Großbritanniens Ex-Gesundheitsminister Matt Hancock (hier mit Lebensgefährtin): Mieses Spiel mit Ängsten während Corona (Foto:Imago)

Jeder sollte sich “in die Hosen scheißen”: UK-Ex-Gesundheitsminister schürte gezielte Lockdown-Panik

Wer glaubte, das Zentrum der Corona-Hysterie in Europa seien Deutschland und Österreich gewesen, wo man einer allgemeinen Impfpflicht erschreckend nahe kam, sieht sich durch aktuelle Enthüllungen aus Großbritannien nun mit dem atemberaubenden Zynismus der Corona-Politik der damaligen Johnson-Regierung konfrontiert. Dies geht aus mehr als 100.000 WhatsApp-Nachrichten hervor, die die Journalistin Isabel Oakeshott nach Auswertung an die Zeitung „Telegraph‘“ weitergab. Oakeshott erhielt Zugriff auf die Nachrichten, als sie als Ghostwriterin an den Memoiren des ehemaligen Gesundheitsministers Matt Hancock mitwirkte.

Diesem ging es vor allem anderen darum, als konsequenter und entschlossener Corona-Bekämpfer in der Öffentlichkeit dazustehen, um diesen Status als Basis für seine weitere politische Karriere zu nutzen. Fluglinien und Flughäfen warf er etwa vor, nicht zu kapieren, „dass wir im Krieg sind. Und natürlich ist es hart für sie, weil sie bankrott gehen“. Aufschlussreich ist ein Dialog, den er mit dem Kabinettsekretär Simon Case führte: „… ich will, dass es gut AUSSIEHT, was aber nahezu unmöglich sein dürfte“, klagte Hancock. Case entgegnete: „Lass es nicht zu gut aussehen, sonst werden die Leute denken, es sei in Ordnung zu reisen!

Konzertiere Quarantänemaßnahmen

Darauf stellte Hancock klar: „Es soll nicht einladend aussehen – sondern kompetent!“ Ein ähnliches Gespräch könnte man sich auch leicht zwischen Karl Lauterbach und einem Beamten seines Ministeriums vorstellen. Nach einem Jahr Pandemie kam die Regierung, während des zweiten Lockdowns, auf die Idee, eine Zwangsquarantäne in abgedichteten Hotelanlagen einzuführen. „Haben Sie eine Ahnung, wie viele Menschen wir gestern in Hotels eingesperrt haben?“, fragte Case.

Hancock antwortete: „Nicht die geringste, aber 149 haben sich dafür entschieden einzureisen und leben nun freiwillig in Quarantäne-Hotels!“ Case fand das „zum Totlachen, köstlich“. Weniger amüsiert war eine Betroffene dieser Maßnahme, die zehn Tage in einem Regierungshotel interniert war. „Es fühlt sich an, als ob ich in Guantanamo Bay wäre“, schilderte sie ihre Eindrücke. Sie glaube, dass „diese Erfahrung die seelische Gesundheit der meisten Menschen beeinträchtigen würde“.

“In die Hosen scheißen”

Johnson, der 2022 unter anderem deshalb von seinem Amt zurücktreten musste, weil er während des selbst verhängten Lockdowns an mehreren Partys in seinem Regierungssitz teilnahm, freute sich im März 2021 darüber, dass einem Paar, das aus Dubai zurückgekehrt war, 10.000 Pfund Strafe für den Bruch der Quarantäne-Regeln aufgebrummt wurde. Die hysterisch verbreitete Mär vom jederzeit drohenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems durch eine endlose Flut von Corona-Patienten erwies sich auch in Großbritannien als Märchen. Die Gefahr bestand spätestens nach der ersten Welle nicht mehr, wie etwa der Gesundheitsexperte Chris Whitts der Regierung in einer langen Nachricht ausdrücklich mitteilte.

Auch was die Panikmache vor neue Variante anbelangt, setzte Hancock auf ähnliche perfide Angstmechanismen, wie sie zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland etwa mit dem berüchtigten Strategiepapier des Innenministeriums geplant waren: Im Zuge der “Einführung“ neuer Varianten bekannte er sinngemäß in einem Whatsapp-Chat, Ziel sei, dass sich “jeder in die Hosen scheißen” müsse.

Furcht verbreiten, Narrative nicht hinterfragen

Die WhatsApp-Nachrichten zeigen eine Regierung, die von Medien und Interessengruppen getrieben, in eine Vielzahl willkürlicher Beschränkungsmaßnahmen hineinstolperte, die rund eine halbe Milliarde Pfund kosteten, aber überhaupt keinen Überblick darüber hatte, ob all das irgendeinen Erfolg hatte. Zugleich war man aber bereit, den gesamten Strafverfolgungsapparat zu mobilisieren, um die Einhaltung dieser Maßnahmen zu erzwingen. Um keinen Preis wollte die Regierung als inkonsequent und überfordert erscheinen, obwohl sie genau das war. Jeder noch so vernünftige Lockerungsvorschlag, etwa für Kinder, wurde von Hancock oder Johnson abgeschmettert.

Vor allem Hancock ging es darum, Furcht zu verbreiten und zu erhalten, damit das inkonsistente Maßnahmenpaket nicht als Ganzes infrage gestellt wird. Letztlich handelte es sich, wie etwa in Deutschland oder Österreich auch, um ein autoritär durchgesetztes Chaos von im Blindflug agierenden Regierungen, die sich aus PR-Gründen jedoch als harte aber faire Krisenmanager präsentieren wollten. Auch Hancock musste schließlich wegen Verstoßes gegen die eigenen Lockdown-Vorschriften zurücktreten – und nahm, obwohl Parlamentsabgeordneter, an der britischen Variante des „Dschungelcamps“ teil. (DM)

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