Getreide als Waffe? China kauft den Weltmarkt leer



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China ist auf dem besten Weg, die Welternährung zu kontrollieren (Symbolbild:Imago)

China entwickelt sich zum taktischen Hamsterer: Nicht erst, aber insbesondere seit Beginn des Ukraine-Krieges hortet das Reich der Mitte gigantische Mengen an Getreide und Mais – und das, obwohl es selbst zu den größten Produzenten weltweit gehört. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Importe von Weizen um 16 Prozent, die von Mais sogar um 152 Prozent. Es bedarf nicht viel Phantasie zu eruieren, was China hier wohl im Schilde führt: Weniger eine Sicherstellung der eigenen Versorgung als vielmehr eine zusätzliche Verschärfung der bereits eingetretenen weltweiten Angebotsverknappung, die zuerst durch Corona und dann durch den Russland-Ukraine-Konflikt beschleunigt wird.

Aufgrund einer historisch schlechten Weizenernte und des Krieges in der Ukraine, stieg der Weizenpreis binnen kürzester Zeit von 406 auf 506 Euro pro Tonne. Die Ukraine und Russland gehören zu den weltweit größten Weizenexporteuren. Da in der Ukraine die Aussaat durch den Krieg bedroht ist, kommt es zu weltweiten Engpässen, die ganz besonders die Dritte Welt und die afrikanischen Staaten treffen. Dadurch wird russisches Getreide, trotz der Sanktionen, immer begehrter. Zwar könnten auch geschichtliche Traumata der Chinesen, die selbst immer wieder – und auch noch im 20. Jahrhundert unter Mao – katastrophale Hungersnöte erlebten, den Wunsch erklären, sich so unabhängig wie nur irgend möglich von Importen zu machen; denkbar ist – und wohl noch wahrscheinlicher – ist aber durchaus dass das KP-Regime hier eine fragwürdige Spekulation betreibt. Sollte sich die Achse Moskau-Peking noch weiter annähern, könnte der Westen so im Sinne Russlands sogar massiv unter Druck gesetzt werden.

Gefährlicher als die Abhängigkeit von Russland?

Dazu passt, dass die Bevorratungspolitik und weitgehende Versorgungsautonomie des bevölkerungsreichsten Staates der Erde schon jetzt bewirkt  mehr, dass China sich immer weniger je um die westlichen Strafmaßnahmen gegen Russland schert. Schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte China jegliche Einfuhrbeschränkung für russischen Weizen aufgehoben. China sieht sich deshalb bereits des Vorwurfs aus den USA ausgesetzt, durch seine Massenhortungen mit-, wenn nicht sogar hauptverantwortlich für die steigenden Lebensmittelpreise zu sein. Nach Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums wird China im Sommer 2022 etwa 69 Prozent der Maisreserven, 60 Prozent der Reisreserven und 51 Prozent der Weizenreserven kontrollieren. Diese Konzentration von Nahrungsressourcen ist für den „freien Westen“ mindestens so bedrohlich wie die energiepolitische Abhängigkeit von „Rogue States” wie Russland oder auch islamischen Regimes.

Mittlerweile lagern 54 Prozent der weltweiten Lagerbestände an Getreide in China. Bei Mais sind es sogar 68 Prozent. Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV) erklärt dazu: „China muss man sich vorstellen wie einen großen Staubsauger.” Wenn China diese gigantischen, gehorteten Bestände tatsächlich als geopolitische Waffe einsetzt und über kontrollierte Hungersnöte seine Hegemonialstellung ausbaut, steht der zahn- und kraftlose Westen, dessen „Führer“ Joe Biden diesen moribunden Gesamteindruck besser verkörpert als irgendeiner seiner Amtsvorgänger, vor dem nächsten Riesenproblem. Gerade das von Hungersnöten bedrohte Afrika könnte dadurch in noch engere Abhängigkeit von China geraten, das sich bereits seit Jahren also ohnehin schon unverzichtbarer Machtfaktor auf dem schwarzen Kontinent positioniert hat.

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