Hurra! (Foto: alphaspirit.it/Shutterstock)

Die Erfindung des Weihnachtsgeldes

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Im ach-so-christlichen Abendlande wird viel gemeckert über den Bedeutungsverlust von Weihnachten. Da lachen ja die Hühner. Die Hühner sind nämlich besonders an Weihnachten fies und pietätlos.

von Max Erdinger

Weihnachten sei zu einer einzigen Kommerzveranstaltung degeneriert, heißt es seit Jahren. Abgehakt. Damit halte ich mich nicht mehr auf. Was den merkantilen Aspekt von Weihnachten angeht, stimmt das. Darüber brauchen wir nicht mehr zu reden.

Wie die heutigen Evangelischen Weihnachten feiern, ist insofern verwunderlich, als daß sie sich noch immer mit einer einzigen Krippe begnügen. Bequem gepolsterte Weihnachtskrippen für Evangelische aller Körpergrößen könnten ein Verkaufshit werden. Kirchenbänke raus- Gottesdienstkrippen rein. Für jeden Kirchenbesucher eine. Ihre Gottesdienste sind längst zu Menschendiensten geworden.

Paul Hacker Luther
“Anthropozentrismus” – Screenshot “sarto.de”

Paul Hacker (1913 – 1979) war ein deutscher Indologe, der mit Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., befreundet gewesen ist. In seiner Autobiographie hat Benedikt auf die geistesgeschichtliche Bedeutung von Hackers Schriften hingewiesen. Sein Buch über den Ursprung der anthropozentrischen Religion (“Das Ich im Glauben von Martin Luther”) erschien 1966 und verschwand schnell im Giftschrank, da es nicht zum ökumenischen Zeitgeist passte, mit dem der Katholizismus seither schleichend infiziert worden ist. Im Calvinismus galt dann auch noch, daß der Herr die Gottgefälligen mit irdischem Reichtum segnet. Je gottgefälliger, desto mehr Reichtum. Was steht auf dem US-Dollar? – “In God We Trust”. Mit der Reformation, gut gemeint vor 500 Jahren, wurde die Lunte an den christlichen Glauben gelegt. Reformiert wurde unter Glaubensgesichtspunkten letzlich nichts. Eine neue Konfession entstand. Schuld daran ist niemand. Der “Qualitätsverlust” ist einfach nur tragisch.

Religionsfreiheit

Die Religionsfreiheit ist eine Illusion. Sie ist an Bedingungen geknüpft. Über allem steht der säkulare Staat. Religionsfreiheit gilt nur so lange, wie die Religion nicht mit Prinzipien des säkularen Staats kollidiert. Wahre Religionsfreiheit gibt es nur in der Theokratie. Es ist der säkulare Staat, der alle Religionen gleichermaßen geringschätzt, da er sie im “christlichen Abendlande” ansonsten nicht unterschiedslos in die Schublade mit der Aufschrift “Religion” stecken könnte, um als nächstes zu behaupten, sie seien alle miteinander “gleichberechtigt”. Daß sich der säkulare Staat oberhalb der kultur- und identitätsstiftenden Religion ansiedelt, zeigt sich ja schon daran, daß er derjenige ist, der über Berechtigungen aller Art befindet. Die “Staatskirche” ist eine Widerspruch in sich. Auf der sichersten Seite befindet sich im “christlichen Abendlande” der Staatsgläubige, nicht der Gottgläubige, ganz egal, an welchen Gott er nebenher noch glaubt. “Freiheiten” aller Art gibt es im Staat – und keine davon wäre etwas anderes als eine Berechtigung. Ein strenggläubiger Moslem, der so streng glaubt, daß er zum Sprenggläubigen wird, kann sich im säkularen Staat genauso wenig auf seine Religionsfreiheit berufen, wie einer, der aus Glaubenserwägungen heraus am liebsten Abtreibungsbefürworter über den Jordan schicken würde.

Wer sich hierzulande darüber beklagt, daß die Islamisierung voranschreitet, der tut das zwar in einem sehr verständlichen Schmerz, aber an der Erscheinung, unter welcher er leidet, ist letztlich nicht “der Islam” schuld, sondern seine Liebe zum säkularen Staat, weswegen er auch immer Staaten nennt, wenn er mit etwas “standen” will. Die Liebe zum Staat ist bei ihm stärker ausgeprägt als beim Moslem – und deswegen gewinnt der Moslem. Das ist keine Wertung meinerseits, sondern eine bloße Feststellung. Mir wäre eine stärkere Einigkeit der Christen bei völliger Absenz des Islam im Lande auch lieber. Aber der Wille des Menschen ist sein Himmelreich, wie ein äußerst unfrommer Spruch lautet. Wollen kann man vieles. Ob man es in jedem Fall soll, wäre die Frage.

Bethlehem 2023

Komplett gestrichen wurde dieses Jahr der Weihnachtsgottesdienst in der Geburtskirche von Bethlehem. Aber es gibt eine Krippe zu sehen.

Weihnachtskrippe Bethlehem
Weihnachtskrippe in der Geburtskirche von Bethlehem 2023 – Screenshot Facebook

In der dazugehörigen Meldung heißt es, daß nicht nur der Weihnachtsgottesdienst, sondern alle Weihnachtsfeierlichkeiten in der Geburtskirche von Bethlehem abgesagt worden sind.

Bombardiert werden die Kinder von Gaza übrigens nicht von Moslems, sondern von Zionisten. Wie ich das schreibe, höre ich schon wieder irgendwelche “Christenmenschen” vor lauter verleumderischer Wut über meinen angeblichen Antidingsbumsismus aufschreien. Ja, was soll ich denn machen, wenn ich als Christenmensch nicht lügen darf? Es stimmt ja, daß es Moslems gewesen sind, die israelische Kinder umgebracht haben. Meinereiner käme allerdings nie auf die Idee, sich von Moslems das eigene Handeln diktieren zu lassen. Aber gut, ich bin ja auch kein Zionist. Die bombardieren und killen einfach alle. Alte, Kranke, Frauen, Kinder. Auch die Christen im Gazastreifen. Und dann haben sie auch noch die Chuzpe, etwas von “Verteidigung” und “Kampf gegen die Hamas” daherzulügen. Was das für Christenmenschen sein sollen, die verständnisvolle Worte für solche Zionisten finden, ist mir völlig schleierhaft. Obwohl: Das stimmt nicht ganz. Ich glaube, es sind gar keine Christenmenschen. Weihnachten feiern sie wohl trotzdem. Jeder Christbaum, der ihren Blicken im öffentlichen Raum entzogen bleibt, ist meiner Ansicht nach ein guter Christbaum. Und ihrem privaten Christbaum zuhause mögen schon morgen die “Nadeln der Scheinheiligkeit” abfallen.

Schlitten Lange Wiese 1967
Meinereiner (hinten) ca. 1967 – Foto privat

Hier ein Foto aus meiner Kindheit. Es ist wohl in der Weihnachtszeit entstanden. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, daß es Erwachsene gibt, die gleichgültig Kinder erschießen und Bomben auf sie abwerfen. Jeder staatsgläubige “I-Stand-With-Israel-Christenmensch”, der dafür im Jahr 2023 noch immer Verständnis hat, kann meiner Meinung auch gleich zum Islam übertreten. Im säkularen Staat “unserer” Couleur mit seinem egalitären Verständnis von “Religionsfreiheit” muß Weihnachten fast zwangsläufig zur Privatsache werden. An die Kindermord-Entschuldiger unter den “Christenmenschen”: Kauft euch Weihnachten von eurem euphemistisch als Weihnachtsgeld verbrämten Judaslohn und f*ckt euch! Mit euch bin ich durch. Aber sowas von.

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