Bereits im Dezember verbot die Europäische Union fast alle Rohöleinfuhren aus Russland auf dem Seeweg. Zwei Monate später weitete sie das Verbot auf raffinierte Kraftstoffe aus.Die Vorschriften hinderten Länder wie Indien jedoch nicht daran, billiges russisches Rohöl aufzuschnappen, es in Kraftstoffe wie Diesel umzuwandeln und es mit einem Aufschlag nach Europa zu verschiffen. Das wurde nun in einem von Bloomberg veröffentlichten Bericht klar ersichtlich.
Das Center für Research on Energy and Clean Air geht davon aus, dass Indien das russische Öl als Kraftstoff gleich weiterverkauft. Denn nicht nur beim Import von russischem Öl wachsen die Diagrammbalken, auch die Exporte von indischen Mineralölprodukten gehen in die Höhe. Nach Angaben des indischen Handelsministeriums verkaufte Indien im April Kraftstoffe im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar an die EU. 2021 waren es im selben Zeitraum noch 287 Millionen Dollar.
Indien wird Europas größter Kraftstofflieferant
Das asiatische Land ist auf dem besten Weg, in diesem Monat Europas größter Lieferant von raffinierten Kraftstoffen zu werden, während es gleichzeitig Rekordmengen an russischem Rohöl kauft, so die von Bloomberg zusammengestellten Daten des Analyseunternehmens Kpler.
„Russisches Öl findet trotz aller Sanktionen seinen Weg zurück nach Europa, und Indien, das seine Treibstoffexporte in den Westen steigert, ist ein gutes Beispiel dafür”, sagte Viktor Katona, leitender Rohölanalyst des Unternehmens.
Die Entwicklung ist für die EU zweischneidig.
Einerseits benötigt die EU alternative Dieselquellen, nachdem sie die direkten Lieferungen aus Russland, ihrem bisherigen Hauptlieferanten, selbst abgeschnitten hat. Andererseits erhöht sich dadurch die Nachfrage nach Moskauer Fässern, was zusätzliche Frachtkosten bedeutet. Es bedeutet auch mehr Wettbewerb für die europäischen Ölraffinerien, die keinen Zugang zu billigem russischen Rohöl haben, und kommt inmitten einer breiteren Marktuntersuchung darüber, woher die Dieselimporte der Region kommen.
Den Daten von Kpler zufolge werden die europäischen Importe von raffinierten Kraftstoffen aus Indien auf über 360.000 Barrel pro Tag ansteigen und liegen damit knapp vor denen aus Saudi-Arabien. Die russischen Rohöleinfuhren werden nach Indien im April voraussichtlich mehr als 2 Millionen Barrel pro Tag betragen, was fast 44 % der gesamten Öleinfuhren des Landes entspricht. Mehr als die Hälfte der russischen Öllieferungen auf dem Seeweg gingen in die Europäische Union.
Westliche Sanktionen wirkungslos
Die Politikerin Sarah Wagenknecht hält die Wirtschaftssanktionen der westlichen Länder gegen Russland für seinen Angriffskrieg in der Ukraine für wirkungslos. Wagenknecht argumentiert, dass Russland immer noch Abnehmer für sein Öl finde und die lieferten das Öl dann weiter. Die neuen Daten von Bloomberg belegen nun ihre Aussage. Konkret sagt Wagenknecht: “Das Öl, das wir nicht mehr kaufen, das Kaufen mit Freude die Inder, verarbeiten das Öl und verkaufen den Diesel unter anderem in die Europäische Union. Der ist dann natürlich sehr viel teurer als, wenn wir direkt russisches