Atombombenexplosion - Foto: Imago

Atomkrieg: Der Countdown läuft

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Da sich die selbsternannten Qualitätsmedien des Wertewestens, im Grunde nichts weiter als ein transatlantisches Propagandanetzwerk, nicht erst seit Hunter Bidens Laptop, der US-Wahl 2020 und der “Pandemie” als gigantische Illusionsmaschine entpuppt haben, die alles andere als eine sogenannte “vierte Gewalt” sind, und weil sich das bei der US-geführten Kriegspropaganda im Ukrainekrieg unwiderlegbar bewiesen hat, sollte man auf jeden Fall die russischen Sichtweisen in seine Überlegungen mit einbeziehen.

von Max Erdinger

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Dienstag aus vertraulichen Quellen, dass die NATO eine verbindliche Handlungsanweisung für den Fall eines großen europäischen Krieges ausarbeitet. Sie gilt auch außerhalb der Selbstverteidigungsklausel des Artikels 5 des NATO-Statuts. Ein weiteres Zeichen dafür, wohin die Reise geht, findet RIA-Kolumnistin Irina Alksnis.

“Bloomberg zitiert vertrauliche Quellen mit der Aussage, dass die Verteidigungsminister der NATO in den nächsten Tagen ein geheimes Dokument unterzeichnen werden, in dem Maßnahmen des Bündnisses im Falle einer gleichzeitigen Verwicklung in einen Konflikt hoher Intensität gemäß Artikel 5 der Charta der Organisation und – was besonders interessant ist – bei Ereignissen, die nicht unter diese Klausel fallen, festgelegt werden. Bei Artikel 5 der NATO-Charta handelt es sich um die berühmte Klausel zur kollektiven Verteidigung, nach der ein Angriff auf ein Mitglied des Bündnisses als Angriff auf die Organisation als Ganzes betrachtet wird, was eine gemeinsame Reaktion auf den Angriff nach sich zieht.

Seit Langem wird behauptet, dass der Artikel nur ein Papiertiger sei und dass die NATO immer in der Lage sein werde, ein Eingreifen in einen Konflikt zu vermeiden, wenn sie dies wünsche. Einer der Bloomberg-Quellen zufolge plant Brüssel jedoch aktiv für genau eine solche Entwicklung – nämlich dann, wenn einige Mitglieder des Bündnisses in Feindseligkeiten verwickelt werden, bei denen sich die NATO nicht auf den fünften Artikel berufen wird.

Es liegt auf der Hand, warum diese Planungen jetzt stattfinden: Es geht um die Ukraine. Je weiter es vorangeht, desto deutlicher wird, dass der Westen dort in der Falle sitzt: Er hat alles auf einen militärischen Sieg der Ukraine über Russland gesetzt, der aber offensichtlich nicht zu erwarten ist. In den vergangenen Wochen haben die einflussreichsten und wichtigsten Medien der Welt immer offener geschrieben, dass die ukrainische Armee zum Scheitern verurteilt ist. Keine Lieferungen westlicher Ausrüstung können sie davor bewahren. Die USA und Europa setzten darauf, Russland durch die Ukrainer zu besiegen, und scheiterten mit diesem Einsatz. Nun rückt die Frage, was als Nächstes zu tun ist, auf der Tagesordnung auf die vordersten Plätze.

Hätten sich die Ereignisse vor einigen Jahren abgespielt, hätte der Westen eine Verschnaufpause eingelegt, sich zurückgezogen, um sich militärisch und politisch neu zu formieren und es nach einer Weile erneut zu versuchen. Das ist genau die Taktik, die wir seit einigen Jahren beobachten können, als auf jeden harten, aber ergebnislosen Angriff auf unser Land eine Zeit der relativen Ruhe und sogar Versuche zur Beilegung der Konflikte folgten.

Diesmal hat der Westen keine Zeit in Reserve: Das globale System, dessen Anführer und Hauptnutznießer er ist, bricht zusammen, und zwar immer schneller. Er kann es sich weder leisten, innezuhalten, noch kann er es sich leisten, sich zurückzuziehen. Der einzige Ausweg: fortsetzen, was er begonnen hat. Angesichts der schwindenden Mobilisierungsreserve der Ukraine muss neues Kanonenfutter woanders gesucht werden. Es liegt auf der Hand, wo – in den NATO-Staaten.

Doch hier kommen die Feinheiten der Beziehungen des Nordatlantischen Bündnisses ins Spiel. Der Anführer und faktische Herr der Organisation sind die Vereinigten Staaten. Die USA haben ein so unmittelbares Interesse – das sie nicht länger verbergen – daran, Europa in einen Krieg mit Russland zu stürzen. Eine eigene, direkte militärische Konfrontation mit Moskau wollen sie jedoch vermeiden, da sie unweigerlich zu einer globalen nuklearen Katastrophe führen würde.

Die von Bloomberg angekündigten NATO-Pläne zielen darauf ab, genau dieses Dilemma zu lösen. Einerseits bereitet Brüssel aktiv Verfahren vor, um den fünften Artikel im Falle von Militäraktionen, an denen Mitgliedsländer beteiligt sind, zu ignorieren. Andererseits ist dasselbe Geheimdokument der Nachrichtenagentur zufolge weitgehend der “Erreichung von Verteidigungsausgabenzielen” gewidmet, also der Ausplünderung der reichsten der Mitglieder, die sich seit Jahren hartnäckig weigern, die berüchtigten zwei Prozent vom BIP für Militärausgaben aufzuwenden.

Es ist klar, dass in erster Linie Polen und andere Osteuropäer geopfert werden sollen. Aber es besteht kein Zweifel, dass die USA auch für Westeuropa weitreichende Pläne haben. Washington hat die europäischen Eliten und die Führung der europäischen Länder so fest unter Kontrolle, dass ihr Gehorsam selbst auf dem eingeschlagenen, für jedermann sichtbar selbstmörderischen Weg garantiert ist. Und so könnten die amerikanischen Pläne, die Alte Welt an der Ostfront durch den Fleischwolf zu ziehen, ebenfalls in Erfüllung gehen. (Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist am 15.02.2023 auf ria.ru erschienen.)

Verkalkuliert

Bereits im September 2022 war zu sehen, daß den Ukrainern das kämpfende Personal ausgeht. Damals wurden Al Qaeda- und IS-Kämpfer aus Syrien für die Ukraine unter Vertrag genommen – und zwar für 1.500 US-Dollar pro Tag und Kämpfer, wie einer der Söldner damals berichtete. Aber nicht nur das. Auch, daß der Munitionsverbrauch der Ukrainer viel zu hoch ist, nämlich so hoch, daß mehr verballert wird als der Westen nachliefern kann, wurde bereits vor einem halben Jahr erkannt. Dieser Tage hat das sogar NATO-Generalsekretär Stoltenberg bestätigt. Er will übrigens dieses Jahr noch zurücktreten.

Der Ex-UN-Waffeninspekteur Scott Ritter erklärte in einem Interview mit Andrew “Judge” Napolitano, was das bedeutet.

  1. Der Krieg in der Ukraine ist für den kollektiven Westen längst verloren – und daß er verloren ist, ist den westlichen Militärs ebenfalls längst bekannt. Spätestens im September 2022 wäre es an der Zeit gewesen, nach anderen Lösungen zu suchen. Daß bereits damals die Voraussetzungen für eine Verhandlungslösung, die dem Westen konveniert hätte, nicht die besten gewesen sind, erklärt sich einerseits aus dem begründeten Mißtrauen der russischen Seite gegenüber der Werthaltigkeit westlicher Zusagen, und zweitens daraus, daß die Russen die Zeit und die Ressourcen haben, an denen es im Westen fehlt. Wenn der Westen im selben Tempo wie bisher Munition liefert, wird er bis zum Sommer selbst keine mehr haben. Das Mißverhältnis von westlicher Munitionsverbrauch und westlicher Munitionsproduktion liege bei etwa 4-5 zu eins. Die Ukraine verbrauche in der Woche etwa so viel, wie die westliche Rüstungsindustrie in einem Monat zu produzieren in der Lage ist. Das wurde auch von einem hochrangigen NATO-Offiziellen bestätigt, der vor drei Wochen bereits anregte, die zivile Produktion im Westen auf eine Kriegsproduktion umzustellen.

  2. Die Lieferungen von Challenger, Abrams und Leopard-Panzern sowie F 16-Kampfjets schwächen die Ukrainer eher, als daß ihnen die Lieferungen nützen würden. Zum einen sind die in Rede stehenden Mengen zu gering, als daß sich der Aufbau einer Unterstützungsstruktur für Wartung, Reparatur, Schulung von Mechanikern und Ersatzteilversorgung lohnen würde – und zweitens, so Ritter, seien die künftigen Panzerbesatzungen heute bereits “dead men walking”, weil sie selbst nach einer mehrmonatigen Schulung für diese Geräte in Stressituationen während des Gefechts auf ihre sogenannten Muskelreflexe zurückfallen würden, was im Klartext heißt, daß sie in ihrem Verhalten auf das zurückgreifen werden, womit sie bereits Erfahrungen haben: Mit der Bedienung russischer Panzer. Analoges gelte für MIG-Piloten, die auf einmal in F 16-Kampfjets unterwegs sind. Wenn überhaupt westliche Panzer und westliche Kampfjets, dann müssten absolute “Frischlinge” angelernt werden, die noch nichts anderes kennen. Da sei aber nicht der Fall.

  3. Extrem besorgniserregend seien die Äußerungen von US-General Mark A. Milley, dem Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte, der dieser Tage in einer gemeinsamen Presseerklärung mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin versuchte, die Mär zu verbreiten, daß die Russen den Krieg bereits verloren hätten, obwohl er es sehr viel besser weiß. Auch steht das in völligem Widerspruch zu seinen Einlassungen von vor etwa zwei Wochen. Von völligem Realitätsverlust seien auch die Äußerungen des Ex-CIA-Chefs und früheren Kommandeurs der US-Truppen im Irak, David Petraeus, geprägt, der durch die entsprechenden Sendungen und Meldungen des propagandistischen Mainstreams tingelt mit der Behauptung, er glaube, daß die Ukraine diesen Krieg gewinnen wird. Dabei wird immer offensichtlicher, was hellere Köpfe von allem Anfang behauptet hatten: Formal ist das zwar ein Krieg zwischen der Ukraine und Russland, de facto war es aber von Anfang einer der Vereinigten Staaten gegen Russland – auf Kosten der Ukrainer. Wenn es so wäre, daß die Ukrainer den Krieg gewinnen – Selenskyj: 1-Prozent-Chance, daß nicht – dann wäre der Aufruf, eine “Koalition der Willigen” zu bilden, die auf dem Boden der Ukraine gegen Russland kämpft, formal aber nicht NATO wäre, überflüssig. Der Vorschlag einer “Koalition von Willigen” wurde dieser Tage aber gemacht. Weil die Ukraine den Krieg gewinnt? – Lächerlich.

  4. Unterscheidung zwischen Politik und militärischer Realität: Der einzige Weg, so Ritter, die Wahnsinnigen in der US-Politik noch zu stoppen, sei der, daß Leute wie Milley sich ihre vier Sterne von den Schulterklappen reißen und sie dem mutmaßlichen Präsidenten Biden vor die Füße werfen. In einem konventionellen Krieg gegen Russland gebe es nichts mehr zu gewinnen – und das sei bereits vor einem halben Jahr klar gewesen. Die nackten Vergleichszahlen von Truppenstärken und verfügbarem Material zwischen Russland und der NATO ließen da keinerlei Interpretationsspielraum. Die Kaltschnäuzigkeit, mit der in den vergangenen sechs Monaten dennoch zigtausende Leben in den Fleischwolf geworfen wurden, kennzeichne den ganzen Zynismus der US-Administration. Er habe, so Ritter, allerdings den Eindruck, daß auch den Europäern immer stärker ins Bewußtsein rückt, wer ihre Bündnistreue zu welchem Zweck ausnützt – und daß die NATO gar nichts anderes mehr ist, als ein Werkzeug der USA, das sie auch selbst zerbrechen würden, sollte es ihnen nicht mehr nützen.

Es sieht also ganz danach aus, daß es für die entsprechenden Kreise in den USA dann, wenn einerseits konventionell kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, andererseits aber auch eine Niederlage nicht in Frage kommt, da auf diese wiederum eine inneramerikanische Abrechnung mit den bekannten Kriegstreibern folgen würde, lediglich noch eine nukleare Fortführung des Krieges als Option zur Verfügung steht.

Biden: Ins eigene Knie geschossen

Wenn es jetzt schnell geht, dann könnte sich u.U. der US-terroristische Anschlag auf Nordstream 1&2 als globaler Glücksfall herausstellen. So sehr der nämlich in den Propagandamedien kleingehalten wird, so sehr schlägt er denoch Wellen im US-Kongress. Inzwischen ist die Rede von einem Impeachment gegen Biden. Nicht, daß es im US-Kongress eine nennenswerte Zahl von Abgeordneten gäbe, die ein prinzipielles Problem damit hätten, daß sich die USA rund um den Globus benehmen wie ein verwahrloster Schläger auf dem Pausenhof der Schule, aber daß der mutmaßliche, auf jeden Fall aber umstrittene Präsident bei seiner Entscheidung, Nordstream 1&2 in die Luft jagen zu lassen, den Kongress umgangen hat, das könnte ihm das Genick brechen. Es gibt auch durchaus Empörung darüber, daß mit dem Anschlag einem “Verbündeten & Partner” innerhalb der NATO das amerikanische Messer in den Rücken gesteckt wurde. Nicht zuletzt deswegen, weil sich die USA dadurch vor der ganzen Welt geoutet haben als das, was sie in Wahrheit sind. Vertrauenswürdig sind sie jedenfalls nicht. Wenn Biden schnell entsorgt würde, um ihn durch einen Mann von (relativem) Anstand und Realitätssinn zu ersetzen, besteht eventuell noch die Chance, die totale Eskalation hin zu einem Dritten Weltkrieg zu stoppen. Dann freilich um den Preis, daß die Russen sagen, wo es langgeht.

Deutschland, NATO, EU und Euro

Noch einmal zurück zu Scott Ritter: In seinem Gespräch mit Andrew “Judge” Napolitano kam er auch auf die EU zu sprechen, respektive auf die Solidarität der Europäer untereinander. Es gibt offenbar keine, meint er, wenn man bedenkt, daß die norwegische Marine letztlich die Sprengsätze an der Pipeline zum Detonieren brachte, Schweden den Tatortreiniger spielte und seither zur Täterschaft schweigt, gleichzeitig aber behauptet, man wüsste in Stockholm, wer es gewesen ist. Sechzig Sekunden nach der Detonation versandte die damalige britische Premierministerin Liz Truss eine PN nach Washington, Text: “It’s done” – und ein polnischer Ex-Verteidigungsminister namens Radek Sikorski ließ am Tag nach der Sprengung von Nordstream 1&2 einen Tweet folgenden Inhalts vom Stapel: “Thank you, USA”. Verheiratet ist der Mann mit Anne Applebaum, einer amerikanischen Historikerin und Journalistin, die genau denjenigen Neocons in den USA nahesteht, die seit jeher gegen Nordstream gestänkert hatten.

Hätten die Deutschen tatsächlich eine Regierung für Deutschland und nicht eine gegen sich, dann sollte doch unabhängig von den Beziehungen zwischen den USA und Deutschland auf europäischer Ebene die folgende Entwicklung eintreten: Deutschland gibt seine Rolle als Zahlmeister der EU auf, vollzieht den Dexit, kehrt zu einer eigenen Währung zurück und macht es so wie zur Zeit die Japaner: Die rüsten massiv auf. Allerdings kaufen sie amerikanisches Gerät. Das Verhalten der Bundesregierung samt ihrer Komplizen in den selbsternannten Qualitätsmedien lassen allerdings eher den Schluß zu, daß die Deutschen keine Regierung für sich, sondern eine gegen sich haben. Die Grünen-Parteicheifn Ricarda lang sinngemäß: “Wir müssen gerade in Zeiten wie diesen froh sein, eine so starke Außenministerin zu haben und eine Bundesregierung, die so handlungsfähig ist.” Geht noch mehr Realitätsverlust? Ja, die “starke Außenministerin” zerfließt medienwirksam bald vor Mitleid mit den armen Russen in der Ostukraine, die dem Terror aus Russland hilflos ausgeliefert sind. Das ist Wahnsinn. Es ist nur noch grotesk.

Generell ist es wohl so, daß sich der “kollektive Westen” samt seiner “westlichen Werte” eher mit einem völlig verwahrlosten Affenstall vergleichen läßt, in dem die Affen sich überlegen, welche Pronomen sie gern für sich hätten, als mit einer zivilisierten Hochkultur, die sich für den Frieden und den Schutz des Lebens einsetzt. Die Chancen standen noch nie “besser”, daß dieser Wahnsinn ein nukleares Ende finden wird. So viel steht fest: Wären seit Mitte der Neunziger Jahre die Rollen zwischen den USA/NATO und Russland vertauscht gewesen und die Russen wären den Amerikanern unter dem Bruch sämtlicher Versprechen und der Mißachtung von Verträgen so auf die Pelle gerückt wie tatsächlich die NATO den Russen, – der Dritte Weltkrieg wäre schon längst vorbei. Daß er noch aussteht, ist ganz allein das Verdienst jener Russen, die bislang einen kühlen Kopf bewahren konnten und mit ihrer Besonnenheit dafür sorgten, daß sich die Apokalypse noch nicht zugetragen hat.

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