Kellner-Prozess, die Zweite: Impressionen einer Komödie

Die Berufungsverhandlung vorgestern am Detmolder Landgericht gegen „Love Priest“ Tim Kellner trug alle Züge einer Polit-Posse, wie sie für dieses Land im Zustand erodierender staatlicher Ordnung und grotesker Fehlpriorisierung öffentlicher Aufgaben typisch ist: Zwei Hundertschaften Polizei samt kreisendem Hubschrauber, Dutzende Einsatzfahrzeuge und Mannschaftswagen, abgesperrte Straßen, ein komplettes Justizzentum ganztägig lahmgelegt (nur die Kellner-Verhandlung fand statt!), im Inneren des Gerichts per sitzungspolizeiliche Verfügung bis ins Kleinste geregelte Zutrittsbeschränkungen, die selbst frühere RAF-Prozesse harmlos aussehen ließen. Und das alles in einer Zeit, da die Justiz hunderttausende Strafverfahren mangels Kapazitäten nicht bearbeiten kann, da die Polizei der grassierenden Zahl an Delikten nicht mehr annähernd Herr wird (täglich zwei Gruppenvergewaltigungen und über 60 Messer-Zwischenfälle, immer weniger Sicherheit im öffentlichen Raum) und Steinzeitislamisten Macheten schwingen und Kalifate fordern.

In der Verhandlung – an der ich als einer von 10 akkreditierten Pressevertretern teilnehmen durfte – kam dann auch noch heraus, dass nicht nur die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock – deren Strafantrag bereits bei der Amtsgerichtsverhandlung von vergangenem Oktober verworfen wurde, in der dann jedoch das mit der Berufung angegriffene Urteil zu 11.000 Geldstrafe zulasten Kellners erfolgte –, sondern auch Nancy Faeser wie auch Sawsan Chebli ihre Strafanzeigen eigenhändig und persönlich unterschrieben hatten (die ebenfalls anzeigende Emilia Fester hatte ihre Anzeige über einen Anwalt erstattet). Für so etwas haben die zuständigen Bundesministerinnen des Äußeren und Inneren also Zeit – während in Europa ein Krieg tobt, während eine nie dagewesene Sicherheitsbedrohung durch den politischen Islam heranwächst, während eine beispiellose gesellschaftliche Krise Deutschland paralysiert und die Grenzen sperrangelweit offen stehen.

Die unlustigen Justizweiber von Detmold

Was auch hier wieder negativ auffällt: Es sind immer wieder Frauen, die – entgegen landläufiger medialer Darstellung – inzwischen in fast allen Schlüsselpositionen dieses Landes sitzen, wo sie mit besonderer Verbissenheit und Humorlosigkeit auffallen. Im konkreten Fall der Strafanzeigerinnen kommt hier noch eine ihrem Intellekt entsprechende Kleinkariertheit hinzu, die zwingend auf ein Defizit an charakterlicher und menschlicher Größe schließen lässt. Sie können nichts, außer sich empören – das ganze Jahr. Und wegen was sie sich da empören: Faeser, weil Kellner sie als „aufgedunsene Dampfnudel“ bezeichnete. Fester wegen der Zuschreibung „verpickelte Göre„. Beides ist vielleicht nicht charmant, aber erstens adjektivisch eine objektive Tatsachenbeschreibung und zweitens im geäußerten Kontext klar satirisch. Wenn man sich anschaut, für welchen wahrhaft menschenverachtenden Verbalrotz gebührenfinanzierte Hetzer wie Jan Böhmermann oder auch Kurt Krömer Narrenfreiheit vor Gerichten genießen, ist alleine schon die Einleitung des Ermittlungsverfahrens gegen Kellner Beweis für die peinliche und kaum camouflierte Voreingenommenheit der Justiz.

Frauen auf der Anklägerseite, Frauen auf der Richterbank: Im Prozess sah sich Kellner ebenfalls unter fünf offiziellen Justizvertretern vier Frauen gegenüber; Staatsanwältin, Vorsitzende Richterin, Protokollführerin – und natürlich Staatsanwältin. Das hatte Folgen: Im angefochtenen Urteil von Oktober war ein von Kellner eingespielter Clip der der Frankfurter Rapperin „Schwester Ewa„, in dem diese eine Passantin mit „Ey du kleine Fotze!“ tituliert, absurderweise als Beleidigung Kellners zu Lasten Chebli und Fester gewertet worden – weil er diesen Clip unmittelbar auf Schnittbilder der beiden Politikerinnen hin gezeigt hatte. Dass von den Damen in Robe hier keine grundsätzlich andere Bewertung zu erwarten war, lag auf der Hand.

Offensichtliches Schubladenurteil

Kellner, der im Sylt-Short mit der selbstironischen Aufschrift „dop-dödö-döp“ erschienen war, machte im Gerichtssaal von vornherein keinen Hehl daraus, dass er die ganze Verhandlung als „Komödie“ und „Kabarett“ betrachtete und, wie er gleich eingangs bekannte, nie und nimmer erwarte, hier und heute eine Aufhebung des Urteils zu erreichen. Im Gegensatz zu seinem Anwalt, der dem Gericht (womöglich taktisch) seine Zuversicht ausgedrückt hatte, es werde gewiss unvoreingenommen und gerecht „im Namen des Volkes“ entscheiden, sollte der „Love Priest“ Recht behalten: Die strenggescheitelte, vor allem gegenüber dem Publikum äußerst autoritär auftrumpfende Richterin, die keinen einzigen Lacher duldete, hangelte sich stundenlang an Formalien ab – und brauchte am Ende dann keine 20 Minuten, um die – offenbar schon vornherein als Schubladenurteil feststehende – Zurückweisung der Berufung zu „begründen„, wobei sie sich, wie schon das Amtsgericht, teils wortidentisch am Plädoyer der Staatsanwaltschaft orientierte. Die gesamte Kammer scheint zum Lachen in den Keller zu gehen – denn keine einzige Miene verzogen die verbiestert dreinblickende Richterin und Schöffen, als fast eine Stunde lang alle drei inkriminierten Kellner-Videos im eigens abgedunkelten Gerichtssaal vorgeführt wurden, mit all den urkomischen Passagen und Einspielern, für die sie bekannt und beliebt sind, während das Publikum kaum an sich halten konnte.

Ähnlich staubtrocken und demonstrativ entrüstet gaben sich die anwesenden Mainstream-Journalisten von WDR, örtlicher Lokalpresse, RTL und auch „Bild“, ebenso wie auch die verknitterte Abordnung der „Omas gegen Rechts„, die es irgendwie in den Gerichtssaal geschafft hatte: Geradezu hasserfüllt und geladen blickten sie in Richtung Anklagebank zu Kellner, schüttelten bei jeder seiner Einlassungen entrüstet den Kopf und blickten besonders degoutant drein, als er etwa die Staatsanwältin in einem Akt urkomischer Subversivität auf ihre äußerliche Ähnlichkeit mit der zitierten „Schwester Ewa, auch bekannt als Frankfurter Bahnhofsprostituierten Ewa G.“ aufmerksam machte. Dafür waren zustimmendes Kopfnicken und tiefe Genugtuung der Omas und Systemmedienvertreter „gegen Rechts“ umso größer, als sie dem Plädoyer der Staatsanwältin lauschten – und noch größer, als sie die spätere Verwerfung der Berufung vernahmen. Während Kellners Anwalt noch im Gerichtssaal Revision ankündigte, grinsten sie nur – ganz so, als ob sie wüssten, dass auf „ihr“ System Verlass ist und dass auch die Folgeinstanzen so urteilen werden, wie es von ihnen erwartet wird.

Glockengeläut, Trillerpfeifen und wohlstandsverlotterte Haltungshelden

Nach der rund dreistündigen Farce verließ Kellner den Gerichtssaal und besuchte unter deren riesigem Applaus eine Kundgebung seiner deutschlandfahnenschwingenden Anhänger (im WDR-Duktus: „Rechtsextremisten„) auf der Grünfläche vor dem Justizzentrum, abgeschirmt durch ein breites Polizeiaufgebot von rund 160 seit den frühen Morgenstunden zugegenen Gutmenschen und aggressiven Antifa-Aktivisten (im WDR-Duktus: „demokratische Demonstranten„), die mit Parolen wie „Nazis raus„, „Gegen Hass und Hetze„, Trillerpfeifen und den üblichen Spruchbändern von „Vielfalt“ und „Buntheit“ aufwarteten. Triviale Randnotiz: Während im Love-Priest-Lager auch gut integrierte Migrationsstämmige anzutreffen waren, lag bei den linken „Gegendemonstranten“ der Migrationsanteil wie üblich wieder bei null Prozent – weil es eben fast nur biodeutsche wohlstandsverlotterte Haltungshelden oder pensionierte Schullehrerinnen im „Oma„-Habitus sind, die für jene „vielfältige Gesellschaft“ einzutreten. Eine Schimäre, die nur in ihren Multikulti-Wahnvorstellungen existiert und funktioniert, während in der realen Welt um sie herum alles in Blut und Chaos versinkt.

Immerhin konnten sich die Einfaltspinsel und Linksradikalen auch in Detmold kirchlichen Beistandes sicher sein sein: Während der nach der Verhandlung gehaltenen Ansprachen Kellners, seines Anwalts und des Frankfurter Juristen Chris Moser ließ der Pfarrer der ebenfalls auf linksgrüner Linie laufenden, benachbarten evangelisch-reformierten Christuskirche absichtlich laut die Glocken läuten, um die Redner zu übertönen. Gelebte Demokratie vom Feinsten. (red.)