Nach dem Bekanntwerden einer ominösen Liste im Bericht des bayerischen Verfassungsschutzes, die namhafte Medien, Informationsportale und Blogs enthält, welche aus Sicht des Geheimdienstes in München Nachrichten und Meinungen veröffentlichen, die grundsätzlich in das “russische Narrativ” passen, ist die Diskussion darüber entbrannt, ob die Spionageabwehr in unseren Breiten aktuell nicht wichtigere Dinge zu tun hat, als sich darum zu kümmern, vermeintliche “Desinformation” zu entlarven.
Von Dennis Riehle
Da auch ich mit meiner Webseite in der entsprechenden Aufzählung genannt werde, stelle ich mir manche Fragen. Lässt sich der deutsche Bürger überhaupt durch die Föderation manipulieren? Was genau verstehen wir eigentlich unter Fake News? Welche Schlagzeilen könnten im Sinne von Moskau sein? Ist es nicht rufschädigend, seriöse Publizistik nur deshalb an den Pranger zu stellen, weil sie mit ihren dargelegten Auffassungen von der Zeitgeistigkeit abweicht? Und weshalb zündet man schon wieder Nebelkerzen, anstatt sich zumindest vage den tatsächlichen Bedrohungen wie dem Islamismus zuzuwenden? Fakt ist nämlich, dass weder den Kollegen von der Berliner Zeitung, der Weltwoche, des Magazins “Der Freitag”, den wertgeschätzten Mitstreitern von Tichys Einblick, dem respektablen Alexander Wallasch noch meiner Person ein konkreter Vorhalt gemacht werden kann.
Denn wir sind nicht an der offensichtlich uferlosen Streuung unserer Artikel im Internet und den Sozialen Medien beteiligt, welche der unbekannte Dritte für seine Zwecke instrumentalisiert, um das demokratische Gefüge der Bundesrepublik ins Wanken zu bringen. Er bedient sich lediglich jener Texte von Autoren, die kritisch auf die Ampel blicken, einigermaßen unvoreingenommen mit der AfD umgehen, Skepsis an der Ukraine äußern, der Wokeness zuwiderlaufen, von einer ökologischen Transformation nicht viel halten, auch weiterhin an lediglich zwei Geschlechtern festhalten und Schwarz-Rot-Gold dem Regenbogen vorziehen. Es handelt sich also um ein Vorführen jener Journalisten, die gegen den Strom schwimmen und sich nicht vom Einheitsbrei vereinnahmen lassen. Ihre Äußerungen verwendet man offenbar international gerne, weil auch sie das Recht haben, gelesen und gehört zu werden. Dass dabei der mysteriöse Dunstkreis um den Feind zwischen Wolga und Ural vorne mit dabei ist, um bestimmte Standpunkte, Überzeugungen und Positionen breitflächig zu pushen, ist zunächst einmal nicht das Problem derjenigen, die sich in größtmöglicher Objektivität und Untendenziösität darum bemühen, jeden Tag Gedanken zu verfassen, die umfänglich von der unbehelligten Rede nach Art. 5 Grundgesetz geschützt sind. Es gibt tatsächlich keine Anschuldigung oder Verantwortung, die man mir macht. Stattdessen beruht die Nennung unserer Namen durch Horch und Guck allein auf der profanen Feststellung, dass unsere Beiträge prinzipiell geeignet seien, fremden Mächten in den Kram zu passen.
Sollen wir uns denn nun bei jedem Satz erst einmal von den Matroschkas attestieren lassen, dass wir mit ihm ausdrücklich nicht deren Wohlgefallen treffen? Keinem der aufgeführten Presseorgane wird ein Fehlverhalten unterstellt. Denn sie sind auch nicht Teil der Kampagne, die offenbar aus der Ferne gelenkt wird. Ihre Arbeit wird lediglich genutzt, um die linksgrüne Harmonie in unseren Sphären zu stören. Und ich muss zugeben, dass ich diesem Anliegen überhaupt nicht abgeneigt bin. Denn das ist in einer liberalen Volksherrschaft Aufgabe der sogenannten vierten Gewalt, die sich als Teil der Opposition mit Blick auf die Herrschenden der Gegenrede verschreibt. Trotzdem werde ich weder in Rubel entlohnt, noch wurde mir eine Audienz bei Putin in Aussicht gestellt. Was in der aktuellen Berichterstattung auf den Nenner verkürzt wird, unsereins sei eine vom Wodka volltrunkene und willfährige Marionette jenes Gegners, mit dem zumindest ich mich nicht im Krieg sehe, stellt sich bei einer näheren Betrachtung nicht nur als heiße Luft heraus.
Viel eher scheint hinter dem Agieren des bajuwarischen “Big Brother” ein Versuch der Beschneidung verfassungsrechtlich garantierter und insbesondere unter Nancy Faeser samt ihrer Mitstreitern auf Landesebene in den Fokus der Verbieteritis gelangter Artikulationsfreiheit. Ich lasse mich auch deshalb von den Vorgängen nicht einschüchtern, weil ich vollends mit mir im Reinen bin. Jeder einzelne Buchstabe, den ich zu Papier bringe, entstammt ausschließlich meiner Feder. Ich habe keinen Bedarf, mir bei der Formulierung von Kommentaren und Kolumnen helfen zu lassen. Denn trotz Parkinson bin ich intellektuell noch gut ausgestattet. Und ich habe auch kein monetäres oder ideelles Verlangen, mich als Steigbügelhalter für irgendjemanden herzugeben. Letztlich bin ich dankbar darüber, in den Kreis von eloquenten, couragierten und aufrichtigen Gesinnungsgenossen aufgenommen worden zu sein, deren Tun ich ebenso schätze wie die Aufmerksamkeit durch eine Behörde, der heutzutage nur noch derjenige blind vertrauen kann, dem der inflationäre Gebrauch von Etikettierungen, Stempeln und Plakativen nicht spanisch vorkommt.