Foto: Hinweisschild Nord Stream 2 (Archiv) (via dts Nachrichtenagentur)

Als die Welt noch in Ordnung war: Große Koalition kämpfte für Nord Stream 2

8926329abf974ca180f62cd54aaea8f4

Berlin – Diese Informationen stammen offensichtlich aus einer Zeit, in der es den Regierenden noch um das Wohl der Bürger und nicht ausschließlich um amerikanische Wirtschaftsinteressen ging und sie ein Auge auf die Energiepreise geworfen haben:

Frühere Bundesregierungen unter Führung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) haben weit stärker für die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 geworben, als bisher bekannt war. Das belegen interne Regierungsunterlagen aus der Zeit zwischen 2014 und 2021, über die die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstagausgabe) berichtet.

Demnach fanden regelmäßig Treffen zwischen Regierungsbeamten vor allem des Wirtschaftsministeriums und Vertretern des mehrheitlich von Russland kontrollierten Pipeline-Projekts statt, bei denen die Beamten auch Unterstützung anboten, um politische Widerstände vor allem im Ausland zu überwinden.

„Wir empfinden das `russische` Methanmolekül nicht als Bedrohung“, heißt es laut SZ in einem Vermerk zur Vorbereitung von Kanzlerin Merkel auf ein Gespräch mit ihrer polnischen Kollegin Beata Szydlo im Jahr 2017. Als sich Widerstände in der EU-Kommission abzeichneten, soll Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) angeboten haben, „informelle Gespräche“ in Brüssel zu führen.

Auch die deutschen Botschaften warben aktiv für das Projekt, unter anderem jene in Washington. Dies belegten Gesprächsvermerke und Depeschen aus dem Tausende Seiten umfassenden Aktenkonvolut, so der Bericht.

Offiziell hatten die beiden Merkel-Regierungen, die sich mit Nord Stream 2 befassten, immer von einem rein „privatwirtschaftlichen“ Projekt gesprochen, in das sich die Politik nicht einmische. Die Dokumente belegen nun das Gegenteil.

Selbst als Zweifel an der angeblichen Verlässlichkeit Russlands wuchsen, sahen Vertreter der Bundesregierung offenbar keinen Anlass für Kurskorrekturen. So stellte ein Beamter von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) im August 2021 fest, dass die Füllung der deutschen Gasspeicher „weiterhin sehr schleppend“ verlaufe. Moskau könne „geneigt sein“, Druck auf die Bundesregierung aufzubauen, um die Pipeline Nord Stream 2 zu genehmigen. „Durch eine Verknappung des Gases könnte RUS versuchen, eine vorherige faktische Inbetriebnahme zu erzwingen“, schrieb der Beamte laut SZ – und gab gleich Entwarnung. Ein großes Gashandelsunternehmen sehe keinen Grund zur Sorge. Der Markt funktioniere. Erst nach dem Regierungswechsel im Herbst 2021 wurde der Genehmigungsprozess für die Pipeline gestoppt.

Also erst, als die Grünen mit ins Spiel gebracht wurden. Interessant, oder? Wo die Grünen doch ein ganz besonders herzliches Verhältnis mit den Amerikanern haben. (Mit Material von dts)

image_printGerne ausdrucken
[hyvor-talk-comments]

Themen