Was für eine peinliche Show: Am Mittwoch hielt sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu seinem ersten offiziellen Staatsbesuch seit Beginn des Ukraine-Krieges am 24. Februar in den USA auf; ein überfälliger Trip gemäß der Devise „Follow the money” quasi – sind diese doch seine wichtigsten Verbündeten, die haben der Ukraine bislang rund 22 Milliarden Dollar alleine an Militärhilfe bereitgestellt haben (insgesamt waren es sagenhafte 65 Milliarden an US-Steuergeldern seit Kriegsbeginn). Selenskyj nutzte seine Rede vor dem Kongress dann auch, um zu versichern, dass die US-Unterstützung gut angelegt sei und keinesfalls nachlassen dürfe. „Die Ukraine hat die amerikanischen Soldaten nie gebeten, an unserer Stelle auf unserem Land zu kämpfen. Ich versichere Ihnen, dass ukrainische Soldaten amerikanische Panzer und Flugzeuge perfekt selbst bedienen können“, sagte er.
Auch hier durfte natürlich der dreiste Hinweis nicht fehlen, dass die bisher gelieferte Artillerie „viel zu wenig” sei. Nichts ist allerdings jemals genug, denn keine Unterstützung, die der Ukraine bislang gewährt wurde – sei sie aus den USA oder aus irgendeinem anderen Land – war je ausreichend gewesen. Selenskyj und seine Gesandten können nichts als immer mehr fordern. Ein Wort des Dankes dafür, dass Europa sich zur Unterstützung seines Landes in den wirtschaftlichen Selbstmord stürzt und sich bis zur Selbstaufgabe an die Ukraine gekettet hat, hört man jedenfalls kaum oder nur pro forma und dann immer in Verbindung mit neuen Forderungen.
Einst ultrakorrupt, jetzt grundehrlich?
Und natürlich steht für die westlichen Wohltäter, deren jeweils Motive von kalter Berechnung und geostrategische Taktik (USA) bis zu Hypermoral und Bedienung von historischen Schuldkomplexen (Deutschland) reicht, völlig und zweifellos außer Frage, dass all die Bestechungsvorwürfe an die heute hofierte ukrainische Führung mit der russischen Invasion haltlos geworden sind. Dasselbe Kiewer Regime, das zuvor keine Skrupel hatte, die eigene Bevölkerung auszuplündern und Milliardensummen außer Landes zu schaffen, sorgt seitdem natürlich, wo es um Geld aus dem Ausland geht, um akkurateste, ehrliche und aufrichtigste Nutzung gemäß Zweckbestimmung bis auf den letzten Penny – aber sicher doch! Deswegen hat man im Wertewesten auch überhaupt keine Hemmungen, immer mehr Geld- und Waffenhilfe zu leisten.
Auch in den USA nicht: Bis Jahresende wird der Kongress über ein weiteres Hilfspaket von 45 Milliarden Dollar für die Ukraine abstimmen. Das Geld der USA sei „keine Wohltätigkeit“, sondern „eine Investition in die globale Sicherheit und Demokratie, mit der wir auf höchst verantwortungsvolle Weise umgehen“, behauptete Selenskyj in seiner Rede. Daran bestehen, angesichts der monströsen Korruption im Land, jedoch berechtigte Zweifel, nicht zuletzt bei den Republikanern, die seit längerem skeptisch sind, die Ukraine immer weiter besinnungslos aufzurüsten und den Krieg damit auf unabsehbare Zeit zu verlängern.
Sattsam bekannter Pathos
Natürlich durfte auch der Hinweis nicht fehlen, dass es nicht nur um das Schicksal der Ukraine gehe. „Der Kampf wird definieren, in welcher Welt, unsere Kinder und Enkelkinder leben werden, und dann ihre Kinder und Enkelkinder“, steigerte Selenskyj sich ins mittlerweile sattsam bekannte Pathos. Ein russischer Angriff gegen Verbündete sei angeblich nur eine Frage der Zeit. Die Welt sei zu sehr vernetzt, als dass sich irgendjemand sicher fühlen könne, wenn der russische Angriff weiterginge. „Ukrainischer Mut und amerikanische Entschlossenheit“ müssten die Zukunft der Freiheit garantieren, sagte er weiter.
Nicht nur inhaltlich, auch optisch hatte Selenskyj bei seinem Besuch in Bidens „Gerontohausen” nichts Neues zu bieten: Nicht einmal der Besuch beim wichtigsten Verbündeten und die äußerst seltene Ehre, eine Rede vor beiden Häusern des Kongresses halten zu dürfen, konnten den früheren Schauspieler dazu bewegen, seinen inzwischen nur noch lächerlichen Khaki-Militärlook abzulegen, den er seit Kriegsbeginn ausschließlich trägt, und dazu bewegen, sich zumindest vorübergehend angemessen zu kleiden. Das Ganze wirkt umso alberner, weil der völlige militärische Laie Selenskyj nicht nur keinen Tag als Soldat gedient hat, sondern in seinem Alltag auch nicht in militärische Aktionen eingebunden ist, wenn man die Verleihung von Orden nicht als solche bezeichnen will. Er wird also zunehmend zur eigenen Karikatur.
„Osteuropäische Betrügermafia“
In den USA erregte Selenskyjs völlig unangemessener Aufzug dann auch vor allem bei Medien, die den Republikanern nahestehen, erheblichen Anstoß. Fox-News-Moderator Tucker Carlson forderte ihn öffentlich auf, „etwas Respekt” zu zeigen und sich einen Anzug zu leihen. Der ukrainische Präsident wirke, wie der „Manager eines Stripclubs, der Geld verlangt“. Ähnlich äußerte sich Breitbart-Autor Wendell Husebo, der ebenfalls feststellte, für 45 Milliarden Dollar sollte man etwas Respekt zeigen und zumindest eine angemessene Garderobe mieten, wenn man schon keine im Schrank habe. Carlsons Kollege John Roberts sagte in einer Sendung, er habe noch nie jemanden gesehen, der so abgerissen gekleidet ins Weiße Haus gekommen sei wie Selenskyj.
Finanzkommentator Peter Schiff schrieb: „Ich weiß, dass es einen Krieg gibt, aber Selenskyj steht nicht unter Beschuss. Er flog an Bord eines Privatjets der US-Regierung in die USA, kam in einem Geländewagen mit Chauffeur im Weißen Haus an und trug dabei ein Sweatshirt. Das ist zwar besser als ein T-Shirt, aber ich bleibe dabei, dass ein Anzug die richtige Kleidung ist“. Andere äußerten sich noch wesentlich drastischer: Benny Johnson, Moderator des Nachrichtensenders Newsmax, twitterte: „Dieses undankbare Stück Scheiße hat nicht den Anstand, im Weißen Haus einen Anzug zu tragen – kein Respekt vor dem Land, das sein Überleben finanziert“. Er sprach gar von „osteuropäischer Betrüger-Mafia“. Zumindest bei weiten Teilen der Republikaner scheint der Selenskyj-Zauber also verflogen zu sein. Ob sich dies auch auf ihr Abstimmungsverhalten im Repräsentantenhaus ausübt, in dem sie die Mehrheit errungen haben, bleibt abzuwarten. (DM)