Einen an der Waffel? - Foto: Imago

Erdingers Waffenverbotszone: Mehr Zonenverbotszonen!

Die Waffenverbotszone ist schon ganz gut eingeführt. In bestimmten Stadtbereichen, die als “Krimnalitäts-Schwerpunkte” bezeichnet werden, sind Waffenverbotszonen eingerichtet worden. Die entsprechenden Hinweistafeln sind in aller Regel gelb und es gibt eine ganze Reihe von Piktogrammen auf ihnen zu sehen. Schlagstock, abgebrochene Glasflasche, Handfeuerwaffe, Klappmesser, Schlagring: Das sind Gegenstände, die in der Waffenverbotszone nichts zu suchen haben. Meistens aber nur in den Nachstunden nicht, etwa zwischen 20 Uhr und 5 Uhr morgens. Tagsüber ist eine solche Waffenverbotszone eine Waffenzone. Die Idee mit der Zone ist bestechend und ausbaufähig. Oder doch nicht?

von Max Erdinger

Stellen Sie sich vor, Sie haben den ganzen Tag gearbeitet und wollen jetzt mit Ihrer Pistole in der Jackentasche, dem Schlagring in der rechten Hosentasche und dem Klappmesser in der linken vollkommen friedlich zur Bushaltestelle laufen, um noch ein wenig jener frischen Frühlingsluft zu schnappen, welche dieses Jahr von der Klimakatastrophe verschont geblieben ist. Plötzlich kommen Sie an eine Waffenverbotszone. Sie sind perplex. Sie müssen da durch. Einen Umweg können Sie nicht machen, weil Sie sonst den letzten Bus nach Hause nicht mehr erwischen, was wiederum bedeuten würde, daß Sie nicht rechtzeitig zur “Tagesschau” daheim wären. Die Tagesschau dürfen Sie aber keinesfalls versäumen. Schließlich sind Sie Demokrat und müssen informiert sein. “Verdammte Hacke”, sagen Sie und fragen sich, weshalb Sie gestern noch mit Ihrer Handgranate in der Aktentasche von einem solchen Schild in Ekelgelb verschont geblieben sind. Dann fällt es Ihnen ein: Weil es gestern noch nicht dagestanden hat!

Heute haben Sie allerdings ein Problem. Was tun, um nicht zum schnöden Gesetzesbrecher zu werden? Sie sind mit mehreren Mängeln konfrontiert, die offenbaren, daß die Sache mit der Waffenverbotszone nicht richtig durchdacht gewesen sein kann. Sie würden ja Ihre Pistole, den Schlagring und das Klappmesser aus Ihren Taschen entfernen. Und hätten Sie nicht gestern Abend noch die Koi im Gartenteich Ihres Nachbarn mit der Handgranate ins Reich der ewigen Fischgründe gejagt, dann auch die noch.

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Wahrer Koi-Killer: Handgranate – Foto: Imago

Wohin also mit der Knarre, dem Schlagring und dem Klappmesser? Es fehlen Ablagekörbe, die am Schildpfosten hätten montiert werden müssen. Sie können das Zeug ja nicht einfach auf den Erdboden legen, wo es dann jemand aufsammelt, der weniger gesetzestreu ist als Sie. Solche Leute gibt es nämlich. Machen Sie sich nichts vor. Vor allem: Wenn Sie dann unbewaffnet durch die Waffenverbotszone gelaufen sind und am Schild “Waffenverbot aufgehoben” vorbeikommen: Sie können ja schlecht durch die Zone zurücklaufen, um Ihre Waffen wieder einzustecken, sollten sie dann noch dort auf dem Erdboden vor dem Waffenverbots-Zonenschild liegen, dem ekelgelben. Oder Sie kämen dort an, Ihr Bus wäre sowieso schon weg, und Sie müssten Ihre Waffen erst mühsam aus jenem Waffenhaufen heraussuchen, der sich in der Zwischenzeit dort gebildet hat. Dann stünden Sie da und wüssten nicht, ob das jetzt Ihre Pistole, Ihr Klappmesser und Ihr Schlagring sind, was Sie sich da wieder in die Taschen zurückstopfen wollen. Sie würden sich womöglich ein minderwertiges Klappmesser einstecken und so einen Verlust hinnehmen müssen, für den Sie niemand entschädigt.

Hat die Zone eine Perspektive?

Langer Rede kurzer Sinn: Die Sache mit der Waffenverbotszone ist tatsächlich nicht gut durchdacht worden. Das ist in dieser Form alles andere als bürgernah und serviceorientiert. Das heißt aber noch nicht, daß die Idee mit der Waffenverbotszone grundsätzlich verkehrt wäre. Die Frau Innenministerin Faeser in ihrem ganzen Einfallsreichtum und ihrer enormen Abstraktionsfähigkeit hat einen grundsätzlichen Mangel der Waffenverbotszone bereits identifiziert. Die Waffenverbotszone ist derzeit noch eine stationäre Angelegenheit. Es wäre gut, wenn es auch eine mobile Waffenverbotszone gäbe. Deshalb denkt sie nun über ein Messer- und Waffenverbot in Bussen und Bahnen nach. Das heißt, Sie müssten nicht mehr durch die Waffenverbotszone zurücklaufen, um jene Waffen wieder aufzunehmen, die Sie dort abgelegt hatten, weil Sie die in den Bus nachhause nämlich ebenfalls nicht mitnehmen dürften, was wiederum bedeuten würde, daß Sie den Bus noch erwischen – und auch die Tagesschau noch anschauen könnten, um zu erfahren, was sich Frau Faeser tagsüber sonst noch alles so ausgedacht hat, während Sie arbeiten gewesen sind. Oder was sich der Herr Habeck ausgedacht hat. Oder der grüne Stadtrat.

Die Verbotsübertretung wird zu Recht verboten

Was haben sich die Erfinder der Waffenverbotszone eigentlich überhaupt gedacht? Wahrscheinlich ist es das gewesen: Da es verboten ist, in der Fußgängerzone zwischen acht Uhr abends und fünf Uhr morgens Leute zu erschießen, zu verprügeln oder zu erstechen, die schließlich “die Menschen” sind, wäre es sinnvoll, zur Nachtzeit das Mitführen solcher Gegenstände zu untersagen, die einen dazu verlocken könnten, es trotz des Verbots einmal zu versuchen. So seltsam das auch klingen mag: Ist das nicht ein ganz interessanter Denkansatz? Und wenn es einer ist, wie ließe sich das perfektionieren?

Denken wir einmal an das Rauchverbot in der Gastronomie. Immer wieder hört man, daß es von unverantwortlichen Wirtsleuten unterlaufen wird, die ihren Gästen das Rauchen gestatten, und sei es in einem illegalen Nebenzimmer. Was hülfe da? – Bingo: Eine “Feuerzeugverbotszone” vor jedem Gasthauseingang. Wenn niemand ein Feuerzeug hat, dann raucht auch keiner. Oder im Straßenverkehr: Es gibt Geschwindigkeitsbegrenzungen, die allzu oft übertreten werden. Die Lösung: Eine “Autoverbotszone” vor der Geschwindigkeitsbegrenzung! Logisch: Wer kein Auto hat, kann auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung mißachten. “Klebstoffverbotszone” …

Immer wieder liest man auch von gedankenlosen Zeitgenossen, die ihre Scheckkarte zuhause vergessen, als nächstes ein Stahlseil um den Bank-Automaten herumlegen, es an der Anhängerkupplung eines Pick-Up-Trucks befestigen und dann den ganzen Bank-Automaten aus dem Gemäuer herausreißen, ihn aufladen und einfach mit nachhause nehmen, um ihn dort aufzuschweißen und den gewünschten Betrag zu entnehmen. Die Lösung: Eine Stahlseilverbotszone vor jedem Bank-Automaten. Aber das ist alles immer noch viel zu klein gedacht, um nicht zu sagen, es sei kleingeistig.

Schluß mit Kleinkram

Flugzeugabstürze sind ein arges Übel. Bisweilen fallen vollgetankte und vollbesetzte Passagierjets auf bewohntes Gebiet und fangen Feuer, was extrem klimaschädlich ist. Das juckt lediglich jene Minderheit von verantwortungslosen Toten nicht, die bei einem solchen Absturz entsteht. Die Lösung: Flughäfen werden zu “Betankungsverbotszonen” und die Schalterreihen der Fluggesellschaften im Gebäude werden zu “Eincheckverbotszonen”. Schon können alle beruhigt die Tagesschau anschauen, weil sie wissen, daß kein Passagierjet mehr durch die Wohnzimmerdecke krachen wird, während Baerbock auf dem Bildschirm brilliert. Außerdem ist es gut für den so dringend benötigten Klimaschutz.

Und wenn sich jetzt jemand fragt, was das soll, daß der grüne Habeck in der Ukraine sagt, die dortigen Atomkraftwerke seien voll knorke, so lange sie sicher sind, und weil sie schließlich schon gebaut worden seien, während die sichersten Atomkraftwerke der Welt in Deutschland am 15. April par ordre de Grünmufti abgestellt werden müssen … – und wenn er das im Internet debattieren will mit anderen Leuten, denen das ebenfalls merkwürdig vorkommt: Was hülfe da? Ganz klar: Eine “Debattierverbotszone” in den sozialen Netzwerken. Das wäre das Ende unserer schönen Demokratie.

Deshalb fordere ich nach reiflicher Überlegung ein generelles Verbotszonenverbot. Was mit der Waffenverbotszone beginnt, kann sich leicht zu einer Verbotszonenpandemie ausweiten. Wehret den Anfängen! Schon die vergleichsweise harmlose Waffenverbotszone ist im Grunde nichts anderes, als obrigkeitsstaatlich dekretierte Ausländerfeindlichkeit. Schließlich sind es in der Hauptsache unsere mitbürgenden “die Menschen” aus Westasien, die sich zum Schutz vor Reichsbürgenden und alten Nazi-Ommas bewaffnen, ehe sie verzagt sich in einer deutschen Fußgängerzone voranzutasten getrauen. Es ist rassistisch, diese lieben Menschen an “Kriminalitäts-Schwerpunkten” schutzlos dem deutschen Messermob auszusetzen, dieser Ansammlung von stechenden und ballernden Gewalttäter:innen aus der Geriatrie. Schon die vergleichsweise harmlose Waffenverbotszone ist ein Ausweis gräßlicher Intoleranz.

Auf die Straße!

Darum “müssen wir”, die “Wir-müssen-Menschen”, uns zum Demonstrieren auf die Straße begeben und laut skandieren: “Schluß mit den ausländerfeindlichen Waffenverbotszonen! Kein Bewaffneter ist illegal! Erst wenn der Letzte gemessert wurde, werdet ihr merken, daß man Waffenverbotszonen nicht essen kann! F*ck Waffenverbots-Nazis! Kampf der Intoleranz! Für eine waffenstarrende Zukunft!”

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