Wenn ich in diesen Tagen das Wort „Studie“ höre, schalte ich oftmals sofort das Gehirn ab. Denn mindestens genauso unglaubwürdig wie manche Haltungsjournalisten ist heutzutage auch die Forschung, die mit eigentümlichen Fragestellungen nach Wahrheiten sucht, die eigentlich niemanden interessieren. Und wahrscheinlich dürfte es nicht nur mir so gehen, dass ich mich in nahezu jeder statistischen Erhebung nicht mehr wiederfinde.
Von Dennis Riehle
Stattdessen wird ein repräsentatives Abbild über die Gesellschaft geschaffen, bei dem vor allem der rational denkende Mensch Skepsis ob der Wahrhaftigkeit anmelden muss. Schließlich sagt uns nicht nur das Sprichwort, dass wir lediglich jenen Zahlen und Deutungen Glauben schenken sollen, die wir im Zweifel selbst gefälscht haben. Da werden Unsummen an Geldern ausgegeben, um sich dem Thema einer geschlechtersensiblen Arbeitswelt zu nähern – obwohl sich nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung als divers definiert. Oder man simuliert mit Rechenmodellen, wann die letzten Nervenzellen im Menschen durch die gestiegenen Durchschnittstemperaturen des Klimawandels zu schmelzen beginnen. Und statt sich mit den Folgen der Nebenwirkungen einer Impfung zu befassen, tüfteln die Experten schon an der nächsten Immunität gegen ein bislang noch unbekanntes Virus. Und als ob man nicht schon genug an der Lebenswirklichkeit des einfachen Bürgers vorbei nach empirischen Erkenntnissen gesucht hat, kommt eine zu immer neuer Tendenziösität, Ergebnisgeschlossenheit und Abhängigkeit neigende Zunft der superschlauen Gelehrten auf zunehmend schwachsinnige Postulate, die zu beweisen wären.
So haben sich also auch aktuell wiederum Fachleute zusammengefunden, um einer Behauptung nachzugehen, die in ihrem Informationsgehalt den umfallenden Reissack noch deutlich unterbietet. Als ob es die Spatzen nicht schon von den Dächern pfeifen würden, kommt die nächste Breitseite gegen die AfD und ihre Wähler – die nach Auffassung der selbsternannten Dogmatiker doch tatsächlich unter einem stets schlechten Gemüt leiden sollen. Zu dieser glorreichen Erkenntnis finden zumindest diejenigen, welche ihren Berufsethos an der Garderobe der Universität abgegeben haben – und deshalb auch keine Scham mehr dafür empfinden, schlichte Propaganda in die Welt zu tragen. Schon allein die Herangehensweise der Demagogen scheint zahlreiche Ungereimtheiten und profanste Kritik aufzuwerfen. Denn es fällt den Sympathisanten der Alternative für Deutschland angesichts der vorherrschenden Stimmung und Atmosphäre von Missgunst, Argwohn und Denunziation bereits beim Anruf durch ein Meinungsforschungsinstitut schwer, sich gegenüber dem Unbekannten zu einem Kreuz bei den Blauen zu bekennen. Woher möchte also der Akademiker entsprechende Beweise und Belege für sein Narrativ bezogen haben, das dieser Bevölkerungsgruppe schlichtweg unterstellt, sie sei prinzipiell unglücklich und frustriert? Hat man auch hier in der Mentalität des ÖRR zufällig vorbeikommende Passanten in der Fußgängerzone befragt – die im Zweifel diejenige Antwort geben, welche man von ihnen dankenswerterweise erhofft hatte? Gab es eine Currywurst für das Ausfüllen einer Selbstauskunft? Versprach man andere Vorteile, um zu einem genehmen Attest zu gelangen?
Lauerte man am 9. Juni vor den Kabinen der Wahllokale in Wartestellung, um den patriotisch und nationalistisch aussehenden Souverän abzufangen – und sich nach seinem derzeitigen psychischen Wohlbefinden zu erkundigen? Nutzte man im Zweifel den Praktikanten in der eigenen Reihe, um sich im wirklichen Leben auf die Suche nach der Spezies zu machen, die traurig durch den Alltag geht – und sich offensichtlich nicht als Unterstützer der Grünen ausgibt? Oder saugt man sich einfach eine allzu passende Empirie aus den Fingern, der es an jeder Tragfähigkeit und Substanz fehlt? Jedenfalls ist es schon recht eigentümlich, aus welchem Datenmaterial eine derartige Schlussfolgerung für die seelische Verfassung des Etikettierten gezogen werden soll. Denn blicke ich in mein eigenes Umfeld, so finde ich bei immer mehr Freunden, Bekannten, Kollegen und Familienmitgliedern ein wahrliches Befreitsein. Denn viele von ihnen hatten in der Vergangenheit stets das Kartell favorisiert – und waren mehr oder weniger überzeugte Sympathisanten von CDU, FDP oder SDP. Doch ihnen erging es ähnlich wie mir – und sie wechselten oftmals erst nach Jahrzehnten der Treue in das Lager der heute als Feind gebrandmarkten kritischen Opposition. Und dieser Entschluss hat sie nicht etwa mental mitgenommen, sondern sie empfinden ihn als eine bewusste Erlösung von den Fesseln des „Weiter so“. Es ist nicht der Umstand, dass sie heute zu überzeugten Unterstützern der AfD wurden, welcher in ihnen Sorge auslöst. Stattdessen sind es die Verhältnisse in unserem Land, die täglich abseits von den Leitmedien berichtet werden. Denn dass nicht erst in den letzten Jahren viel ins Rutschen gekommen ist, dafür braucht es nicht einmal den täglichen Wahnsinn von Machetenangriffen und Massenvergewaltigungen in unseren Städten.
Und so war es ihnen ein Bedürfnis, sich für ein Ende der zügellosen Migration nach Europa, für einen Schnitt bei der Entwicklungshilfe, für eine konsequente Abschiebung von kriminellen und gewalttätigen Asylbewerbern, für die bisher geltenden Regelungen zur Einbürgerung, für die christliche Dominanz statt islamistischer Träume des Kalifats, für den Erhalt der kulturellen Identität, für mehr Nationalismus statt Globalismus, für Binarität statt Geschlechterlosigkeit, für ein Ende des sich immer weiter aufblähenden Sozialstaates, für eine Reform des Bürgergeldes, für den Fortbestand von Meinungsfreiheit und Grundrechten, für eine Aufarbeitung des Unrechts während Corona, für Eigenbestimmung statt Impfzwang, für Nachhaltigkeit und Umweltschutz statt verkopfter Verbote und starrsinnigen Verzicht, für die Beleuchtung an Weihnachten statt zum Ramadan, für mehr Sicherheit und weniger Messer, für Ölheizung statt Wärmepumpe, für Atomkraftwerke statt Windräder, für Sittlichkeit statt Obszönität, für Assimilation statt Parallelwelt, für weniger Sexualität und mehr Anstand in der Öffentlichkeit, für weniger Abtreibung und mehr Lebensschutz, für Marktwirtschaft statt Sozialismus, für SUV statt Lastenräder, für Pragmatismus statt Ideologie, für Deutschland statt für Internationalismus, für Autochthonie statt Multikulturalismus, für Demokratie statt Oligarchie, für höhere Renten statt Almosen, für weniger Besteuerung der Mittelschicht statt der ausländischen Fachkräfte, für mehr Gesundheitsversorgung und weniger Krankenkassenbeiträge, für „Compact“ statt für „junge welt“, für mehr Bildung und weniger Integrationskurse, für blühende Landschaften im Ruhrpott statt für Fahrradwege in Peru, für Frieden statt für Waffenlieferungen, für Fleisch statt Veganismus, für die deutsche Sprache statt für Sternchen und Binnen-I, für eine blinde Justitia und eine objektive Presse zu engagieren.
Sie waren also froh darüber, dass sie endlich aus der Obsessivität entflohen sind, die nicht etwa aufgrund einer Bedrohung für das repräsentative System durch rechts entstand. Sondern es ist eine beispiellose Hetzjagd gegenüber allen Mitbürgern, die sich nicht dem eingeebneten und kanalisierten Konsortium anschlossen, welche mittlerweile verängstigen kann. Dass man heutzutage zum Freiwild erklärt wird, wenn man das Natürlichste in einer Volksherrschaft tut und nach freier Entscheidung sein Votum für die AfD abgibt, ist ein Akt der Repression, die unverhohlen an die bisherigen Totalitarismen erinnert. Diffamierung bei Meldestellen, Anschwärzen beim Arbeitgeber, Ausgrenzung in der Kirche, bei der Gewerkschaft oder im Verein. All das spiegelt sich in der Wirklichkeit wider, vor der sich diejenigen in den Elfenbeinturm flüchten, die sich als Brandstifter betätigen – um das Feuer gegebenenfalls bis zum Verbot einer Partei lodern zu lassen, welche Herr Haldenwang als extremistisch eingestuft hat. Das Aufbauen von Mauern, die höher ragen als jene in der DDR, kommt nicht nur der Aufhebung einer gleichwertigen Menschenwürde gleich – die vor allem dann tangiert wird, wenn man öffentlich zum „Keulen“ des politischen Feindes aufrufen darf. Sollte man gleichzeitig in Empörung verfallen, wenn sich in den Sozialen Medien manch ein Nutzer über Äußerlichkeiten von mehr oder weniger prominenten Persönlichkeiten der Ampel auslässt, so verhaftet man selbst in einer entlarvenden Doppelmoral. Es ist also diese Stimmung und Atmosphäre von Spaltung, Böswilligkeit und Polarisierung, welche uns allen zu schaffen machen sollte. Ich bin froh, dass ich meinen Absprung aus der Strömung der sogenannten Progressiven rechtzeitig geschafft habe. Schon allein deshalb bin ich zufrieden, dankbar und stolz – und eben nicht deprimiert, niedergeschlagen oder verzweifelt. Deshalb taugen für mich anderslautende Schlagzeilen allenfalls als Agitation, Manipulation und Indoktrination.