Ob sich Borussia Dortmund mit seinem neuen Kriegs-Sponsor „Rheinmetall“ wirklich einen Gefallen getan hat, muss immer mehr bezweifelt werden. Immer mehr Fans wenden sich angewidert ab, auch weil der Rüstungskonzern vorab vom Steuerzahler unterstützt werden musste und jetzt das Geld für Prestige- und PR-Maßnahmen verpulvert.
Das Image des renommierten Vereins zeigt erste Risse und die Kritik ist mehr als berechtigt, wie dieser offene Brief von Manaf Hassan auf X zeigt:
Sehr geehrter Hans-Joachim Watzke
Der neue Rheinmetall-BVB-Sponsoring-Deal schlägt sehr hohle Wellen. Und das völlig zurecht. Es ist einer der skandalösesten Deals in der Geschichte des deutschen Fußballs. Fans in ganz Deutschland sind geschockt. Sowohl BVB-Fans als auch Fans anderer Vereine. Man wendet sich, durch diese unglaublich dumme und fahrlässige oder vielleicht sogar bewusste Entscheidung, vom BVB ab. Viele Fans wollen das Champions-League-Finale boykottieren, viele andere ihre Mitgliedschaft kündigen und wieder viele andere drücken nun statt Borussia Dortmund Real Madrid die Daumen. Sie haben nicht nur dem Ansehen des Vereins immensen Schaden zugefügt, sondern auch den Spielern vor dem vielleicht größten Spiel ihrer Karriere einen Bärendienst erwiesen.
Bemerkenswert finde ich vor allem, dass der Verein den Rheinmetall-Deal bei Social Media nur auf Twitter öffentlich macht. Warum wird dieser ach so tolle und von Ihnen so gepriesene Rheinmetall-Deal denn nicht selbstbewusst und voller Stolz auf allen Social-Media-Kanälen geteilt? Die Fans – das wichtigste Glied im Verein – haben ein Recht darauf, von diesem schlimmen Deal zu erfahren. Vor allem aus erster Quelle. Von den Menschen, die für diesen Deal verantwortlich sind. Und die Fans haben das Recht darauf, gegen diesen Rheinmetall-Deal auf die Barrikaden zu gehen, aufzustehen, zu demonstrieren, ihn zu torpedieren und und und. Sie sagen: „Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie.
Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. Mit dieser neuen Normalität sollten wir uns auseinandersetzen. Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit Rheinmetall und öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs.“ Wissen Sie eigentlich, was Sie da von sich geben, Herr Watzke? „Sicherheit und Verteidigung der Demokratie“ in Verbindung mit Rheinmetall? Dann hier mal ein paar Fakten: Der berüchtigtste Rheinmetall-Manager Waldemar Pabst hat damals (1919) als Reichswehroffizier den Auftrag gegeben, den Januaraufstand in Berlin, der ein Generalstreik war, niederzuschlagen.
Nach persönlichem Verhör gab er den Befehl zur Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die beide in der Nacht des 15. Januar 1919 erschossen wurden. In einem Spiegel-Interview im Jahre 1962 rühmte er sich damit. Im Herbst 1926 war Rheinmetall an den Putschplänen gegen die Demokratie beteiligt. Die Nazis retteten Rheinmetall, als man in 1933 Konkurs ging. Danach wurde Rheinmetall verstaatlicht, mitten in der Nazi-Zeit. Rheinmetall war ein entscheidender Beteiligter in den Kriegsplanungen der Nazis. Unzählige Zwangsarbeiter, auch aus Konzentrationslagern und dem Vernichtungslager Auschwitz, mussten für Rheinmetall arbeiten und wurden versklavt. Viele mussten deshalb sterben. Der „Tag der Befreiung“ (8. Mai 1945), der Tag, an dem die bedingungslose Kapitulation aller Wehrmachtsteile (Marine, Heer, Luftwaffe) in Kraft trat und der 2. Weltkrieg in Europa beendete wurde, wurde von Rheinmetall sogar schon (2018) für die Hauptversammlung missbraucht.
Da sitzen Aktionäre zusammen und feilschen um ihre Dividende. Geld, an dem Blut klebt. Geld, das verdient wurde mit unzähligen Opfern, die durch Waffen von Rheinmetall weltweit getötet wurden und werden. Rheinmetall war im ersten Weltkrieg am Morden beteiligt. Rheinmetall war im zweiten Weltkrieg am Morden beteiligt. Und Rheinmetall ist auch heute noch am Morden beteiligt. Weltweit. Alle 14 Minuten (!!!) stirbt laut „Terre des Hommes“ ein Mensch auf diesem Planeten durch eine deutsche Waffe. Diese Statistik ist von 2017 und wird in diesen heftigen Kriegszeiten sicherlich nicht besser geworden sein. Unmittelbar am Mord an jedem dieser Opfer beteiligt: Rheinmetall. Sowohl in der Ukraine als auch in Gaza oder auch ganz woanders.