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Olaf will auf Napoleons Spuren wandeln

Größer als der französische Kaiser und Völkerschlächter Napoleon (1,69 m) ist Bundeskanzler Olaf Scholz (1,70 m) bereits, wenngleich nur um diesen einen Zentimeter. Politisch oder gar historisch hat der ehemalige linke Jungsozialist noch längst nicht das Format des Korsen erreicht, aber das kann ja noch werden. Unser Bundes-Olaf ist jedenfalls sehr ehrgeizig. Das hat er in einem längeren Beitrag unter dem Titel „Nach der Zeitenwende“ in der Ausgabe der FAZ vom 18. Juli recht eindrucksvoll dokumentiert. Ob nun der Text von ihm selbst stammt oder von einem Mitarbeiter formuliert wurde, soll hier nicht das Thema sein. Autorisiert ist er von Scholz, das zählt.

Von Wolfgang Hübner

Im ersten Teil finden wir nach den zu erwartenden Beschreibungen des russischen Unwesens und seinen Folgen die Durchhalte-Passage an die Adresse der Deutschen: „Wir müssen zusammenhalten und uns unterhaken, so wie wir es hierzulande im Rahmen der Konzertierten Aktion zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaften, Wissenschaft und politischen Entscheidungsträgern verabredet haben. Dann werden wir, davon bin ich überzeugt, stärker und unabhängiger aus der Krise hervorgehen, als wir hineingegangen sind. Das ist unser Ziel!“. Interessant ist nicht der angesichts der realen Lage ziemlich aufgesetzte Optimismus, sondern die Formulierung über die „Konzertierte Aktion“. Bislang war nicht bekannt, dass die kürzliche Zusammenkunft einflussreicher Verbände und Personen so weitgehende Einigkeit erzielt haben soll. Wurde uns da etwas verschwiegen oder flunkert der Olaf uns in der FAZ etwas vor?

Egal, dieser Unterhaken-Bundeskanzler hat Großes vor. Das sollen Putin und Russland noch schmerzhaft spüren: „Und klar ist für uns auch: Bei einem russischen Diktatfrieden wird keine einzige dieser Sanktionen aufgehoben. Für Russland führt kein Weg vorbei an einer Vereinbarung mit der Ukraine, die von den Ukrainerinnen und Ukrainern akzeptiert werden kann.“ Mit anderen Worten: Die Sanktionen werden nie aufgehoben und einen echten, vertraglich gesicherten Frieden wird es im Osten Europas nicht geben. Denn die USA werden dafür sorgen, dass es immer genug „Ukrainerinnen und Ukrainer“ geben wird, die jeden möglichen Kompromiss mit Russland ablehnen. Für Deutschland und die EU kann das allerdings nur negative Konsequenzen haben.

Das weiß auch unser Olaf, er zieht deshalb aus dieser Erkenntnis radikale Schlüsse, die einem Napoleon und gewiss auch einem zeitweilig sehr erfolgreichen deutschen Politiker österreichischer Herkunft alle Ehre gemacht hätten: „Deshalb lautet die wichtigste Antwort Europas auf die Zeitenwende: Geschlossenheit“ und fügt hinzu: „Schluss mit den egoistischen Blockaden europäischer Beschlüsse durch einzelne Mitgliedsstaaten, Schluss mit nationalen Alleingängen, die Europa als Ganzem schaden. Nationale Vetos, etwa in der Außenpolitik, können wir uns schlicht nicht mehr leisten, wenn wir weiter gehört werden wollen in einer Welt konkurrierender Großmächte.“

Donnerwetter, das sind Töne, die in Budapest, Warschau oder auch in Rom für Furore sorgen dürften. Der deutsche Kanzler, noch längst kein Jahr im Amt, will Europa minus Russland und Großbritannien zu einem „Global Player“ formieren, der es mit allen anderen Großmächten aufnehmen kann, gewiss auch militärisch.

Wer solch titanenhafte Pläne hegt, der muss nicht viele Worte über die wachsenden Schlangen an deutschen Tafeln, über horrende Energiekosten, über Inflation, untragbare Bauzinsen, Nöte an qualifiziertem Personal an allen Ecken und Enden oder gar Gewalt in Schwimmbädern verlieren. Über solche Petitessen sollen die Deutschen gefälligst nicht klagen und nörgeln, sondern sich stattdessen mit Olaf unterhaken und den dritten Versuch nicht scheuen, Weltmacht zu werden. Irgendwann muss es doch schließlich mal klappen!