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Björn Höcke: Was wäre für Europa alles möglich gewesen!

Zum Einschwingen auf mein politisches Tagwerk höre ich während der Autofahrt ins Büro gerne die tägliche Lageeinordnung von Roger Köppel, dem Chef der WELTWOCHE. Der Schweizer Freigeist kritisiert feinsinnig und sprachgewandt das im Westen vorherrschende Schwarz-Weiß-Denken, den Klimaglauben, den wirtschaftlichen Selbstmord Deutschlands und immer wieder den bedauernswerten Zustand der deutschen Demokratie.

Von Björn Höcke auf Telegram

Im Ukraine-Krieg plädiert er für Verhandlungen mit Putin. Vor wenigen Tagen thematisierte er ein kürzlich geführtes TV-Interview mit dem russischen Staatschef, das gute Einblicke in die europäische Politik der beginnenden neunziger Jahre und die Einsichten Helmut Kohls gibt, die dieser allerdings nie in konkrete Politik umgesetzt hat. Rückblickend möchte man bedauernd ausrufen: Was wäre für Europa alles möglich gewesen!

Heute steht Europa wirtschaftlich, kulturell und demographisch mit dem Rücken zur Wand. Sein Untergang ist wahrscheinlich.

Hier nun ein Ausschnitt des Gesprächs mit Putin als Transkription ohne weitere Kommentierung:

„Als ich 2001 im Bundestag das Wort ergriff, sprach ich von der Notwendigkeit unsere Bemühungen mit Europa zu bündeln, zusammenzuarbeiten und den gemeinsamen politischen Raum zu schaffen. Der Eindruck im Bundestag war, daß es meine eigenen Ideen und Vorschläge gewesen seien, aber es waren nicht meine Ideen. Bereits 1992 oder 1993 nahm mich der Petersburger Bürgermeister Sobtschak mit nach Bonn, wo er ein Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl hatte. Irgendwann schickte Kohl alle Anwesenden, auch den Übersetzer, hinaus. Und ich übersetzte das Gespräch zwischen ihnen. Und ich hörte zum ersten Mal von Bundekanzler Kohl, der in Bonn und nicht in Berlin lebte, wie er plötzlich sagte: „Ich sehe keine Zukunft für Europa ohne Rußland.“

Für mich, einen ehemaligen Offizier des KGB und des Geheimdienstes war das wie eine Offenbarung, ich habe nicht erwartet, so etwas zu hören. Es war sehr interessant und er (Kohl) erklärte mit Überzeugung, warum er das dachte. Er sagte, daß in der Welt neue mächtige und gigantische Machtzentren im Aufstreben seien und es ging mit Asien weiter. Er sagte, daß sich die Vereinigten Staaten mit der Zeit mehr und mehr um ihre eigenen Angelegenheiten und die des amerikanischen Kontinents kümmern würden. Und das ist ja genau das, was gerade passiert – alles, was Kohl 1992 sagte, wurde Realität. Und er sagte, wenn Europa als unabhängige Macht und unabhängige Zivilisation überleben wolle, müsse es sich mit Rußland zusammentun, mit seinen weiten Gebieten, seinen unerschöpflichen natürlichen Ressourcen und seiner kulturellen und spirituellen Nähe zu Europa. Es müsse sich mit der Wissenschaft und dem Verteidigungspotenzial Russlands vereinen. Gelingt es, dies zu tun, dann bleiben sie ein unabhängiges Machtzentrum der Welt. Das hat er (Kohl) an diesem Tag gesagt und ich habe nur seine Ideen aufgegriffen und seine Worte im Bundestag wiederholt. Ich konnte mich nicht auf den Mann beziehen, der das gesagt hat, aber ich habe seinen Standpunkt immer wieder geteilt.“

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