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Tanzen auf Kriegsgräbern: Inszenierte Störung der Totenruhe in Nordrhein-Westfalen

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Anlässlich des Volkstrauertages am vergangenen Sonntag hielt es der Kreis Düren für angebracht, eine Zeitgeistparty ausgerechnet dort zu genehmigen, wo Gefallene des Zweiten Weltkriegs ihre letzte Ruhe fanden: Auf den Soldatenfriedhöfen in Hürtgen und Vossenack durfte ein Tanztheater stattfinden. Das Ablegen von Kränzen und Blumen auf den Friedhöfen hatte dieselbe Kreisverwaltung im Sommer dieses Jahres hingegen strikt untersagt. 

Von Daniel Matissek für Auf1.info

Zwei Tage vor dem Volkstrauertag durften Gymnasiasten ein Programm präsentieren, „das einen neuen Impuls zum Gedenken setzen wird“, wie es in einer offiziellen Mitteilung hieß. Zunächst führte das Musiktheater der Schule in einer Kirche eine Inszenierung auf, die den Titel „Irrweg des Krieges“ trug.

„Labyrinth des Friedens“

Dann zog man durch eine als „Labyrinth des Friedens“ betitelte Lichterkette zum Friedenspodest in der Mitte der Kriegsgräberstätte, wo ein Tanztheater dargeboten wurde. Ausgerechnet diese Ortswahl sorgt nun für Fassungslosigkeit und Empörung: Im Sommer nämlich hatte der Kreis in Nordrhein-Westfalen für Empörung gesorgt.

Damals war bekannt geworden, dass es laut der neuen Friedhofsordnung verboten ist, auf den Soldatenfriedhöfen in Hürtgen und Vossenack „Kränze oder Blumen, Vasen oder andere Zeichen der Trauerbekundung“ niederzulegen. Die in der bisherigen Friedhofsordnung eigens betonte gesetzliche Verpflichtung des Opfergedenkens aus Paragraph 1, Absatz Gräbergesetz wurde gestrichen.

Rechtliche Maßnahmen wirkungslos

Auf den beiden Friedhöfen ruhen über 5.000 Soldaten, die im Herbst 1944 in der Schlacht im Hürtgenwald fielen, als die zurückweichende deutsche Wehrmacht der vorrückenden US-Armee ihre wohl schwerste Niederlage auf dem westlichen Kriegsschauplatz beibrachte.

Rechtliche Schritte des Anwalts Dr. Ingve Björn Stjerna gegen diesen staatlichen Eingriff in das Totengedenken blieben erfolglos. Dafür zeigt sich Stjerna umso entsetzter darüber, welche Veranstaltungen man im Kreis Düren anlässlich des Volkstrauertages am vergangenen Sonntag nun offenbar für problemlos genehmigungsfähig und angebracht hält.

Bizarre Zeremonie

Der Kreis Düren hält es also für unangemessen, dass auf den Soldatengräbern irgendwelche Zeichen der Trauerbekundung niedergelegt werden, und wacht streng über die Einhaltung dieses Verbots; zumal sich ja „Rechte“ oder „Kriegsverherrlicher“ dort einfinden könnten. Zugleich findet er aber angemessen, dass bunt gewandete Kinder auf einer Bühne über den Gräbern herumtanzen.

Diese bizarre Zeremonie – die den Ort eher entweiht als würdigt und in Wahrheit durchaus als Respektlosigkeit gegenüber den Gefallenen, wenn nicht gar als Störung der Totenruhe betrachtet werden kann – gilt dann auch noch als begrüßenswerte Innovation im Totengedenken.

Pazifistisches Gutmenscheln

Hinter dem Spektakel steckt der pensionierte Lehrer Clemens Amendt, dem es, wie er erklärte, „als Lehrer, Theatermacher und schlicht als Mensch“ wichtig war, den Schülern und den Menschen eine neue Möglichkeit zu bieten, „sich mit dem Krieg, aber auch und vor allem mit der Bedeutung von Frieden auseinanderzusetzen“.

Die ob soviel pazifistischen Gutmenschelns ganz hingerissene Lokalpresse schwärmte prompt von einem angeblich „mutigen und notwendigen Bruch mit der Tradition am Volkstrauertag“. Eine Reporterin meinte gar, in den Augen der Zuschauer erkannt zu haben, dass die Botschaft angekommen sei.

Praktizierte Geschichtslosigkeit

„Wir haben heute Abend viel mehr Menschen erreicht als mit der traditionellen Gedenkfeier in vielen Jahren zusammen. Mich hat die Aufführung beeindruckt und ich denke, sie wirkt auch bei vielen Schülerinnen und Schülern noch nach. Das brauchen wir mehr als die doch jedes Jahr ähnlichen Reden“, meinte Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU). Allgemein wurde beklagt, dass immer weniger Menschen den Volkstrauertag begehen würden.

Da hat er recht. Wer aber ernsthaft glaubt, dem mit solchen Veranstaltungen abhelfen zu können, ist nicht mehr bei Trost. Dass so wenige Menschen heute noch der Kriegstoten gedenken, liegt vor allem an der seit Jahrzehnten praktizierten Geschichtslosigkeit im links dominierten Deutschland.

Entfremdung von der Vergangenheit

Wo bereits Denkmäler für die in beiden Weltkriegen Gefallenen als „unzeitgemäß“ oder „reaktionär“ verteufelt werden, wundert dies kaum: Wer die eigene Vergangenheit nicht mehr kennen darf (die ironischerweise sonst bei jeder Gelegenheit bemüht und strapaziert wird) und ihr fortwährend entfremdet wird, der verspürt natürlich auch keine Verbundenheit mehr mit ihr.

Alberne Tänzchen und naives Friedensgesäusel, das an der Realität in der Welt vorbeigeht, sind ganz typisch für ein Land, das sich selbst längst aufgeben hat. Indoktrinierte Kinder, die auf Gräbern tanzen, sind so gesehen tatsächlich die perfekte Symbolik für dieses dekadente Ampel-Deutschland.

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