Elektromobilität: Beim gegenwärtigen Strommix eine ideologische Mogelpackung (Foto:Imago/Gstettenbauer)

Toyota-Chef enthüllt: Die meisten Entwickler zweifeln am Erfolg des Elektroautos

Der Präsident der japanischen Toyota Motor Corp, Akio Toyoda, sagte, er gehöre zur schweigenden Mehrheit der Autoindustrie, wenn es um die Frage geht, in Zukunft nur noch ausschließlich Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Die Autohersteller setzen stark auf vollelektrische Fahrzeuge. Dennoch nehmen die Herausforderungen zu, insbesondere bei der Sicherung von Rohstoffen für die Batterien und die Elektromotoren. Dazu sind bei den Automobilherstellern zunehmend Bedenken hinsichtlich der Geschwindigkeit aufgekommen, mit der die Käufer umsteigen werden. Der Boom nimmt bereits wieder ab, hauptsächlich da die Preise für Elektrofahrzeuge in diesem Jahr deutlich gestiegen sind. „Die Menschen, die in der Autoindustrie tätig sind, bilden größtenteils eine schweigende Mehrheit“, sagte Toyoda gegenüber Reportern. „Diese schweigende Mehrheit fragt sich, ob Elektrofahrzeuge wirklich als einzige Option in Ordnung sind. Aber sie denken, dass es der Trend ist, also können sie es nicht offen sagen“ (WSJ: 18.12.22)

Toyota-Chef warnt vor einseitiger Festlegung auf Elektroantrieb

Während große Konkurrenten, darunter General Motors Co. und Honda Motor Co., bereits Termine festgelegt haben, ab wann sie nur noch Elektrofahrzeuge produzieren wollen, hat Toyota an einer Strategie festgehalten, weiterhin in eine vielfältige Fahrzeugpalette zu investieren. Dabei beinhaltet das Entwicklungsprogramm sowohl wasserstoffbetriebene Autos als auch Hybride. Der weltgrößte Autohersteller hat erklärt, dass er Hybride, eine Technologie, die er mit dem Debüt des Toyota Prius in den 1990er Jahren erfunden hat, als eine wichtige Option sieht. Toyoda begründet es damit, dass Elektrofahrzeuge weiterhin teuer bleiben und in vielen Teilen der Welt noch keine ausreichende Ladeinfrastruktur aufgebaut ist.

Der Versuch, den Politikern Technologieoffenheit zu vermitteln, sei ernüchternd

„Da die richtige Antwort noch unklar ist, sollten wir uns nicht auf nur eine Option beschränken“, sagte Toyoda. Der Toyota-Chef sagte auch, dass er in den letzten Jahren immer wieder versucht habe, diesen Punkt den Politikern zu vermitteln – eine Anstrengung, die er als ernüchternd bezeichnete.

Automobilhersteller vom Börsenhype bei Tesla und Rivian geblendet

Globale Automobilunternehmen haben in den letzten Jahren einen starken Schwenk hin zu Elektrofahrzeugen vollzogen, teilweise angetrieben durch den Erfolg des reinen Elektrofahrzeugherstellers Tesla Inc. Auch traditionelle Autohersteller wie Toyota, Ford und GM sehen sich neuer Konkurrenz durch Start-ups wie Rivian Automotive und Lucid Group Inc. gegenüber, die ausschließlich Elektrofahrzeuge herstellen und die Wall Street in den letzten Jahren in ihren Bann gezogen haben.

Automobilhersteller verdienen ihr Geld immer noch mit Verbrennungsmotoren

Aber die alten Autohersteller haben eine viel breitere Kundenbasis, darunter viele, die in ländlichen Gebieten und Entwicklungsländern mit unzuverlässiger Stromversorgung leben müssen. Und ihr Geschäft mit Verbrennungsmotoren treibt immer noch den Großteil der Gewinne ein, die sie benötigen, um die kostspielige Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu finanzieren. Die hohen Investitionen sind nicht nur für die Entwicklung neuer Modelle, sondern auch für den Bau neuer Anlagen und Batteriewerke erforderlich.

Anteil rein elektrischer Fahrzeuge in den USA bei 6,5 Prozent

In den USA und vielen anderen Teilen der Welt fehlt es unterdessen immer noch an der Infrastruktur zum Laden von Elektrofahrzeugen, sodass der Besitz eines Elektrofahrzeugs für viele Verbraucher immer noch eine Herausforderung darstellt. Laut J.D. Power ist der Marktanteil für Elektrofahrzeuge in den USA in den letzten Jahren stark gestiegen. Ab Oktober waren es allerdings immer nur noch rund 6,5 % des gesamten Neuwagenmarktes.

Auch andere japanische Hersteller äußern Bedenken

Die langjährige Skepsis des Toyota-Chefs gegenüber einer vollelektrischen Zukunft wurde auch von anderen in der japanischen Automobilindustrie geteilt. Führungskräfte von Mazda Motor Corp. warnten einmal davor, dass die Sauberkeit von Elektrofahrzeugen weitgehend davon abhängt, wo der Strom produziert wird. Sie befürchteten auch, dass EV-Batterien zu groß und zu teuer seien, um Modelle mit Verbrennungsmotoren zu ersetzen. Dazu sei der Elektroantrieb besser für kleinere Fahrzeuge geeignet, die die Amerikaner allerdings nicht kaufen wollen.

Auch die Nissan Motor Co., die den vollelektrischen Nissan Leaf vor über einem Jahrzehnt auf den Markt brachte, hatte bis vor kurzem eine vorsichtigere Haltung gegenüber Elektrofahrzeugen eingenommen. Führungskräfte von Nissan wollten zunächst abwarten, wie sich die Nachfrage entwickeln würde. Der Nissan.-Chef, Makoto Uchida, sagte, das Unternehmen sei mit dem Leaf zu früh zu aggressiv vorgegangen. Allerdings sei in letzter Zeit die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen schneller gewachsen, als viele ursprünglich erwartet hatten. Nissan hat im vergangenen Jahr rund 14,7 Milliarden US-Dollar ausgeben, um neue batteriebetriebene Modelle auf den Markt zu bringen.

Absatz von Elektrofahrzeugen hängt weltweit immer noch von staatlichen Subventionen ab

Laut Uchida hängt der Absatz von Elektrofahrzeugen weltweit immer noch stark von staatliche Subventionen ab. Erst wenn diese Subventionen abgeschafft werden, kann man sehen, wie viele reine Elektrofahrzeuge sich tatsächlich in einem freien Markt verkaufen lassen.