Foto: Eike Hamer
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Dr. Eike Hamer: Wir brauchen dringend eine Amtshaftung

Die Inflation hat mittlerweile dramatische Auswirkungen auf uns alle. Lange haben die Politiker so getan, als gäbe es sie nicht. Die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – lag im Februar 2023 bei +8,7 %.

Ein Gespräch mit Dr. rer. pol.Eike Hamer über Inflation, dem Weltgeschehen und der Zukunft. Hamer ist der Herausgeber des Wirtschaftsinformationsbriefes „Wirtschaft aktuell“. Seit 1996 Mitarbeiter im Mittelstandinstitut Niedersachsen und Vorstandsmitglied der Deutschen Mittelstandsstiftung e.V.

Herr Dr. Hamer, Sie wählten in verschiedenen Veröffentlichungen sehr deutlich Worte und erklären, die Inflation ist hausgemacht und Sie befürchten, dass eine Hyperinflation wie 1929 vor der Tür steht?

Dazu muss man wissen, wie Inflation entsteht. Lieferketten wurden durch die Corona-Sabotage Politik und Sanktionspolitik zerstört oder zumindest stark gestört und damit die Güter und Waren künstlich verknappt. Dies und die Angst der Menschen führte zu Angstsparen und verringerte damit die Umlaufbahngeschwindigkeit des Geldes. Die Menschen, legen sich Geld „zur Seite“. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes – also wie schnell das Geld die Hand wechselt – normalisiert sich aber wieder. Dann trifft viel Geld auf ein knappes Angebot.

Dies beschleunigt sich und treibt die Preise wie derzeit zu beobachten ist. Mit zunehmender Inflationssorge fangen Menschen an, schnell noch Güter zu kaufen, da sie befürchten, dass Produkte noch teurer werden. Nur solange die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes multipliziert mit der gedruckten Menge an Geld im Verhältnis zu den vorhandenen Gütern und Dienstleistungen gleich bleiben, bleiben auch die Preise stabil. Wenn die Güter und Dienstleistungen aber gleich bleiben und entweder Die Geldmenge – wie geschehen – oder die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigen – was jetzt befürchtet wird – steigen die Preise.

In den 1913er Jahren hat man das Angebot an Waren und Dienstleistungen durch einen Generalstreik als Folge der Rheinlandbesetzung künstlich verknappt. Auch sind Lieferketten damals wie heute ins Stocken geraten. Hier sind große Parallelen zur Coronapolitik zu beobachten. Nun kommt noch die Sanktionspolitik hinzu. Natürlich treffen die Sanktionen auch Russland, aber in erster Linie treffen sie uns. Über die Notenpresse wurden verschiedene Sondersubventionen über die EZB an Länder zur Verfügung gestellt, die Geldmenge wurde in einem Ausmaß ausgedehnt, wie es die Welt so noch nicht gesehen hat. Diesem gedruckten Geld fehlt das entsprechende zusätzliche Angebot an Waren und Dienstleistungen. Das heißt, es gibt nichts, was dem gedruckten Geld als Wert entgegensteht; wie zum Beispiel Gold.

Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Inflation?

Der Krieg in der Ukraine wird nur als Begründung für die Unwissenden herangezogen, um einen Schuldigen für die Inflation zu finden. Die Ukraine steht für 2,6% der Welt- Nahrungsproduktion, das ist also so gut wie gar nichts. Die Inflation ist durch unverantwortliche EU-Politik entstanden. Die Inflation lag bereits im Dezember 2021 bei 5 Prozent. Dass so mit unserem Geld umgegangen wird, ist nicht hinnehmbar.
Deshalb sage ich, wir benötigen Richter, die nicht politisch weisungsgebunden sind, dringend eine Amtshaftung mit Klagerecht für jedermann sowie keine Immunität für Funktionäre, damit Menschen, die unser Geld verwalten, sich rechtfertigen müssen.

In einem Interview sagten Sie, große Teile der Welt bezeichnen unserer Energie – und Sanktionspolitik für idiotisch. Woher nehmen Sie dieses Wissen?
Länder, die nicht so emotional mit dem Thema Russland involviert sind, bezeichnen es so. Wir wollen uns von den fossilen Brennstoffen und der Atomenergie verabschieden. Also eine zentralisierte Energieversorgung dezentralisieren, mit einer Energiequelle die auf gut Glück funktioniert. Um erneuerbare Energie zum Einsatz zu bringen, brauchen sie aber Rohstoffe aus Ländern, die von uns sanktioniert werden und nichts liefern können. Wer nur ansatzweise bei klarem Verstand ist, kann nicht alle Energieträger gleichzeitig abschalten und nebenbei die Lieferwege für die gewünschten neuen Energien blockieren.


Sie sind der Meinung, dass wir vor einem Scheideweg stehen. Wir können den Weg des digitalen Geldsystems gehen oder uns für einen anderen entscheiden. Wie würde dieser andere Weg aussehen und welchen Einfluss haben wir selbst darauf?

Der wohl dümmste Satz der Welt „es ist alternativlos“, gilt nie. Es gibt immer eine Alternative. Das digitale Geldsystem wäre ein Turbo gegen die Rechtsstaatlichkeit. Damit kann einzelnen Personen einfach das Konto gelöscht werden, es wäre möglich ganze Gruppen oder Produkte vom Zahlungsverkehr abzuschalten, indem Zahlungsmöglichkeiten für Produkte unterbunden werden. Ich glaube, dass die Menschen nach dem kommenden Zusammenbruch diese Unsicherheiten nicht mehr wollen und statt Lippenbekenntnisse der Notenbankfunktionäre einen objektiven Anker fordern werden. Der war bisher immer Gold- Silber oder eine Rohstoffbasis, wie es die Bundesbank Jahrzehnte sehr erfolgreich umgesetzt hat, mit einem sogenannten Goldkern der Währung von zehn oder 12 Prozent. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen eine Geldwertstabilität anstreben werden. So ein System gibt es bereits, dem haben sich 2/3 Drittel der Menschen bereits angeschlossen. Das letzte Drittel der Menschheit, der sogenannte Westen, wird es zwangsweise aufgreifen müssen, es sein denn, wir wollen auf jeglichen Wohlstand verzichten.

Sie sprechen von Russland, China, Iran und andere Länder, die bereits ein reformiertes, IWF System?

Russland hat mit China, den Bric– Staaten, Indonesien, Iran, Indien bereits entschieden die Differenzen in Gold auszugleichen. Das sind nun mal 2/3 Drittel der Menschheit. Ich gehe davon aus, dass wir auf dem eurasischen Kontinent eine Wirtschaftszone erleben werden, die sich jetzt ja schon im Osten bildet, mit Russland, Kasachstan, den ehemaligen Sowjetrepubliken bis hin zum Iran.

Wer sollte diesen Anschluss denn umsetzen?
Die Politik ist eine Interessenvertretung, es ist nur die Frage, wessen Interessen sie vertreten. Wenn ausreichend Teile der Bevölkerung ihre Forderungen stellen, werden sie auch berücksichtigt. Derzeit ist es aber so, dass die Menschen, all das, was Politiker versprechen, glauben und selbst daran „kaputt“ gehen werden, Denn sie werden merken, dass es leere Worte sind. Dass die Inflation keinen Halt macht, auch wenn man es Ihnen erzählt. Vielleicht braucht es einen Wohlstandschmerz, um zu bemerken, dass diese Politik so nicht weitergeführt werden kann. Die Wirkung der Inflation bestraft die Leistungsträger, der Wert Ihrer Arbeit gespeisten Arbeit wird vernichtet und zerstört das Sozialgefüge eines Landes.

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