Während hier so gut wie jeder, der das Wort „Flüchtling“ aufsagen kann, oder den Koran in den Händen hält, in Deutschland aufgenommen und verpflegt wird, geht man mit den wirklich Verfolgten nicht so freundlich um:
In Deutschland erhalten Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Jesiden seltener Schutz. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Clara Bünger hervor, über die der „Spiegel“ berichtet.
In den ersten Monaten des Jahres 2024 sind demnach 665 Asylanträge von Jesiden mit irakischem Pass abgelehnt worden. Das entspricht einem Anteil von 56 Prozent. Im gesamten Jahr 2023 hatte die Ablehnungsquote von Jesiden bei 40,7 Prozent gelegen. Im laufenden Jahr erkannten die Behörden bis zum Stichtag 30. April in 426 Fällen einen Schutzstatus zu.
Der Bundestag hatte die Verbrechen des „Islamischen Staats“ an den Jesiden in Syrien und im Irak als Völkermord anerkannt und Unterstützung zugesagt. In einigen Bundesländern gilt derzeit noch ein befristeter Abschiebestopp für Frauen und Minderjährige jesidischen Glaubens. Nordrhein-Westfalen will, dass die Innenministerkonferenz Mitte Juni über eine bundeseinheitliche Regelung zu dessen Fortsetzung berät. In der Regierungsantwort heißt es, es bestehe keine Bundeskompetenz für eine solche Regelung.
„Die Zeit drängt, denn es häufen sich Berichte über unerträgliche Abschiebungen jesidischer Überlebender des Völkermords, denen der Bundestag einstimmig Schutz versprochen hatte“, sagte Bünger.
Wahrscheinlich muss die Bundesregierung erst bei den Islam-Verbänden nachfragen, ob das in Ordnung geht, wenn man die Jesuiten nicht gleich abschiebt. (Mit Material von dts)
Info:
Die Jesiden sind eine ethnisch-religiöse Gruppe, die hauptsächlich im Irak, Syrien, der Türkei und in Armenien lebt. Ihre Religion, das Jesidentum, ist eine der ältesten monotheistischen Religionen und weist einzigartige Glaubensvorstellungen und Praktiken auf, die Elemente des Zoroastrismus, des Islam und des Christentums beinhalten. Hier sind einige zentrale Aspekte über die Jesiden:
Geschichte und Herkunft
- Ursprung:
- Die Jesiden stammen ursprünglich aus dem Nahen Osten, insbesondere aus der Region um den Sinjar-Berg im Nordirak. Ihre Wurzeln reichen bis in die antike mesopotamische Zivilisation zurück.
- Religion:
- Das Jesidentum ist eine synkretistische Religion mit Einflüssen aus dem Zoroastrismus, Manichäismus, Islam und Christentum. Es handelt sich um eine monotheistische Religion mit dem Glauben an einen höchsten Gott, der durch sieben heilige Wesen, bekannt als Engel oder Heilige, verehrt wird. Der wichtigste dieser Engel ist Melek Taus, der Pfau-Engel.
Glaubensvorstellungen und Praktiken
- Heilige Schriften:
- Die wichtigsten heiligen Texte der Jesiden sind das „Kebûrê Qerqere“ und das „Kitêba Cilwe“ (Buch der Offenbarung). Diese Schriften beinhalten Gebete, Mythen und Gesetze.
- Religiöse Praktiken:
- Jesiden praktizieren verschiedene Rituale und Feste, darunter das „Cejna Cemaiya“ (Versammlungsfest) und das „Tausendachtfeste“, das Melek Taus gewidmet ist. Pilgerreisen zu heiligen Stätten, insbesondere zum Heiligtum Lalish im Nordirak, sind zentraler Bestandteil ihres Glaubens.
Gesellschaft und Kultur
- Gemeinschaftsstruktur:
- Die jesidische Gemeinschaft ist stark hierarchisch organisiert, mit religiösen Führern wie dem „Baba Sheikh“ und einer kastenspezifischen Gesellschaftsordnung, die religiöse und soziale Funktionen bestimmt.
- Verfolgung und Diaspora:
- Die Jesiden haben eine lange Geschichte der Verfolgung erlebt, insbesondere in muslimisch geprägten Regionen. Die jüngste und schwerwiegendste Verfolgung fand 2014 statt, als der Islamische Staat (IS) tausende Jesiden tötete, entführte und versklavte. Dies führte zu einer massiven Fluchtwelle und der Entstehung einer großen jesidischen Diaspora, insbesondere in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Quellen
- BBC – Who are the Yazidis?: BBC
- Encyclopedia Britannica – Yazīdī: Britannica
- The Guardian – Yazidis in Iraq: ‚If this is not genocide, then what is?‘: The Guardian