Nationalstolz und Rassismus: Phantomschmerzen bei der Süddeutschen Zeitung



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Exkludierend und nationalistisch, daher für Linke unerträglich: Schwarz-Rot-Gold

Wer meint, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Preisexplosionen, Inflation, der Zusammenbruch ganzer Wirtschaftszweige und Corona-Wahnsinn müssten die Bevölkerung eigentlich genug in Atem halten, hat natürlich keine Ahnung, mit welch „ungeheuren” Problemen sich Deutsche im Alltag noch herumquälen müssen. Ein Leser der „Süddeutschen Zeitung” wandte sich vergangene Woche im Rahmen der dortigen Rubrik „Gute Frage“ allen Ernstes an die Journalistin Johanna Adorján, die sich dort moralischer Zwickmühlen annimmt. Was den Leser aus München nicht mehr losließ, war ein Erlebnis, das ihn beim Fußballtraining seines siebenjährigen Sohnes ereilte.

Dieser liebe seit der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr sein schwarz-rot-goldenes Armband. Dieses sei ihm nun beim Training heruntergefallen und von einer dunkelhäutigen Frau aufgehoben und zurückgegeben worden. Dass die Frau sein freundliches Lächeln nicht nur nicht erwidert, sondern ihn „indigniert, fast wütend“ angeschaut habe, lässt dem Mann keine Ruhe. Dies kann er sich nicht anders erklären, „als dass sie mich wegen des Armbands für ausländerfeindlich hielt.“ Daher nun die hilfesuchende Frage: „Soll ich meinem Sohn das Armband wegnehmen?

„Indigniert, fast wütend“

Man beneidet Adorján nicht um die Aufgabe, sich mit derartigem Unsinn herumschlagen zu müssen. Sie wies den Leser dann auch darauf hin, dass er sich sicher keine Gedanken über das ausgebliebene Lächeln der Frau gemacht hätte, wenn sie weiß gewesen wäre. Außerdem gäbe es genug Leute, „denen es völlig gleichgültig ist, wenn jemand was verliert. (…) Da sagt man normalerweise Danke, und die Sache hat sich. Sie aber machen Sie sich noch Tage später Gedanken darüber, was der Blick, mit dem diese Unbekannte Sie ansah, bedeutet haben mag.“ Dies lege jedoch „die Vermutung nahe, dass Sie von ihr angelächelt werden wollten, damit Ihnen dadurch das Gefühl genommen wird, womöglich für jemanden gehalten zu werden, der ausländerfeindlich ist. Was wiederum dafür spricht, dass Sie selbst das Tragen der Deutschlandfarben ums Handgelenk für etwas, na ja, zweifelhaft halten.“ Man könne sich „mühelos 100 Gründe vorstellen, warum diese Frau nicht zurückgelächelt hat – und nur einen einzigen, warum Sie so dringend von ihr angelächelt werden wollten. Es ist an Ihnen, an dieser Asymmetrie etwas zu ändern.

So weit, so vernünftig. Was Adorján zur Änderung dieser Asymmetrie vorschlug, ist dann allerdings nicht weniger grotesk als die patriotischen Komplexe des besorgten Vaters. Da sein Sohn erst sieben Jahre alt sei, er ja aber nicht und „das individuelle Zurschaustellen der Nationalfarben außerhalb der paar Wochen, in denen ein internationales Fußballturnier tobt, ja doch ziemlich absurd“ sei, meint die Journalistin, er würde seinem Sohn „bestimmt keinen schlechten Dienst“ tun, wenn er ihm sein Armband ausrede. Natürlich nur „vorübergehend“, denn ab 20. November sei ja schon wieder WM.

Schwarz-Rot-Gold kommt kurz vorm Hakenkreuz

Keiner der beiden scheint sich auch nur eine Sekunde die Frage zu stellen, warum das Tragen der deutschen Nationalfarben eigentlich auf eine ausländerfeindliche Gesinnung hindeuten sollte. Sie gehen einfach automatisch davon aus. Gerade die schwarz-rot-goldene Fahne symbolisiert das deutsche Grundgesetz und damit die Werte, die es allen Menschen ermöglichen sollen, friedlich zusammenzuleben. Für den Leser und Adorján scheint sie sich jedoch nicht wesentlich von der Hakenkreuzfahne zu unterscheiden. Dass der Mann sich tagelang den Kopf darüber zerbricht, dass eine dunkelhäutige Frau ihn rein theoretisch wegen der Armbinde eines Siebenjährigen für ausländerfeindlich halten könnte, obwohl es dafür nicht das allergeringste Anzeichen gab, zeigt, wie tief die seit Jahrzehnten praktizierte Verteufelung jeglichen Patriotismus Wurzeln geschlagen hat.

Offenbar auch bei Migranten wie Adorján: Die einzig richtige Veränderung der „Asymmetrie“, die sie bei dem Mann diagnostizierte, wäre gewesen, ihn auf die historischen Ursprünge und die Bedeutung der deutschen Nationalfarben hinzuweisen. Daraus hätte sich dann die logische Einsicht ergeben, dass es keinen Grund gibt, seinem Sohn das Tragen der Binde auszureden, das, auch außerhalb von Fußballturnieren, keineswegs „ziemlich absurd“ ist. So muss man jedoch befürchten, dass der Deutschlandhass in dem bedauernswerten Kind ein weiteres Opfer finden wird.

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