Es ist schon erstaunlich, worüber sich die deutschen Medien, namentlich die Tagesschau ihre hohlen Köpfe zerbrechen. In ihrer gestrigen Sendung echauffierte man sich doch tatsächlich darüber, daß Rußland „große Mengen Erdgas abfackelt“. Erdgas, welches man in Deutschland überhaupt nicht haben will. Man erinnere sich an die Worte des Märchenonkels Habeck aus dem Jahr 2016: „Herr Putin, Sie kennen mich nicht. Das ist auch kein Problem soweit. Aber ich bin gerade Spitzenkandidat meiner Partei geworden. Und geben Sie uns noch zwei, drei Monate, dann regieren wir diese Republik. Und dann wird sich folgendes ändern: Wir werden erstens Nord Stream nicht bauen und die Handelsbeziehungen des Gas-Transfers zu Rußland sukzessive abbauen, weil wir ein Energiewendeland sind“.
Von Thomas Schlawig
Nord Stream 2 ist zwar gebaut, aber wird nicht in Betrieb genommen und der Gas-Transfer ist auch erfolgreich abgestellt worden. Worüber beklagt man sich nun eigentlich bei der Tagesschau? Verärgerung kann es ja wohl nicht sein, es bleibt nur eine große Portion Neid übrig, daß Rußland das verbrennt, was man selbst gern hätte, weil man offenbar immer mehr erkennt, daß die „Energiewende“ in einem gigantischen Desaster endet, an dessen Ende das Ende der Grünen steht. Nicht anders lassen sich die neuen O-Töne des Märchenonkels deuten, die da lauten:
- Trotzdem haben wir natürlich ein politisches Problem, das hat mir die letzten 48 Stunden den Tag ganz schön versauert,
- Weil wir aber nicht wussten, das muss man ehrlicherweise sagen – und niemand wusste das – wie dieser Gasmarkt verflochten ist…
- Ich bin in keiner guten Position, das muss man einfach sagen.
Habeck ist ein scharfer Beobachter, das muß man einfach sagen.
tagesschau.de schreibt: „Kam vor Beginn des Ukraine-Kriegs noch mehr als 50 Prozent aus Russland, sind es inzwischen nur noch etwa zehn Prozent. “Weil sie ihr Gas nirgendwo anders verkaufen können, müssen sie es verbrennen”.
Ich denke, daß man in Deutschland andere Sorgen haben sollte, als über Rußlands Gasüberschuß zu debattieren.
tagesschau.de schreibt aber dennoch unverdrossen weiter: „Aktuell ist die Gaspipeline Nord Stream 1 nach russischen Angaben nur zu 20 Prozent ausgelastet. Damit werden täglich etwa 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ostsee nach Deutschland transportiert. Russland begründet die Drosselung mit technischen Schwierigkeiten, was die Bundesregierung allerdings für vorgeschoben hält. Folge der Verknappung war ein weiterer massiver Anstieg der Gaspreise im europäischen Handel“.
Hier noch einmal Habecks O-Ton aus dem Jahr 2016 im Video: https://www.youtube.com/watch?v=jOOQw8H256A
Was hat man bei der Tagesschau also für ein Problem? Steckt man dort im „Sommerloch“ und braucht einen Lückenfüller, oder versteht man dort einfach die ganze Problematik nicht? Für einen gebildeten Menschen ist es nicht schwer zu verstehen. Kein Gas = wirtschaftlicher Niedergang und vermutlich auch ein heißer Herbst.
Da sich die Tagesschau aber auf dem Niveau der Grünen befindet, sollte man dort die Entscheidung des grünen Habeck einfach akzeptieren, satt zu jammern, Rußland verbrennt „unser“ Gas. Falsch, es ist russisches Gas und die können damit machen was sie wollen.
Aber die Tagesschau wäre nicht die Tagesschau, käme sie nicht mit weiterem Unsinn um die Ecke. So schreibt man dort weiter: […] „dass in Portowaja täglich etwa 4,34 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch aufgehen. Dies sei Gas im Wert von umgerechnet rund zehn Millionen Euro am Tag. Rystad schätzt die in der Atmosphäre abgefackelte Gasmenge auf etwa 0,5 Prozent des Tagesbedarfs der EU. Der Branchendienst bezeichnete das Verbrennen solch großer Mengen Erdgas als Umweltkatastrophe. Es würden täglich rund 9000 Tonnen CO2 freigesetzt“.
Zum Vergleich, presseportal.de vom 12.07.2019 schreibt: „Der Ätna auf Sizilien ist nicht nur einer der bekanntesten Vulkane der Welt. Er gehört auch zu denjenigen, die am meisten Kohlendioxid ausstoßen. Je nach Studie betragen die CO2-Emissionen des Ätna bis zu etwa 25 Millionen Tonnen pro Jahr“.
Jährlich gibt es etwa 50 bis 60 Vulkanausbrüche.
Auch wenn es nervt, es immer wieder erklären zu müssen, ich tue es trotzdem und erkläre es mal mit Goethe: „Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse“.
Seit der hochindustriellen Phase (1870–1914) hat sich der CO²-Gehalt in der Erdatmosphäre von 0,04 Prozent im Jahr 1890 (Meyers Konversations-Lexikon) kaum verändert. Knauers Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1932 gibt den CO²-Gehalt mit 0,06 Prozent an, heute liegt er bei 0,0385 Prozent und ist somit gesunken. Die vier Stellen nach dem Komma sind vermutlich auf verfeinerte Meßmethoden zurückzuführen.
Ohne CO² in der Atmosphäre ist auf der Erde kein Leben möglich. Gärtnereien begasen Gewächshäuser gern mit CO² um das Pflanzenwachstum zu fördern und Ernteerträge zu steigern. Eine Verringerung des ohnehin schon geringen Spurengases wäre für Mensch und Tier tödlich und würde die Erde in eine Wüste verwandeln.
Zum Vergleich, in den vergangenen 500 Mio. Jahren gab es Zeiten mit einem CO²- Gehalt von 0,4 – 0,7 Prozent. In heutigen luftdichten und modernen Gebäuden kann die CO2-Konzentration auf 0,1 Prozent ansteigen, 0,14 Prozent ist die obere Grenze für akzeptable Raumluft. Das liegt um ein vielfaches höher als die Konzentration in der Erdatmosphäre.
Zurück zum Abfackeln von Gas und deren eventuellen Gründen.
Wikipedia schreibt dazu: „Die Abfackelung wird dort eingesetzt, wo eine andere Nutzung für die abgefackelten Gase nach dem Stand der Technik bzw. nach der Marktnachfrage nicht sinnvoll oder finanziell uninteressant erscheint. So werden zum Beispiel Stoffe abgefackelt, die in Industrieanlagen nicht kontinuierlich in fester Menge oder in nur geringer Menge anfallen. […] Das bei der Erdölförderung anfallende Begleitgas wird abgefackelt, wenn die Kosten für Aufbereitung und Transport den zu erwartenden Erlös übersteigen. Durch die Global Gas Flaring Reduction Partnership (GGFR) wurde nach Auswertung aktueller Satellitendaten bekanntgegeben, dass 2017 weltweit 141 Milliarden Kubikmeter (billion cubic meters, bcm) Erdölbegleitgas abgefackelt worden waren, was rund 3,8 Prozent der globalen Erdgasförderung dieses Jahres (3680,4 Milliarden Kubikmeter entspricht. Der Fackelschein des Steamcrackers der BASF in Ludwigshafen ist aus mehr als 20 km sichtbar“.
Ich selbst kenne es von den Leuna-Werken in Sachsen-Anhalt in den 70er und 80er Jahren. Der Fackelschein war im 30 km entfernten Naumburg/S. noch zu sehen. Besonders bei Nebel war es ein schaurig-schönes Bild wenn die gesamte Himmel rot flackerte.
motor-talk.de vom 07.09.2007 schrieb: „Nach der NOAA-Analyse fackeln die Ölförderer jedes Jahr zwischen 150 und 170 Milliarden Kubikmeter Erdgas ab. Das sind mehr als fünf Prozent der weltweiten Produktionsmenge. Würde man das Gas in den USA verkaufen, hätte es einen Marktwert von rund 40 Milliarden Dollar“.
Ehe die „Journalisten“ der Tagesschau Unsinn verbreiten, sollten sie sich also umfassend informieren, aber eine aufwändige und lästige Recherche scheuen diese Leute bekanntlich seit Jahren. Stattdessen setzen sie vermeintliche „Fakten“ in die Welt, welche von Zuschauern und Lesern so geschluckt werden. Das Erziehungsfernsehen funktioniert also tadellos und fällt bei den ungebildeten Zuschauern und Lesern leider auf fruchtbaren Boden.
Man kann alle Leute einige Zeit zum Narren halten und einige Leute die ganze Zeit – aber alle Leute die ganze Zeit zum Narren halten, das kann man nicht Abraham Lincoln