Seit etwas mehr als einem halben Jahr ist der parteilose Tischler Tim Lochner Oberbürgermeister von Pirna. Gewählt wurde er für die AfD, nachdem er der CDU den Rücken kehrte. Seine Energie bezieht der 54-Jährige, der Ende vergangenen Jahres bei der Oberbürgermeister-Wahl mit 38 Prozent der Stimmen alle anderen Bewerber abhängte, aus stabilen politischen Überzeugungen: Er war schon 2014 bei PEGIDA in Dresden dabei.
Von Manfred Rouhs
Mit einem wie ihm kann die sächsische CDU nichts anfangen. Für die AfD dagegen ist der bodenständige Handwerker Lochner ein Fels in der Brandung, an dem Medienhetze und soziale Ausbürgerungsversuche abprallen.
Die Touristen würden Pirna den Rücken kehren, hieß es nach seiner Wahl ins höchste Amt der Stadt.Davon war am 19. August 2024 nichts zu sehen, als ich Tim Lochner an seinem Amtssitz besucht habe: Die Gaststätten im Stadtzentrum waren schon am Mittag rappelvoll. Und in der Dohnaischen Straße standen Menschen aus aller Welt Schlange, um sich unter der Hochwassermarke der Jahre 1655 bis 2013 ablichten zu lassen.
Pirna ist und bleibt eine Reise wert. Und auch Unkenrufe, die behaupten, dort, wo die AfD regiert, würden Unternehmen ihre Zelte abbrechen und Arbeitsplätze wegverlegen, sind lupenreines Wunschdenken bei den Konsensparteien. Tim Lochner absolviert täglich ein umfassendes Arbeitspensum. Und aktuell sucht er ein Grundstück für ein Unternehmen, das einen dreistelligen Millionenbetrag in der Region investieren will.
Das Pirnaer Rathaus war zum CSD im Juli 2024 nicht in Regenbogenfarben beflaggt, und trotzdem ist die Welt nicht untergegangen. „Vorsichtshalber habe ich die Fahnenmasten demontieren und sie danach wieder aufstellen lassen“, erklärt Lochner.
Vermeidbare städtische Multi-Kulti-Projekte gibt es in Pirna nicht. Nur eine Handvoll Ideologen vermissen sie.
Fast täglich ist Tim Lochner in Pirna unterwegs, spricht mit den Menschen und schüttelt Hände: „Hundert klopfen mir auf die Schulter, zwei schimpfen. So in etwa sind die Zahlenverhältnisse.“
Politik und Massenmedien halten derzeit noch die Abgrenzungsstrategie gegen Deutschlands ersten AfD-Oberbürgermeister aufrecht. Die Städtepartnerschaften Pirnas mit Baienfurt und Reutlingen in Baden-Württemberg sowie Remscheid in Nordrhein-Westfalen sind faktisch von den dortigen kommunalen Spitzen eingefroren worden. Diejenigen mit Bolesławiec in Polen und Děčín in Tschechien dagegen blühen auf.
Lochners nächster Termin an diesem Montag steht an: Michael Kretschmer (CDU) hat die Oberbürgermeisterin der Region zu einem Gespräch eingeladen und dabei – immerhin – auch ihn nicht übergangen. Der sächsische Ministerpräsident wird etwas von einem eigenen sächsischen Weg bei der Migrationspolitik und von Grenzkontrollen erzählen. Dagegen ist Tim Lochner gefeit, der sagt: „Sie werden mich nicht auf die Ampel schimpfen hören. Die Verantwortung für den Zustand im Land liegt allein bei der CDU.“
Das ist ein gutes Zeichen für die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg: Eine andere Politik ist möglich. Der Souverän ist das Volk, nicht der Politikbetrieb und auch nicht dessen Fanclub bei den Massenmedien!