es keimt Hoffnung, daß die Krim russisch bleiben wird und daß die beiden souveränen Republiken Luhansk und Donezk von den faschistischen Krawallbrüdern in Kiew künftig in Ruhe gelassen werden. Damit wäre dieser komplett fahrlässig herbeigeführte Krieg auch zu Ende. Hoffentlich kommt es so. Gott schütze die Ukrainer – und zwar vor ihrer eigenen Regierung. Und uns vor “unserer”. +++

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