Macron (Bild: shutterstock.com/Von Frederic Legrand - COMEO)

Macron, neuer Buhmann des deutschen Machtkartells

Man kann wahrlich nicht behaupten, der französische Präsident Macron hätte sich in den deutschen Medien sonderlich unbeliebt gemacht wegen seines Vorgehens in der französischen Innenpolitik.
Von Wolfgang Hübner
Eher ist er bewundert worden wegen seiner Unnachgiebigkeit bei der von ihm betriebenen Verschlechterung des Rentensystems seines Landes. Einen Politiker, der sich nicht um die Ängste und Nöte der sogenannten kleinen Leute schert – so einen haben hierzulande die Lohnschreiber der Mächtigen eigentlich ganz gerne. Jedenfalls finden sie das nicht übertrieben kritikwürdig. Und schließlich hat ja Macron abermals die gefürchtete Katastrophe einer Präsidentschaft der rechten Marine Le Pen verhindert.
Doch nun ist der Franzose im deutschen Machtkartell schwer in Verruf geraten. Denn er hat bei seinem China-Besuch im Hinblick auf den Taiwan-Konflikt davor gewarnt, Europa dürfe sich nicht in Konfrontationen hineintreiben lassen. „die nicht unsere sind“. Und Macron hat sogar deutlich gemacht, Frankreich wolle kein Vasall der USA sein. Das brachte prompt die US-Abhängigen in Brüssel und Berlin zum Hyperventilieren. Denn nichts hassen diese so sehr, wie als das benannt zu werden, was sie sind: Vasallen einer aggressiven Supermacht, die sich die Weltherrschaft mit Dollar und Militär selbst auf die Gefahr eines Atomkrieges nicht streitig machen lassen will.
Dass Macron, schwer bedrängt und extrem unpopulär im eigenen Land, ausgerechnet in China, dem neuen Großfeind des „Wertewestens“, seinen großen Vorgänger Charles de Gaulle imitiert, ist für die hiesigen Domestiken amerikanischer Globalpolitik unerträglich. Denn das erinnert sie daran, wie sehr sie sich freudig in Abhängigkeit von fremden Interessen begeben haben. Dabei hat kein Staat in der EU eine Verschärfung der Spannungen zwischen Washington und Peking mehr zu fürchten als Deutschland. Denn ein Bruch mit China hätte ökonomisch weit schwerere Folgen als der schon erfolgte Bruch mit Russland. Ob das allerdings der grünen Außenministerin klar ist, kann bei deren politischem Niveau bezweifelt werden.
Annalena Baerbock wird es auch in ihrer blinden US-Hörigkeit nicht stören, wie gefährlich es für Deutschland ist, wenn die Beziehungen zu Frankreich, dem mit Abstand wichtigsten EU-Nachbarn, mit massiver Macron-Schelte (FAZ heute: „Der unzeitgemäße Präsident“) noch schlechter als bereits ohnehin schon werden. Will sich Berlin wirklich mehr an Polen, das astronomische Reparationssummen von Deutschland fordert und zum amerikanischen Frontstaat gegen Russland aufrüstet, klammern und binden? Und was wird, wenn nach Macron doch Le Pen in Frankreich ans Ruder kommt? Der deutsche Vasall, dessen Machtkartell die eigene wie die europäische Souveränität fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, weiß offenbar weder das eine noch das andere. Das kann sich rächen.

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