Dämmert ihm, mit welchen Totengräbern der Freiheit er jahrelang kollaboriert hat? Facebook-CEO Mark Zuckerberg (Foto:Imago/Xinhua)

Zuckerbergs Gang nach Canossa

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Jetzt geht es auch dem viertreichsten Mann der Welt (170 Milliarden Dollar) an den Kragen, denn er hat gesündigt. Schwer gesündigt. Selbst Kaiser Heinrich IV. reiste im Winter 1077 nach Italien, warf sich vor der Burg Canossa barfuß vor Papst Gregor VII. in den Schnee. Er wollte und musste für seine politische Untreue Abbitte leisten.

Gastbeitrag von Meinrad Müller

Unterwürfiges Schreiben

Genauso begibt sich Mark Zuckerberg nun auf seinen eigenen „Gang nach Canossa“. Doch statt eines Bußgangs durch den Winter Italiens findet sein Schuldeingeständnis in Form eines Briefes an den US-Kongress statt. Zuckerberg bekennt, dass er durch die Zensur politischer Aussagen auf Facebook die Präsidentschaftswahl 2020 beeinflusst hat, indem er Zensurentscheidungen traf, die Joe Biden ins Weiße Haus brachten.

Zuckerberg, Zeuge oder Beschuldigter?

Zuckerbergs Schuldeingeständnis umfasst jedoch nicht nur die Manipulation der Wahl, sondern auch die Zensur während der COVID-19-Pandemie. Auch hier hat Facebook im Auftrag der Regierung Informationen zensiert und regierungskonforme „Fakten“ verbreitet. Hunderttausende Menschen, die sich informieren wollten, wurden durch diese Zensur in die Irre geführt – mit tragischen Folgen: Zehntausende starben, weil sie auf die verzerrten Informationen hereinfielen.

US-Zellen sind höchst ungemütlich

Nun drohen Zuckerberg bis zu 10 Jahre Haft für seine Rolle in der Wahlmanipulation und der Verbreitung von Fehlinformationen während der Pandemie. Sein Versuch, sich als Opfer politischen Drucks darzustellen, erinnert an Heinrichs Bittgang – doch ob diese späte „Beichte“ ihn vor der Härte des Gesetzes bewahren wird, bleibt abzuwarten.

Der Vergleich mit dem Schicksal von Pavel Durow, dem Telegram-Gründer, der in Frankreich in Haft landete, zeigt, wie real die Bedrohung für Plattformbetreiber geworden ist. Zuckerbergs Geständnis, dass er durch die Zensur von Inhalten zur Wahlbeeinflussung beigetragen hat, lässt ihn jetzt um seine Freiheit fürchten. Viele sehen darin einen verzweifelten Versuch, einer Anklage zu entgehen – doch die Frage bleibt, ob sein „Winseln“ ihm wirklich die Haut retten wird. Angesichts der immer lauteren Kritik an seiner Rolle im politischen Geschehen dürfte es schwer werden, sich aus dieser Situation herauszuwinden.

Zuckerberg Canossa (Download Zuckerbergs Brief, Englisch und in deutscher Übersetzung)

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