Symbolfoto: Pressmaster/Shutterstock

Und wenn die Bio-Labore keine Kriegspropaganda sind?

Die russische militärische Intervention in der Ukraine wird unter anderem damit begründet, den Gefahrenherd geheimer, mit amerikanischer Unterstützung arbeitender Bio-Labore zu beseitigen. Dort soll nach russischen Angaben an militärisch nutzbaren Biowaffenprogrammen gearbeitet werden. Moskau behauptet nun, in den Besitz von Dokumenten gelangt zu sein, die das bestätigen.

Von Wolfgang Hübner

Demnach sollen an verschiedenen Orten der Ukraine Labore hochgefährliche biologische Experimente durchgeführt haben, um die Eigenschaften von Pest, Milzbrand, Cholera und anderen tödlichen Krankheiten mit Hilfe synthetischer Biologie zu steigern. Diese Labore, behaupten die Russen, seien von den USA finanziert und direkt beaufsichtigt worden.

Das sind, besonders unter dem Eindruck der weltweiten Virusseuche, zweifellos schwerwiegende Anschuldigungen, die Russland erhebt. Inwieweit die von den Laboren ausgehende Gefahr ein militärisches Eingreifen Moskaus legitimiert, soll hier nicht erörtert werden. Der ständige Vertreter Russlands beim UN-Sicherheitsrat, Vassily Nebenzia, hat nun in einer längeren Rede, die übersetzt vorliegt, detaillierte Angaben zu den Bio-Laboren in der Ukraine gemacht.

Das kann deshalb nicht leichtfertig als Kriegspropaganda abgetan werden, weil eine überraschende Bestätigung der Existenz solcher Bio-Labore Anfang letzter Woche in Washington selbst geliefert wurde: Dort bestätigte US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland das Vorhandensein von mit US-Mitteln finanzierten Biowaffenlabors in der Ukraine.

Sie warnte sogar davor, dass Russland die Einrichtungen beschlagnahmen und einen Angriff auf die Welt mit biologischen Waffen unter falscher Flagge starten könnte, um Amerika die Schuld zu geben. Nuland ist in Sachen Ukraine keine Unbekannte. Denn sie war eine entscheidende Figur in dem Ukraine-Putsch 2014 und gilt als extrem russenfeindlich.

Bei ihrer nur als sensationell zu wertenden Aussage vor dem Senat stand sie unter Eid. Das mag erklären, warum sie diese Angabe macht. Verwirrend ist, dass der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, hingegen am Donnerstag öffentlich die Existenz dieser Forschungseinrichtungen für biologische Waffen in der Ukraine leugnete und behauptete, dies sei alles Teil einer „russischen Desinformationskampagne“. Damit widersprach er öffentlich Nuland! Ein bemerkenswerter Vorgang, der die Glaubwürdigkeit der USA nicht gerade steigert.

Deutschland liegt viel zu nahe an der Ukraine, um nicht größte Besorgnis haben zu müssen, dass das Teufelszeug in den Bio-Laboren im weiteren Kriegsverlauf, der für die Ukraine von Tag zu Tag ungünstiger wird, missbraucht wird – mit unabsehbaren Folgen.

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