Zerstörte Pipeline - Symbolfoto: KateStudio/Shutterstock

Erdingers Pipeline: Meinungen überflüssig

Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über die besten Ermittler in Sachen verbotener Straf-, Kriegs- & Terrortaten weltweit. Doch, doch, doch, doch. Weltklasse sind die. Deshalb ist es auch ein Ausweis der großen Raffinesse jener ausgefuchsten Täter, die Nordsteam 1&2 gesprengt haben, daß es den besten Ermittlern der Welt nicht und nicht gelingen will, herauszufinden, um wen es sich bei den Unterwasserterroristen handelt. Dazu braucht man gar keine Meinung zu haben. Es muß sich um die ärgsten Filous der gesamten Straf-, Kriegs- & Terrorgeschichte handeln. Das ist die reine Logik.

von Max Erdinger

Nun gibt es ja solche vorwitzigen Nasen, die dennoch eine voreilige Meinung zur herbstlichen Gasblasenbildung auf der Wasseroberfläche der Ostsee bei Bornholm geäußert haben, ohne die gewissenhaft und fleißig geführten Ermittlungen der weltbesten Ermittler in Straf-, Kriegs- & Terrorsachen abzuwarten. Seymour Hersh z.B. behauptete, daß eine Spezialeinheit der US-Navy im Rahmen des Manövers “Baltops 22” die Sprengkörper an der Pipeline angebracht hätte, daß es sich um C4-Sprengstoff gehandelt habe, und daß die Sprengladungen Monate nach ihrer Anbringung vermittels einer Sonarboje gezündet worden seien, welche wiederum von Norwegern aus einem Flugzeug abgeworfen worden sei. Das wiegt schwer, denn Seymour Hersh ist nicht irgendwer.Der Mann hat beste Kontakte in amerikanischen Militär- und Geheimdienstkreisen und ist eine journalistische Investigativ-Legende.

In einem einstündigen Interview, das Tucker Carlson mit Donald Trump dieser Tage führte, äußerte sich der amerikanische Ex-Präsident dahingehend, daß er zwar ebenfalls wüsste, wer die Täter gewesen sind, daß er es aber nicht so explizit ausplaudern wolle, da er sein eigenes Land gern “pristine” (deutsch: makellos) halten würde. So viel könne er allerdings verraten: Die Russen hätten die Blasen auf der Ostsee nicht verursacht.

Am 27. Januar 2022 äußerte sich die Frau Unterstaatssekretärin Victoria “F*ck the EU!” Nuland im fernen Amerika dahingehend, daß Nordstream eine Ende haben würde – und zwar “one way or another” (deutsch: so oder so), falls die Russen in die Ukraine einmarschieren. Sie sind einmarschiert. Am 7. Februar 2022 äußerte sich der mutmaßliche, auf jeden Fall aber umstrittene US-Präsident Joe Biden im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz ebenfalls dahingehend, daß Nordstream beendet werden würde, wenn die Russen die ukrainische Grenze mit Panzern überschreiten. Auf die Frage einer Reporterin, wie er das denn anstelle wolle, wo doch das Nordstream-Projekt eine Angelegenheit in der Verantwortung Deutschlands sei, zögerte er einen kurzen Augenblick, um der Fragestellerin dann zu bescheiden, daß er das auf jeden Fall würde durchsetzen können.

Nachdem die Pipeline gesprengt worden war, kam es im US-Kongreß zu einem Wortwechsel zwischen Frau Victoria Nuland und dem republikanischen Senator Ted Cruz. Victoria Nuland behauptete dabei, der Senator müsse wohl – wie sie selbst auch – froh darüber sein, daß die Pipelines nunmehr ein Haufen Metallschrott auf dem Meeresgrund seien. Schließlich habe er ja – wie sie selbst auch – sich in der Vergangenheit äußerst ablehnend zu Nordstream geäußert. Die Reihe von US-Politikern, die sich ablehennd zu Nordstream geäußert hatten, ist übrigens ellenlang.

Eine Ermittlungsidee

Ohne den weltbesten Ermittlern in Straf-, Kriegs- & Terrorsachen vorgreifen zu wollen, erlaube ich mir daher einen konstruktiven Vorschlag: Wie wäre es, die Angehörigen der von Seymour Hersh benannten Tauchereinheit aus der US-Navy einfach vorzuladen und sie zu befragen? Damit sie nicht in Versuchung kommen, die weltbesten Ermittler in Straf-, Kriegs- & Terrorsachen keck anzuschwindeln, könnte man ihnen ja Sozialstunden in einer Unterkunft für geistig behinderte Flüchtlinge androhen. Dann würden sie ganz bestimmt wahrheitsgetreu aussagen, ob sie die Sprengsätze an der Pipeline angebracht haben oder nicht – und wer genau es gewesen ist. Der Tauche-Jim, der Tauche-John oder der Tauche-Bill. Doch, doch, doch, doch. Bekanntlich fürchten marinierte Taucherikaner nichts so sehr, wie vor den weltbesten Ermittlern in Sachen Straf-, Kriegs- & Terrortaten wahrhaftige Aussagen machen zu müssen. Womöglich sollten die weltbesten Ermittler der US-Regierung einfach befehlen, die verdächtigen Rumstaucher:innen an die deutschen Ermittlungsbehörden auszuliefern. Na, wäre das vielleicht kein konstruktiver Vorschlag? Meinereiner denkt eben gern mit, wenn es um den Dienst an der zu ermittelnden Wahrheit geht.

Die nötige Besinnlichkeit

An dieser Stelle möchte ich als deutscher Staatsbürger auf jeden Fall einmal meinen tief empfundenen Respekt vor den weltbesten Ermittlern bekunden. Es ist bewundernswert, daß sie sich nach über einem halben Jahr intensivster Ermittlungen noch immer so viel Geduld bewahren können, daß sie keinem voreiligen Verdacht nachgehen wollen. Auch die vornehme Zurückhaltung der Bundesregierung beim Kommentieren der bislang leider erfolglos verlaufenen Ermittlungsbemühungen verdient größte Hochachtung. Immerhin hatte der Bundesjustizminister von der gelben Kleinpartei am 1. Oktober 2022 angekündigt, daß die weltbesten Ermittlungen mit Hochdruck vorangetrieben werden würden. Wenn man bedenkt, wie der internationalen Straf-, Kriegs- & Terrorszene angesichts seiner Ankündigung damals Angst & Bang geworden sein muß, wäre es verständlich, daß ihr so mancher Ungeduldige die Erleichterung keinesfalls gönnen will, die dort zwischenzeitlich Einzug gehalten haben muß angesichts der Erfolglosigkeit der weltbesten Ermittler. Darunter sollte aber die Sorgfalt bei den Ermittlungen keinesfalls leiden müssen. Gut Ding will Weile haben.

In Abwandlung eines Helmut Schmidt-Zitats zu Krieg & Verhandlung muß man daher sagen: Lieber hundert Jahre nichts herausgefunden, als auch nur fünf Minuten jemanden zu Unrecht beschuldigt. Eine ungerechtfertigte Beschuldigung gegen amerikanische Militär- und Geheimdienstangehörige wäre besonders beschämend, da diese ehrenvollen Menschen noch nie irgendwo ein Wässerchen getrübt haben. Weswegen sie es wahrscheinlich auch beim Ostseewässerchen nicht getan haben. Das ergibt schon eine simple Wahrscheinlichkeitsrechnung. Sie zu einer Befragung vorzuladen, wäre aber trotzdem kein Fehler. Nur, um auszuschließen, daß sie die Tätaucher:innen gewesen sind. Wer würde schon gern einen bösen Verdacht gegen gute Freunde müffelnd im Raume stehen lassen, wenn sie doch Verbündete & Partner im Kampf gegen die Schlechtigkeiten dieser verdorbenen Welt sind? – Na eben.

Plumpe, antiamerikanische Reflexe

Wie einige aufmerksame Herren der AfD-Bundestagsfraktion treffsicher bemerkt haben, sollten im Lande der weltbesten Ermittler in Sachen Straf-, Kriegs- & Terrortaten keinesfalls “plumpe, antiamerikanische Reflexe” fröhliche Urständ feiern dürfen. Deswegen haben sie auch pflichtbewußt einen entsprechenden Fraktionsbeschluß herbeigeführt. Bravo, bravo, bravissimo! Das ist umso ehrenvoller, als daß diese Herren “fest an der Seite der Bundeswehr” stehen, jener ehrfurchtgebietenden deutschen Militärmacht also, die amerikanischen Straf-, Kriegs- & Terrortauchtäter:innen voll pflichtbewußter Opferbereitschaft jederzeit so akurat den Scheitel ziehen würde, daß sie hinterher aussähen wie der Patriot Hannes Gnauck.

Wenn solche ehrenhaften Herren – und der ehemalige Oberst Rüdiger Lucassen ist einer von ihnen – Parteifreunde, die sich nicht der angemessenen Loyalität dem besten aller deutschen Freunde, Verbündeten & Partner gegenüber befleißigen, im Zentrum der Finsternis (ZDF) als “Volksverräter” bezeichnen, dann, liebe Leser, hat das ein Gewicht wie der doppelachsige Miststreuer vom Bauern Hirnbeiß, wenn er voll beladen vom Hof aufs Feld hinaus gezogen wird, um die deutsche Scholle zu düngen. Dem Herrn müssen wir danken, daß es im Lande der weltbesten Ermittler noch solche Patrioten gibt. Da kann eigentlich gar nichts Sachstandswidriges mehr passieren bei der Opposition. Hurra …

Um nun die gewissenhaften Ermittlungen der weltbesten Ermittler in Sachen baltischer Gasblasenbildung auf der Wasseroberfläche nicht durch kontraproduktive Skepsis zu beeinträchtigen, verkneife ich mir lieber den Hinweis auf gewisse geleakte Dokumente des Pentagons, die nahelegen, daß die Herren über das amerikanische Militär, dem jene ehrfurchtgebietende deutsche Militärmacht angegliedert ist, welcher wiederum die pflichtbewußten Herren aus der Opposition so treu als Advokaten zur Seite stehen, gelogen haben könnten, daß sich die Dachbalken im Kuhstall vom Bauern Hirnbeiß biegen. Keinesfalls möchte ich deshalb ausplaudern, daß der amerikanische Kriegsminister Lloyd Austin am 28. März dem US-Kongreß die Hucke vollgelogen hat, als es um die angeblich besten – realiter jedoch inexistenten – Siegchancen der Ukrainer ging, derentwegen weitere Waffen- und Munitionslieferungen reichlichen Ertrag versprechen im Namen der globalen Gerechtigkeit, obwohl sie genau den überhaupt nicht versprechen. Daran wird auch die nunmehr zugesagte Lieferung von fünf MiG-29 Kampfjets an die Ukraine nichts mehr ändern, mit welcher sich der Kanzler wieder einmal als Versprechensbrecher geoutet hat.  Die Jets werden abgeschossen werden und es werden fünf Piloten ihr Leben verlieren. Für nichts und wieder nichts.

Aber ich will nichts gesagt haben. Wer will schon “plumpe, antiamerikanische Reflexe” bedienen, die nur die gewissenhaften Ermittlungen der weltbesten Ermittler in Sachen Straf-, Kriegs- & Terrortauchtaten beeinträchtigen würden? – Ich nicht. Auf gar keinen Fall. Deshalb: Ein Hoch auf jene “treuen Advokaten der Bundeswehr” in der Opposition, die unser Vaterland mit der Waffe in der Hand gegen einen amerikanischen Feind verteidigen würden, wenn es denn einen solchen gäbe. Gottseidank gibt es den nicht. Da haben sie ja nochmal richtig Glück gehabt, die treuen Advokaten. Meine Hochachtung.

 

 

 

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