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Ziemlich spät: Nobelpreisträger fordern in offenem Brief an Scholz Ende des Atomausstiegs

20 weltweit führende internationale Wissenschaftler und Klimaforscher verlangen von Bundeskanzler Scholz jetzt, also wo eigentlich alles zu spät ist, in einem offenen Brief den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke.  Dazu gehören der deutsche Klaus von Klitzing und der Amerikaner Stephen Chu. 1985 bzw. 1997 wurden sie jeweils mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Vorab: Der Bundeskanzler hat auf das nachfolgend zu Dokumentationszwecken veröffentlichte Schreiben bisher nicht reagiert. Der Satz „Folge der Wissenschaft“, mit dem die links-grüne Bundesregierung während des Corona-Terrors schärfste Grundrechtseinschränkungen begründete, scheint bei der umweltfreundlichen und sicheren Kernenergie trotz drohenden Versorgungsengpässen mit verheerenden Folgen nicht zu gelten.

Aufruf zum Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke

Herrn Bundeskanzler Olaf Scholz
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin

Berlin, 14.4.2023

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Wir gehören zu den führenden internationalen Wissenschaftlern aus verschiedenen Feldern der Forschung, darunter Natur-, Umwelt- und Klimawissenschaften. Angesichts der Bedrohung, die der Klimawandel für das Leben auf unserem Planeten darstellt und der offenkundigen Energiekrise, in der sich Deutschland und Europa durch das nicht mehr zur Verfügung  stehende russische Erdgas befinden, fordern wir Sie auf, die letzten deutschen Kernkraftwerke weiter zu betreiben.

Wir begrüßen die Anstrengungen der Bundesregierung, die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland, einem Land mit besonderer wirtschaftlicher und politischer Bedeutung in Europa, entsprechend den abgeschlossenen, internationalen Verträgen zu verringern. Jedoch wurden im Jahr 2022 die CO2-Emissionsziele, durch die, von Einsparungen beim Erdgasverbrauch bedingte, verstärkte Nutzung der Kohlekraft, um 40 Millionen Tonnen überschritten, Schätzungen für das Jahr 2023 gehen von 38 Millionen Tonnen aus.1

Die Kernkraftwerke Emsland, Isar II und Neckarwestheim II lieferten im Jahr 2022 insgesamt 32,7 Milliarden Kilowattstunden an emissionsarmem Strom.2 Deutsche Privathaushalte verbrauchten zuletzt im Durchschnitt 3190 kWh pro Jahr an elektrischer Energie.3 Somit können diese drei Kraftwerke mehr als 10 Millionen oder ein Viertel der deutschen Haushalte mit Strom versorgen. Durch die somit geringere Menge an benötigtem Strom aus Kohlekraftwerken könnten bis zu 30 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

In der Vergangenheit verfolgten andere europäische Länder ebenfalls Pläne zur Reduktion ihrer Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Kernkraft. In den letzten Jahren haben jedoch viele dieser Länder aufgrund steigender Energiekosten, zuletzt enorm zugespitzt durch den Wegfall russischer Erdgaslieferungen, eine andere Haltung zur Kernenergie eingenommen. Unter anderem Frankreich, Großbritannien, Polen, Tschechien und die Niederlande planen den Neubau von Kernkraftwerken oder führen ihn bereits durch, während in Belgien und der Schweiz Laufzeitverlängerungen angestrebt werden.

Aus diesen Gründen fordern wir Sie im Interesse der Bürger in Deutschland, Europa und der Welt dazu auf, die
deutschen Pläne zum Atomausstieg zu überdenken und die noch zu Verfügung stehenden Kernkraftwerke weiterzunutzen. Die Kernenergie in Deutschland kann klar ersichtlich zur Linderung der Energiekrise und dem Erreichen der deutschen
Klimaziele beitragen.

Ihre Führungsposition als Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland steht in dieser Frage in besonderer Verantwortung.

Mit freundlichen Grüßen,

Die Unterzeichnenden

(SB)