Foto: Panzer-Transport auf der Autobahn (über dts Nachrichtenagentur)

Ukraine-Krieg: Rüstungsindustrie frohlockt

Es gab ja schon immer die Gerüchte, dass Kriege nur geführt werden, damit die Rüstungsindustrie ihren alten Schrott loswerden und neue Gewinne einstreichen kann. Diese Gerüchte könnten durch den Ukraine-Krieg mal wieder neues Futter kriegen:

Die deutsche Rüstungsindustrie bereitet sich auf die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine vor. Neben dem “Leopard 2” könnten auch der “Leopard 1” und das britische Modell “Challenger 1” aufgearbeitet und an Kiew übergeben werden, berichtet das “Handelsblatt” (Freitagausgabe) unter Berufung auf Branchenkreise. Die Bundeswehr müsste diesen Überlegungen zufolge keine Einheiten abgeben, was deren Abwehrkraft erhalten würde (aber natürlich!).

Den “Challenger 1” hatten viele Beobachter bisher nicht im Blick. Kreisen zufolge könnte eine hohe zweistellige Anzahl des britischen Panzers bei Oman gekauft und aufgerüstet werden. Die Fahrzeuge könnten noch in diesem Jahr an die Ukraine übergeben werden, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Neben dem “Challenger” werde die Lieferung von “Leopard 1” und “Leopard 2” angeboten. Vom älteren Modell “Leopard 1” könnten in diesem Jahr 20 Kampfpanzer und innerhalb von 20 Monaten weitere 80 neu ausgerüstet werden, heißt es. Mit dem “Leopard 1” und dem “Challenger” würde die Kampfkraft der Ukraine erheblich gesteigert, da diese den russischen Kampfpanzern überlegen seien.

Um die Ukraine mit dem “Leopard 2” zu versorgen, könnten für Tschechien und die Slowakei vorgesehene Fahrzeuge umgeleitet werden. Die beiden Länder würde ihre Panzer dann im Nachlauf erhalten, hieß es. Deutschland hätte damit eine Reserve von 14 “Leopard 2”, die an die Ukraine geben werden könnten.

Was für ein tolles Angebot, aber da steckt natürlich etwas ganz anderes dahinter:

Vertreter der Rüstungsindustrie haben diesbezüglich von der Bundesregierung  allerdings “langfristige Rahmenverträge über Rüstungslieferungen” gefordert. “Nur auf einer solchen sicheren Grundlage kann die Industrie Ersatzteile auf Vorrat produzieren, aber auch Lieferkapazitäten insgesamt ausbauen”, sagte Kurt Braatz, Leiter Gesamtkommunikation des Panzerbauers KNDS mit Sitz in Amsterdam, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). Zu KNDS gehört auch der deutsche Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW), der den Kampfpanzer vom Typ Leopard herstellt.

“Es ist für die Rüstungsindustrie weder rechtlich noch wirtschaftlich möglich, einfach mal Kriegswaffen zu produzieren und darauf zu hoffen, dass irgendwann Lieferverträge abgeschlossen werden”, sagte Braatz. “Es muss umgekehrt laufen: Erst die Verträge, dann der Aufbau der Produktionskapazitäten und die Lieferungen. Die Industrie wird das dann schon stemmen.”

Die Panzer-Lager des deutschen Leopard-Herstellers KMW seien derzeit leer, hob der Industrievertreter hervor. “KMW hat keine Leopard 2 mehr eingelagert.” Mehrere Staaten wie Spanien, Finnland, Polen und Dänemark hatten erklärt, Kampfpanzer vom Typ Leopard an die Ukraine auszuliefern, sofern die Bundesregierung einer Ausfuhr genehmigt.

Industrievertreter Braatz zufolge sei es sinnvoll, im Fall einer Lieferung an die Ukraine die Panzer vorher “auf einen gemeinsamen Rüststand zu bringen, denn obwohl es sich durchweg um Leopard 2 A4 handelt, unterscheiden sie sich in Einzelheiten”. In Finnland müssten sie etwa winterfest sein, in Spanien etwa hitzeresistent. “Die ukrainische Armee aber braucht einen einheitlichen Standard, an dem wir die Soldaten ausbilden können”, sagte Braatz.

“Zudem ist der Zustand der Panzer aus den jeweiligen Staaten ganz unterschiedlich, so dass sich schwer sagen lässt, wie viel Zeit man für ihre Reaktivierung braucht. Mit sechs Monaten pro Fahrzeug wird man vermutlich rechnen müssen.”

Und der größte Kriegstreiber Deutschlands hat natürlich in diesem Geschäft ebenfalls seine schmutzigen Hände im Spiel und will mit seinem Vorschlag offensichtlich der Rüstungsindustrie neue Aufträge verschaffen:

Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter hat gefordert, der Ukraine Kampfpanzer aus den Beständen der Bundeswehr zu geben. “Die Bundeswehr braucht prinzipiell die eigenen Panzer”, sagte Hofreiter dem Online-Portal von ntv. “Aber in der Ukraine werden sie deutlich dringender gebraucht. Deswegen sollten wir jetzt einige aus dem Bestand der Bundeswehr herausnehmen und umgehend in die Beschaffung gehen.” Ein Jahr nach dem 27. Februar sei es “höchste Zeit”, die Zeitenwende auch umzusetzen. Für das Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein fordert Hofreiter, dass die Ukraine weitere Unterstützung erhält.

“Deutschland hat begrenzte Möglichkeiten”, räumte der Vorsitzende des Europa-Ausschusses des Bundestags ein. “Eine der Möglichkeiten, die wir noch haben, ist, die Ukraine mit Leopard 2 zu unterstützen”, so Hofreiter. “Deshalb ist meine Erwartung, dass in Ramstein nicht nur Polen, Finnland und weiteren Ländern gestattet wird, sie zu exportieren, sondern dass wir selbst auch Geräte dazu geben.”

“Hofreiter an die Front”, lautet deshalb wohl auch die Devise dieser Tage. (Mit Material von dts)

 

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