Mit vielen Versprechungen auf eine konservative Alternative zu dem links-grünen Wahnsinn, der das Land zerstört, war im Februar die WerteUnion (WU) unter dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen gegründet worden. Für einige Zeit hatte es bis zu diesem Zeitpunkt so ausgesehen, als sei Maaßen der Mann der Stunde, der zwischen AfD und CDU eine angeblich “gemäßigte” dritte bürgerliche Kraft etablieren könne; Umfragen sahen ihn vom Potenzial her bei bis zu 15 Prozent. Hätte er sich taktisch klüger angestellt und vor allem innerhalb des Vereins Werteunion, dessen Vorsitzender er war, seine Reihen erst einmal geschlossen – Maaßen hätte von Bedeutung und Wählerstimmen her heute das sein können, was nun Wagenknecht ist. Doch er und die von ihm in intransparenten Vorgängen rekrutierten Mitstreiter der WU machten falsch, was man nur falschmachen konnte. Vor allem setzte er sich zwischen alle Stühle: Bei der Union biederte er sich erfolglos an, wobei ihm der ausgerechnet dort zuvor ausgetretene ehemalige WU-Gründer Alexander Misch behilflich sein sollte; diesen zog Maaßen bei der Parteigründung für Freund und Feind überraschend aus dem Hut, obwohl Mitsch selbst zuvor die von ihm geschaffene WU verlassen hatte, weil sie ihm zu rechts und libertäre war. Die Personalie sorgte in der WU für äußerstes Befremden.
Doch auch mit der AfD verscherzte Maaßen es sich: Wiederholt distanzierten er und seine Leute sich von dieser und setzten damit mehr Frage- als Ausrufezeichen hinter ihre politische Ausrichtung. Überhaupt hatten die wenigsten verstanden, warum Maaßen nicht längst in der AfD, die inhaltlich absolut mit seinen Positionen deckungsgleich war, seine politische Selbstverwirklichung gesucht hatte, sondern unbedingt die WU als eigene One-Man-Show zur Partei ausbauen musste. Dass er zu dieser neuen Partei nun aber auch noch künstlich auf Distanz ging, schadete seiner Glaubwürdigkeit maximal. Anstatt sich mit seiner Bekanntheit und Kompetenz der AfD zur Verfügung zu stellen, zog Maaßen es vor, sich von ihr zu distanzieren und ihr Stimmen abzujagen – um doch irgendwie anschlussfähig an das Parteienkartell zu bleiben; eine völlig abwegige Idee, die zeigt, wie wenig Maaßen das Ausmaß der von ihm beklagten Spaltung und Ausgrenzung Andersdenkender begriffen hat, obwohl er selbst mit seinem Rausschmiss diese Lektion bitter hatte erfahren müssen.
Unterhalb jeder Bedeutungslosigkeit
Diese Rolle, die die WU hätte spielen können, übernimmt nun jedoch das BSW, während die WU sieben Monate später ein völliges Schattendasein unterhalb jeglicher Relevanz fristet: Bei den drei ostdeutschen Landtagswahlen in diesem Monat gelang ihr noch nicht einmal ein Achtungserfolg. In Thüringen holte sie 0,6, in Sachsen 0,3 und in Brandenburg 0,26 Prozent (!) der Stimmen. Doch das ist nicht alles: Am Montag verließ nun auch noch die Jugendorganisation „Junge WerteUnion“ (JWU) die Partei, um sich als unabhängiger Verein mit dem Namen „Junges Freiheits-Bündnis“ neu zu gründen. Es wurde kritisiert, die WU sei „jetzt schon fundamental von internen Intrigen durchzogen“, der menschliche Umgang in der Partei sei „eine einzige Katastrophe“. In einem internen Schreiben wurde bemängelt, dass „durch den Einfluss gewisser Ex-CDU / Ex-FDP WU-Mitglieder fälschlicherweise zu sehr in Richtung der nach links abgedrifteten CDU positioniere und somit die Politikwende falsch interpretiere“. Die Zersplitterung der Splitterpartei setzt sich also fort.
Gemeinsam mit dem Finanzexperten Markus Krall, der sich kürzlich dem Bündnis Deutschland angeschlossen hat, will die “Junge WertUnion” nun eine “unabhängige libertäre Bewegung” in Deutschland aufbauen. Krall, der noch vor einem Jahr ebenfalls mit Maaßen kooperieren wollte und gerade erst beim “Bündnis für Deutschland” aufgeschlagen war, ist seinerseits – entgegen seiner eigentlich lagerübergreifend hohen Prominenz – seit langem nur noch in Kleinstparteien aktiv. Er bestätigte die Zusammenarbeit mit der WU-Jugend auf Twitter und erklärte, die Tür bleibe “auch für die WU” offen.
Diese wiederum akquiriert ebenfalls im Fundus ausgemusterter Altpolitiker – und kann sich nun über den Beitritt des früheren AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen freuen: Der war zuvor bei der ebenso unbedeutenden “Zentrumspartei” aktiv gewesen. Nachdem er die AfD 2022 im Streit verlassen hatte, scheint ihn, wie schon seine Vorgänger Bernd Lucke und Frauke Petry, die Lust am Sektieren übermannt zu haben. Denn natürlich haben weder die WU noch Kralls geplantes libertäres Projekt irgendeine Aussicht auf Breitenwirkung. Maaßen hat sich schlimmstdenkbar ins Abseits geschossen, es ist längst entschieden: Die einzige wirkliche Opposition ist und bleibt die AfD. Alle anderen rechts-konservativen Parteien sind winzige Splittergruppen aus Wichtigtuern und Rechthabern, denen die eigene Eitelkeit über den politischen Erfolg geht. Eine Spaltung folgt der anderen, mit markerschütterndem Pathos werden immer neue „Bewegungen“ und Projekte angekündigt, die sich dann gegenseitig kannibalisieren und verteufeln. Das alles, um dann bei Wahlen bei weit unter einem Prozent zu landen. Es ist nichts als ein lächerliches Theater, das der verzweifelt benötigten politischen Wende in Deutschland einen Bärendienst erweist. (TPL)