Politische Säuberungen jetzt auch am CERN: Hunderte russische Wissenschaftler sollen ausgeschlossen werden

Der seit dem Ukraine-Krieg überall geschürte Russland-Hass nimmt immer absurdere Form an. Die europäische Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf plant nun, Hunderte russische Wissenschaftler aus ihren Einrichtungen auszuschließen. Im Dezember sollen sämtliche mit Russland verbundenen Wissenschaftler werden im Dezember 2024 ihren Zugang und ihre Aufenthaltsgenehmigungen verlieren. Die Verträge von Wissenschaftlern, die mit belarussischen Institutionen verbunden sind, endeten bereits im Juli 2024. Der deutsche Teilchenphysiker Hannes Jung erklärte gegenüber dem Magazin „Nature“, dass dieser Verlust nur schwer zu kompensieren sei. Die für 2029 vorgesehene Streichung der russischen Beteiligung am geplanten Upgrade des Beschleunigers werde Cern zudem rund vierzig Millionen Schweizer Franken kosten, sagte er weiter.

Russland war zwar nie Vollmitglied des Cern, eine Kooperation, zunächst mit der Sowjetunion, begann aber bereits 1955. Russland hat finanziell zum Bau des weltgrößten Teilchenbeschleunigers, dem Large Hadron Collider, beigetragen. Wie viele Wissenschaftler von der Maßnahme betroffen sind, ist derzeit zwar noch unbekannt, laut der Nachrichtenwebsite Semafor war die Zusammenarbeit zwischen russischen und westlichen Wissenschaftlern jedoch in vielen Bereichen von entscheidender Bedeutung gewesen. Die plötzliche Trennung dieser Verbindungen könnte den Fortschritt in verschiedenen Forschungsbereichen verlangsamen, hieß es.

Nichts als blindwütiges Russland-Bashing

Die Beendung der Zusammenarbeit war bereits im Juni 2022 angekündigt, der Beobachterstatus Russlands schon drei Monate zuvor ausgesetzt worden. Cern teilte damals mit, man sei nach dem Zweiten Weltkrieg für die friedliche Forschung gegründet worden und habe die Forschungszusammenarbeit immer als friedensstiftend gefördert. Der illegale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, unter Beteiligung von Belarus, widerspreche diesen Prinzipien. Deshalb sei die Beendigung beschlossen worden. Was russische Wissenschaftler, die in Genf forschen, mit dem Ukraine-Krieg zu tun haben, erklärte niemand. Darauf kommt es jedoch schon gar nicht mehr an. Es geht allein um blindwütiges Russland-Bashing als Selbstzweck, wobei die Cern-Reaktion wohl auch auf politischen Druck erfolgte. Das Einzige, was dadurch bewirkt wird, ist jedoch eine Schädigung der europäischen Wissenschaftslandschaft, so wie die zahllosen Russland-Sanktionen Europa am meisten schaden.

Auf Betreiben des Deutschen Schachverbandeswurde am Sonntag beschlossen, dass russische und belarussische Schachspieler weiterhin von Wettkämpfen des Schachweltverbands Fide ausgeschlossen bleiben. Eigentlich hatte sich hier ein Umdenken abgezeichnet, nach Ansicht von Beobachtern gab der deutsche Vorstoß jedoch den Ausschlag dafür, dass an dem Ausschluss festgehalten wird. Zumindest dürfen die Spieler aber unter neutraler Flagge antreten. Dennoch ist das Ganze nichts als eine völlig sinnlose und kontraproduktive Hexenjagd, die hier ohne Ansehen der Personen veranstaltet wird. (TPL)