Ob das gut geht? Während weiterhin Millionen Nicht-Europäer den Kontinent „stürmen“, geht der Wohnungsbau immer weiter zurück, wird die Zahl der Wohnungsfertigstellungen bis 2026 wohl nur noch bei gut 1,5 Millionen Einheiten liegen. Das ist ein Minus von 13 Prozent gegenüber 2023, wie am Dienstag veröffentlichte Prognosen der Forschergruppe Euroconstruct zeigen, der auch das Münchener Ifo Institut angehört. Für Deutschland ist demnach ein Rückgang von 35 Prozent zu erwarten.
„Vor allem wegen der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsneubau in Deutschland oftmals nicht mehr möglich. Die Politik hat die Rahmenbedingungen bislang nicht entscheidend verbessert“, sagte Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. „Der im Zuge dessen erfolgte Rückgang der Genehmigungszahlen verheißt nichts Gutes für die kommenden Jahre.“
In den meisten der 19 Euroconstruct-Länder kühlt sich das Wohnungsbauklima weiter ab. Vor Deutschland gibt die Fertigstellungszahl bis 2026 in Schweden am stärksten nach, minus 47 Prozent im Vergleich zu 2023. Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich (minus 22) und Dänemark (minus 19).
„Die Bauexperten berichten insbesondere über die verteuerte Kreditaufnahme und die geschrumpften finanziellen Spielräume der Privathaushalte“, sagte Dorffmeister. Der vielerorts eigentlich ausgeprägte Bedarf zusätzlicher Wohnungen gerät dabei erst einmal in den Hintergrund. Gleichwohl kommen aus Irland (plus 16 Prozent), Slowakei (plus 14) und Großbritannien (plus 12) positive Signale.
Insgesamt werden die Investitionen in neue Wohngebäude in Europa den Prognosen zufolge 2026 um 6,4 Prozent niedriger ausfallen als 2023. Die Aufwendungen für Instandhaltung und Wohnungssanierungen sinken bis 2026 lediglich um 1,2 Prozent.
Im Gegensatz dazu wird der europäische Tiefbau bis 2026 voraussichtlich um insgesamt 7,5 Prozent wachsen. Besonders für das Energie- und Eisenbahnsegment erwarten die Experten eine überdurchschnittlich starke Dynamik. Auch der Bereich Wassermanagement wird überdurchschnittlich stark wachsen. „Zu den treibenden Kräften zählen dabei die politischen Zielvorgaben im Energie- und Umweltbereich, Kapazitätsanpassungen an der Transportinfrastruktur und die Notwendigkeit zur allgemeinen Netzmodernisierung“, sagte Dorffmeister.
Wenn das so weitergeht, müssen in den Ballungszentren wohl immer mehr Zeltstädte und Lager eingerichtet werden, oder man wandelt einfach die vielen leerstehenden Geschäfte in den Innenstädten zu Flüchtlingswohnungen um.
In Deutschland ist es aus Gründen natürlich ganz besonders schlimm:
Nach Einschätzung des „Rats der Immobilienweisen“ sind viele Bauvorhaben in Deutschland nicht mehr rentabel. „Die Bauwirtschaft ist seit 2022 durch Lieferengpässe, gestiegene Baupreise, den anhaltenden Fachkräftemangel, die Inflation und hohe Zinssätze erheblich belastet“, heißt es in dem Frühjahrsgutachten, welches am Dienstag in Berlin vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) übergeben wurde. Zusätzlich sinke die Nachfrage und führe zu einem „alarmierenden Einbruch“ der Auftragseingänge im Bereich des Wohnungsbaus.
„Aufgrund erhöhter Baukosten und Finanzierungsschwierigkeiten, ausgelöst durch das höhere Zinsniveau, sind viele Bauvorhaben nicht mehr rentabel und werden zurückgezogen“, sagte Lars Feld, der im Gutachten die gesamtwirtschaftliche Lage analysiert hat. Seine Einschätzung: Die Stornierungswelle könne sich „weiter fortsetzen, da die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen vorerst ungünstig bleiben dürften“.
Laut Frühjahrsgutachten ist aber trotz geopolitischer Risiken und wirtschaftspolitischer Unsicherheit eine gesamtwirtschaftliche Aufhellung möglich – und die Immobilienwirtschaft könnte daran teilhaben. „Das muss unbedingt gelingen“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Nach ZIA-Berechnungen werden in diesem Jahr 600.000 Wohnungen fehlen, 2027 dann sogar 830.000.
Feld schreibt im Gutachten, besonders bei der energetischen Sanierung könnten Förderprogramme „zusätzliche Investitionsanreize setzen und dem Rückgang der Investitionstätigkeit entgegensteuern“. Beherztere Schritte seien erforderlich, um einen stärkeren Anreiz für Investitionen durch geringere Regulierungskosten zu schaffen. Feld: „Es ist die schiere Vielheit von regulatorischen Einzelmaßnahmen, die den deutschen Gulliver lähmt.“
Und schon wieder soll es der Steuerzahler (Förderprogramme) richten. Es lebe eben der grüne Sozialismus. (Mit Material von dts)