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Von wegen Putin hat Schuld: Energiepreisexplosion schon vor Kriegsbeginn

Sie wollten es sich so einfach machen, um ihr Komplettversagen zu kaschieren und Putin für die Preisexplosion auf dem Energiesektor die Schuld in die Schuhe schieben. Doch die nackten Zahlen entlarven die Politiker mal wieder als Rosstäuscher:

Die Energiepreise in Deutschland sind im Februar 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf allen Wirtschaftsstufen stark angestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit. Demnach trugen die Unsicherheiten auf den Energiemärkten und die angespannte Versorgungslage mit Erdgas vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu den hohen Preissteigerungen bei.

Importierte Energie war 129,5 Prozent teurer als im Vorjahresmonat, im Inland erzeugte Energie kostete 68,0 Prozent mehr und Verbraucher mussten für Haushaltsenergie und Kraftstoffe 22,5 Prozent mehr zahlen als im Februar 2021. Hauptverantwortlich für den hohen Anstieg der Energiepreise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen war jeweils die Entwicklung der Erdgaspreise. Importiertes Erdgas war im Februar 2022 dreieinhalb Mal so teuer wie ein Jahr zuvor (+256,5 Prozent), Erdgas in der Verteilung kostete über alle Abnehmergruppen betrachtet mehr als doppelt so viel (+125,4 Prozent) wie ein Jahr zuvor. Auf der Stufe des privaten Verbrauchs wurde der Anstieg der Energiepreise im Vorjahresvergleich vor allem durch die um 30,2 Prozent gestiegenen Heizöl- und Kraftstoffpreise verursacht, so die Statistiker.

Auf der Stufe des privaten Verbrauchs wurde der Anstieg der Energiepreise im Vorjahresvergleich vor allem durch die um 30,2 Prozent gestiegenen Heizöl- und Kraftstoffpreise verursacht. Die starken Preissteigerungen für Erdgas wirkten sich vor allem auf die Abnehmer in der Industrie sowie die Wiederverkäufer aus – das sind Unternehmen, die Erdgas kaufen und an Kraftwerke, die Industrie, Handel und Gewerbe sowie Haushaltskunden verkaufen. So zahlten im Februar 2022 Wiederverkäufer für Erdgas 143,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Industriekunden mussten sogar 194,9 Prozent mehr bezahlen.

Die Börsennotierungen für Erdgas waren trotz eines Rückgangs der Preise um 27,7 Prozent seit Dezember 2021 mehr als viereinhalb Mal so hoch wie im Februar 2021 (+358,8 Prozent). Die Entwicklung der Preise für Erdgas war in den Jahren 2020 und 2021 stark von dem durch die Pandemie verursachten wirtschaftlichen Einbruch sowie der rasch folgenden Erholung der Wirtschaft geprägt. In den letzten Monaten kamen Unsicherheiten vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine hinzu.

Der geringe Füllstand der Gasspeicher in Deutschland verschärfte die ohnehin angespannte Lage. Die aktuellen Preisentwicklungen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind in den Ergebnissen noch nicht enthalten. Die hohen Preissteigerungen für Erdgas führen aufgrund der Abhängigkeit der Stromerzeugung vom Erdgas auch zu höheren Strompreisen.

Die Erzeugerpreise für Strom lagen über alle Abnehmergruppen hinweg im Februar 2022 um 66,5 Prozent über dem Niveau im Februar 2021. Dabei wirkten sich die Preissteigerungen auch hier unterschiedlich auf die einzelnen Abnehmergruppen aus. Während Weiterverteiler – Unternehmen, die Strom kaufen und an die Industrie, Handel und Gewerbe sowie Haushaltskunden verkaufen – 117,6 Prozent mehr bezahlen mussten als ein Jahr zuvor, stiegen die Preise für industrielle Abnehmer um 66,2 Prozent, für gewerbliche Anlage um 13,3 Prozent. Für Privathaushalte kostete Strom 13,0 Prozent mehr als im Februar 2021. Die Preise für Erdöl und Mineralölprodukte unterliegen im Zeitverlauf üblicherweise größeren Schwankungen.

Importiertes Erdöl kostete im Februar 2022 um 70,3 Prozent mehr als im Februar 2021. Dennoch waren die Preise noch nicht so hoch wie zu ihrem bisherigen Höchststand im Frühjahr 2012. Auf der inländischen Erzeugerebene wurden die aus Erdöl hergestellten Mineralölerzeugnisse zu gegenüber Februar 2021 um 34,5 Prozent höheren Preisen verkauft und erreichten damit einen Höchststand. Verbraucher zahlten im Februar 2022 für leichtes Heizöl 52,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, für Dieselkraftstoff 29,4 Prozent und für Benzin 24,2 Prozent. Auch bei Erdöl und Mineralölprodukten waren die Preise zu Beginn der Pandemie 2020 nachfragebedingt sehr stark gefallen, stiegen aber mit der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung bis zum Jahresende fast wieder auf Vorkrisenniveau.

Der Preisauftrieb setzte sich im Verlauf des Jahres 2021 weiter fort, so dass im Februar 2022 für viele Mineralölprodukte neue Höchststände zu verzeichnen waren. Deutschland bezog seit Jahrzehnten rund ein Drittel seiner Erdgas- und Erdölimporte aus Russland. In den Monaten vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine ging der Anteil leicht zurück: Im Januar 2022 wurde Erdgas und Erdöl im Wert von 2,6 Milliarden Euro aus Russland importiert.

Damit kam ein Viertel (24,1 Prozent) aller Gas- und Ölimporte nach Deutschland aus der Russischen Föderation. Wertmäßig stiegen die Gas- und Ölimporte aus Russland um 36,0 Prozent gegenüber dem Vormonat an, im Vergleich zum Januar 2021 nahm der Wert um 54,2 Prozent zu. Ein Grund für den Anstieg sind die gestiegenen Preise für Erdgas und Rohöl, so das Bundesamt weiter.

Insgesamt importierte Deutschland im Januar 2022 Erdgas und Erdöl im Wert von 10,9 Milliarden Euro – das war wertmäßig ein Anstieg von 5,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gegenüber Januar 2021 hat sich der Wert dagegen mehr als verdoppelt (+141,5 Prozent). Im Jahr 2021 wurde Erdgas und Erdöl im Wert von 19,4 Milliarden Euro aus der Russischen Föderation importiert – das machte gut ein Viertel (26,6 Prozent) der Gesamtimporte dieser Energieträger nach Deutschland aus (Wert: 72,9 Milliarden Euro).

Damit war der Anteil auf dem niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre. Zweitwichtigstes Herkunftsland für Öl und Gas waren im letzten Jahr die Niederlande mit Importen im Wert von 18,6 Milliarden Euro und einem Anteil von 25,5 Prozent, gefolgt von Norwegen (14,9 Milliarden Euro; Anteil von 20,4 Prozent). In der Industrie in Deutschland spielen fossile Energieträger nach wie vor eine bedeutende Rolle. Wichtigster Energieträger war im Jahr 2020 mit einem Anteil von 31,2 Prozent am Gesamtverbrauch das Erdgas. Den höchsten Verbrauch hatte hier mit einem Anteil von 36,9 Prozent die Chemische Industrie, die auch insgesamt den höchsten Energiebedarf hat. Erdgas wird hier nicht nur energetisch eingesetzt, sondern ist auch als Komponente für die Herstellung von chemischen Produkten wie Ammoniak von Bedeutung. Auf Platz zwei der Industriezweige mit dem höchsten Erdgasverbrauch lagen 2020 die Nahrungs- und Futtermittelhersteller mit einem Anteil von 10,8 Prozent am gesamten Erdgasverbrauch in der Industrie, gefolgt von der Metallerzeugung und -bearbeitung (10,3 Prozent).

Und es geht munter weiter so:

Die Importpreise in Deutschland steigen weiter stark an. Im Februar 2022 waren sie um 26,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit. Die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr hatte im Januar bei +26,9 Prozent gelegen, im Dezember bei +24,0 Prozent.

Gegenüber dem Vormonat stiegen die Importpreise im zweiten Monat des Jahres um 1,3 Prozent. Die Ergebnisse beziehen sich auf den gesamten Monat, demnach hat sich der russische Angriff auf die Ukraine noch nicht deutlich auf das Februar-Ergebnis ausgewirkt. Die Unsicherheiten im Außenhandel, insbesondere bei Energie, haben die Preisentwicklung jedoch bereits vor der Invasion beeinflusst.

Energieeinfuhren waren im Februar 2022 um 129,5 Prozent teurer als im Vorjahresmonat (+1,7 Prozent gegenüber Januar 2022). Der hohe Anstieg im Vorjahresvergleich ist weiterhin vor allem durch die stark gestiegenen Preise für Erdgas begründet. Diese lagen 3,5 mal so hoch wie im Februar 2021 (+256,5 Prozent), sanken aber gegenüber dem Vormonat um 8,5 Prozent.

Deutlich teurer als vor einem Jahr waren auch Erdöl (+70,3 Prozent) und Mineralerzeugnisse (+69,7 Prozent). Auch hier waren gegenüber dem Vormonat erhebliche Preisanstiege zu verzeichnen – mit +14,1 Prozent bei Erdöl und +8,9 Prozent bei Mineralölerzeugnissen. Elektrischer Strom war 155,3 Prozent teurer als im Februar 2021. Gegenüber dem Vormonat gaben die Preise aber deutlich nach (-24,3 Prozent) – zum zweiten Mal in Folge.

Die Preise für importierte Steinkohle lagen 190,9 Prozent über denen von Februar 2021 und stiegen auch gegenüber Januar deutlich an (+14,8 Prozent). Ohne Berücksichtigung der Energiepreise waren die Importpreise um 14,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat und 1,2 Prozent höher als im Vormonat. Lässt man nur Erdöl und Mineralölerzeugnisse außer Betracht, lag der Importpreisindex um 23,3 Prozent über dem Stand des Vorjahres (+0,3 Prozent gegenüber Januar 2022).

Importierte Vorleistungsgüter waren um 24,3 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Gegenüber Februar 2021 wurden infolge der Energiepreisentwicklung Düngemittel und Stickstoffverbindungen zu 2,5-fach höheren Preisen importiert (+156,2 Prozent). Deutlich teurer als im Februar 2021 waren außerdem vor allem Rohaluminium (+73,3 Prozent), Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (+53,2 Prozent) sowie Kunststoffe in Primärformen (+35,8 Prozent).

Die Preise für importierte Investitionsgüter lagen im Februar 2022 über den Preisen des Vorjahresmonates (+6,2 Prozent). Teurer waren unter anderem Notebooks (+7,3 Prozent), Smartphones (+7,1 Prozent), Maschinen (+6,3 Prozent) sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile (+5,0 Prozent). Importierte Verbrauchsgüter wurden binnen Jahresfrist 9,2 Prozent teurer.

Hier stiegen im Vorjahresvergleich insbesondere die Preise für Nahrungsmittel mit +15,3 Prozent. Unter anderem lagen die Preise für pflanzliche und tierische Öle und Fette mit +30,2 Prozent deutlich über denen von Februar 2021. Gebrauchsgüter, wie zum Beispiel Möbel oder Haushaltsgeräte (jeweils +7,2 Prozent gegenüber Februar 2021) waren im Durchschnitt um 6,3 Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Preise für importierte landwirtschaftliche Güter lagen höher als im Vorjahr (+22,8 Prozent).

Während insbesondere Rohkaffee (+67,5 Prozent) und Getreide (+33,2 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat weiterhin deutlich teurer waren, wurden lebende Schweine zu niedrigeren Preisen importiert (-10,2 Prozent). Der Index der Exportpreise lag im Februar 2022 um 12,4 Prozent über dem Stand von Februar 2021. Eine größere Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im Dezember 1974 gegeben (+15,2 Prozent gegenüber Dezember 1973). Im Januar 2022 und im Dezember 2021 hatte die Jahresveränderungsrate bei +11,9 Prozent beziehungsweise bei +10,9 Prozent gelegen, so die Statistiker.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Ausfuhrpreise hatte die Preisentwicklung der Vorleistungsgüter, die einen Anteil von etwa einem Drittel an den Gesamtausfuhren haben, mit einem Plus von 18,1 Prozent. Hier lagen insbesondere die Preise für chemische Grundstoffe (+13,8 Prozent) und Metalle (+11,7 Prozent) über denen des Vorjahresmonats. Energieausfuhren wirkten sich gegenüber Februar 2021 trotz einer Verteuerung um 109,3 Prozent wegen des geringeren Anteils an der Ausfuhr insgesamt deutlich schwächer aus.

Gegenüber dem Vormonat stiegen die Exportpreise im Durchschnitt um 1,0 Prozent.

Wenn das so weitergeht – und es geht so weiter, weil die Politik nur Flickschusterei betreibt, statt die Probleme bei der Wurzel zu packen, wird nicht nur Deutschland zum Armenhaus. Und dann beginnen die Verteilungskämpfe.

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