Unaushaltbar: Joe Biden - Foto: mark reinstein/Shutterstock

Der Westen wankt

Es läuft überhaupt nicht gut für den von den USA dominierten Wertewesten. In Frankreich hat seit gestern Macron keine parlamentarische Mehrheit mehr, auch weil die Rechte von Marine Le Pen herausragend abgeschnitten hat. In Italien wackelt Ministerpräsident Mario Draghi, der gegen breite Widerstände von links und rechts schwere Waffen an die Ukraine liefert. In Bulgarien ist das Regierungsbündnis unter einem NATO-freundlichen Ministerpräsidenten geplatzt.

Von Wolfgang Hübner

Und im fernen Kolumbien gelangt gerade erstmals ein linker Präsident an die Macht, getragen von großer sozialer Unzufriedenheit. Nach Brasilien, Mexiko und Chile ist Kolumbien ein weiteres großes lateinamerikanisches Land, das in politische Distanz zur USA gehen dürfte.

Das sind recht erfreuliche Nachrichten für Putins Russland, aber gar keine guten Nachrichten für Amerika unter der Biden-Regierung. Immer mehr Staaten und Völker wollen sich nicht mehr der faktischen Herrschaft des Dollars, also der stärksten Waffe der USA, unterwerfen. Die Welt wird zunehmend multipolar. In seiner aus vielerlei Gründen bemerkenswerten Rede beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg (PI-NEWS berichtete) hat Russlands Präsident Putin diese Entwicklung angesprochen: „Vor anderthalb Jahren habe ich auf dem Forum in Davos noch einmal betont, dass die Ära der unipolaren Weltordnung vorbei ist…Veränderungen sind der natürliche Verlauf der Geschichte, denn die zivilisatorische Vielfalt des Planeten, der Reichtum der Kulturen lässt sich nur schwer mit politischen, wirtschaftlichen und anderen Schablonen vereinbaren.“

Putins Bemerkung richtet sich gezielt gegen den Anspruch der USA, die führende und entscheidende Weltmacht zu sein. Das sind die astronomisch hoch verschuldeten USA noch nicht einmal mehr in militärischer Hinsicht mit Gewissheit. In Europa haben sie mit Deutschland immerhin noch einen treuen Vasallen und wichtigen Stützpunkt. Doch der Preis, den Deutschland wegen der Sanktionen gegen Russland und der Aufgabe eigener Währungssouveränität nun für den faktischen Verzicht auf staatliche Selbständigkeit zahlt, ist hoch und wird die Bereitschaft der Deutschen zur westlichen Gefolgschaft mittel- und langfristig mit unbekanntem Ausgang belasten. Mit einem stark geschwächten Macron, einem unruhigen Frankreich und einer wahrscheinlichen Rechtsregierung in Italien ab 2023 wird die EU jedenfalls kein stabiles Gebilde mehr sein, von den sich abzeichnenden Euro-Turbulenzen mal ganz abgesehen.

Große Sorge muss jedoch bereiten, dass die englischsprachigen Mächte USA, Großbritannien und Australien offen an einem potentiellen Kriegsbündnis gegen Russland und mehr noch gegen China arbeiten. Die aktuellen militanten Äußerungen des neuen britischen Militärchefs lassen nichts Gutes ahnen. Und keine der beiden Parteien in den USA kann und will es hinnehmen, dass der Dollarimperialismus nicht mehr akzeptiert wird. Denn wenn das geschieht, sind die USA pleite und können ihren gigantischen Militärapparat nicht mehr aufrechterhalten. Um das zu verhindern, könnten die USA auch zu einem großen Krieg bereit sein. Was dieser für Deutschland bedeuten würde, muss nicht weiter erläutert werden.

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