Am Montag ist die gesamte Teilnehmerliste des diesjährigen Weltwirtschaftsforum (WEF) an die Öffentlichkeit gekommen. Aus Österreich nehmen der Chefredakteur von „Der Standard“ und mehrere ÖVP-Minister teil. Die deutsche Delegation ist groß, doch aus der Regierung kommt niemand. Stattdessen tanzen Wirtschaft, Industrie und Medien an.
Ein Beitrag von tkp.at
Ab Montag trifft sich wieder die globale liberale Elite im Schweizer Skiort Davos. Klaus Schwab lädt zum alljährlichen Weltwirtschaftsforum. Vier Gäste aus dem österreichischen polit-medialen Komplex werden erwartet, das zeigt die Teilnehmerliste, die am Montag von Jordan Schachtels „Dossier“ veröffentlicht wurde. Neben Außenminister und Ex-Kanzler, Alexander Schallenberg, sind zwei weitere ÖVP-Minister in Davos. Arbeitsminister Martin Kocher und Finanzminister Magnus Brunner wurde eine Teilnahme gewährt. Pikant: Beide werden regelmäßig als mögliche Nehammer-Nachfolger gehandelt.
Medien, Politik, Wirtschaft
Der Besuch der Politik überrascht nicht. Flankiert werden die Politiker vom Chefredakteur des „Der Standard“, Martin Kotynek. Auf Twitter habe ich ihn um eine Stellungnahme gebeten. Das hat er bisher nicht gemacht.
Aus der Wirtschaft nimmt der Salzburger Stefan Reuthe teil. Er ist Vorstandsmitglied bei „COPA-Data“ und bezeichnet sich online selbst stolz als „Global Innovator“ des Weltwirtschaftsforums.
Die deutsche Delegation versammelt ebenfalls Politik, Medien und Wirtschaft bei der Davoser Elite. Neben dem Chefredakteur des „Handelsblatt“ darf etwa auch Luise Neubauer von „Fridays for Future“ nicht fehlen. Weiters nehmen die Chefredakteure von „Zeit online“, „N-TV“ und „Süddeutsche Zeitung“ teil.
Mehr als 55 Personen kommen aus Deutschland. Auch die deutsche Industrie, die unter dem Wirtschaftskrieg gegen Russland besonders leidet, erscheint zahlreich, etwa die Chefs von Henkel, Merck, Siemens und Bosch. Die Politik ist dagegen eher bescheiden vertreten. Es kommt Lars Klingbeil, Vizechef der SPD. Update: Im Laufe des Tages wurde auch die Teilnahme von Olaf Scholz und Robert Habeck vonseiten des WEFs bekanntgegeben.
Auch auf die Schweizer Teilnehmer lohnt sich ein genauerer Blick. Es kommt etwa der Bürgermeister von Genf, der AstraZeneca-Chef oder der Chefredakteur der „Blick-Gruppe“.
Besonders wichtig ist zuletzt die Teilnehmerliste aus den USA. In Davos, wo sich die Elite zur ideologischen Konsensproduktion zusammen findet, sind unter anderem der FBI-Direktor Chris Wray, die Vorstandsvorsitzenden von Amazon, BlackRock und Pfizer, Spitzenbeamte der Gates-Stiftung und des Soros-Netzwerks sowie der Herausgeber der New York Times vertreten. Russische Teilnehmer gibt es keine und auch die chinesische Gruppe ist äußerst überschaubar. Nur etwas mehr als 20 Personen (alle aus Hongkong) nehmen teil.
Journalist Schachtel, dem die Aufdeckung gelungen ist, bedankt sich beim anonymen Helfer, der ihm die Liste verschafft hat. Schachtel kommentiert abschließend: „Aus Gründen des öffentlichen Interesses und der legitimen journalistischen Berichterstattung veröffentlicht The Dossier im Folgenden das gesamte Dokument, das wir zum Schutz personenbezogener Daten entsprechend geändert haben.“
Das 79-seitige Dokument ist hier zu finden. Darin werden den Teilnehmern abschließend auch manche Spielregeln erklärt. Etwa:
- Behandeln Sie alle Informationen im Zusammenhang mit der Teilnehmerliste und den Kontaktdaten der Teilnehmer streng vertraulich
- Verwenden Sie es ausschließlich zum Zweck der persönlichen Kommunikation und des Dialogs zur Förderung der Mission des Forums
- Verwenden Sie diese Informationen nicht für andere Zwecke, einschließlich Werbung für kommerzielle Zwecke
Update: Die Liste dürfte nicht alle Politiker enthalten, die eingeladen sind. So ist Ursula von der Leyen ebenso angekündigt wie der Schweizer Präsident Alain Berset. Es ist zu erwarten, dass noch einige hochrangige Persönlichkeiten kommen werden, jedoch nicht auf der Liste zu finden sind. Laut Børge Brende, dem WEF-Präsident, werden 30 Premierminister und Präsidenten aus europäischen Staaten teilnehmen. Das sagte er heute bei einer Pressekonferenz.