Der Schleuserskandal in Nordrhein-Westfalen zieht immer weitere Kreise und bringt die CDU in eine zunehmend peinliche Situation. Nun wird auch noch gegen den Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit ermittelt. Der Schleuserbande um den Anwalt Claus Brockhaus wird vorgeworfen, reiche Chinesen, Inder und Araber für teils sechsstellige Summen den Aufenthalt in Deutschland ermöglicht zu haben. Dabei machte sie sich die politischen Kontakte mehrerer Politiker, vor allem der CDU zunutze. Zudem wurden über 50.000 Euro an die Partei gespendet.
Auch NRW-Innenminister Herbert Reul erhielt rund 28.000 Euro von der Bande für seinen Landtagswahlkampf 2022 und traf sich nach eigenen Angaben achtmal mit Brockhaus – wobei er angeblich nichts von dessen kriminellen Absichten bemerkt haben will. Spelthahn soll in den letzten Jahren mehrmals mit Brockhaus nach China gereist und dort bei mehreren Veranstaltungen aufgetreten sein.
„Fassungsloser“ Landrat
Im vergangenen Jahr hatte der Kreis Düren eine „Investment- und Fachkräftegewinnungskonferenz“ in China veranstaltet, wo Brockhaus ebenfalls an Spelthahns Seite auftrat. In der Saison 2022/23 war eine neugegründete Firma von Brockhaus Trikotsponsor des Regionalligisten 1. FC Düren, dessen Präsident Spelthahn nach wie vor ist. Derzeit ist noch unklar, ob es auch hier einen Zusammenhang mit den Schleusergeschäften gibt.
Spelthahn äußerte sich „fassungslos“ und behauptet, nicht zu wissen, weshalb er „konkret“ verdächtigt werde. Er habe sich „nichts vorzuwerfen und werde alles tun, um diesen Anfangsverdacht zu entkräften“. Zudem erklärte er, Akteneinsicht zu beantragen, die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag und den Regierungspräsidenten informiert und ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst eingeleitet zu haben. Nun bleibt abzuwarten, ob sich die Beschuldigungen erhärten und die CDU noch tiefer in den Schleusersumpf verstrickt ist, als bisher angenommen. (TPL)