Mit seiner Forderung nach schärferen Maßnahmen gegen die illegale Massenmigration, die seine Partei wie keine andere befürwortet, hat der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir nicht nur seine eigene Doppelmoral offengelegt, sondern auch die Widersprüchlichkeit und den Fanatismus seines eigenen politisch-geistigen Milieus: Özdemir hatte berichtet, dass er sich Sorgen um seine Tochter mache, weil diese “nicht nur von Rechtsradikalen rassistisch beleidigt”, sondern auch – weitaus realistischer – „von Männern mit Migrationshintergrund unangenehm begafft oder sexualisiert“ werde. Während man wohl die hier als vorausgeschickt-entschärfendes Alibi eingeschobenen angeblichen Beleidigungen durch Rechtsradikale (zumal im durch und linksverwirkten Berlin) getrost als Geschichte ausm Paulanergarten abtun kann, handelt es sich bei letzterem um eine mit den Alltagserfahrungen unzähliger deutscher Frauen tagtäglich deckungsgleiche Tatsachenschilderung. Bloß, dass Özdemir natürlich sonst zu denen gehört, die solche Berichte, sofern sie sie nicht selbst betreffen, als rechte Stimmungsmache oder Behauptungen von lediglich “anekdotischer Evidenz” (Melanie Amann) abtun. Damit zeigte Özdemir wieder einmal, dass Politiker, vor allem linke, Probleme solange tabuisieren, bis sie selbst davon betroffen sind; bis es jedoch soweit ist, diffamieren sie jeden, der sie beim Namen nennt.
Und genau so ergeht es nun auch Özdemir selbst: Der „Migrationsforscher“ Özgür Özvatan empörte sich auf Twitter: „Geht’s noch kartoffeliger?“ (im linksgrünen Sprech und verächtlichen Migrantendeutsch also: deutscher). Noch verrückter äußerte sich der Berliner SPD-Abgeordnete Orkan Özdemir, der seinen Namensvetter attackierte, „migrantisierte Politiker” wie er würden “umfallen“. Zudem hielt er ihm in einer bizarren Schwurbelattacke vor, das Problem seien „nicht irgendwelche Muslime in Deutschland, sondern Rechtsextremisten, die Kindern, die nicht arisch sind, die Lebenschancen absprechen“. Doch damit nicht genug der zur Exemplifizierend des kollektiven linken Dachschadens aufgebotenen Zitate: Der berüchtigte “antikoloniale” Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer bezeichnete den grünen Minister gar als „Gesicht der völkischen Wende in der Bundesrepublik“ und sprach ihm kategorisch die Eignung für höhere Ämter ab. Zimmerers nicht minder linksradikal-verblendete Kollegin Annika Brockschmidt belehrte Özdemir zudem: „Sorge um die Tochter‘ wegen ‚illegaler Migranten‘ ist nun wirklich das sexistischste, rassistischste Klischee schlechthin.“
Geballter Hass der eigenen Klientel
Und von der sich in einem Anflug verunglückter Selbstironie so bezeichnenden „linksgrünversifften Aktivistin“ Daniela Sepehri musste er sich sagen lassen: „Solche Aussagen hätte ich von CDU erwartet, nicht von Grünen. Mit solchen Narrativen unterstützen Sie einzig und allein die Rechten und fallen uns Migras in den Rücken. Ekelhaft.“ Während mancher insgeheim den insbesondere weiblichen Urhebern solcher Entgleisungen eine heilsame baldige eigene “Begegnung der dritten Art” auf Grünflächen oder in Tiefgaragen wünschen möchte, auf dass sie von ihren Verirrungen auf den Boden der hässlichen Realität geholt werden, erfuhr der Landwirtschaftsminister immerhin von seinem Ex-Parteichef Omid Nouripour ein wenig Anteilnahme und Verständnis – wenngleich natürlich, ohne die wahren Probleme zu benennen: Dass seine Tochter zum Opfer migrantischer Gelüste werde, liege daran, dass es zu wenig Wohnraum und zu wenige Sozialarbeiter gebe. Dieser Ergründungsversuch ist auf seine Art zwar fast noch idiotischer als die vernichtende Kritik seiner enttäuschten Genossen, doch zumindest leugnet Nouripour nicht das Problem. Er führt es nur auf falsche Ursachen zurück.
Jedenfalls bekommt Özdemir nun einmal das zu spüren, was Gegner und Kritiker der Grünen seit eh und je kennen: Nämlich den geballten Hass der eigenen, ideologisch hermetisch abgeriegelten Klientel. Wer sie mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert, muss mit einer gnadenlosen Hetzjagd und sozialer Ächtung rechnen. Bei Abweichlern aus den eigenen Reihen fällt diese noch härter aus als bei Außenstehenden, die ohnehin als bösartige Nazis gelten. Nun darf man gespannt sein, ob Özdemir auch bei einem der vielen Portale denunziert wird, die seine Partei überall aus dem Boden sprießen lässt. So oder so: Bedauern muss man ihn nicht, denn er selbst verdankt seine Karriere ebendiesen Methoden. Auch er hat Kritiker bereits als Unmenschen abgestempelt – und hätte sie ihn nicht im eigenen Familienkreis heimgesucht, würde er zur Migrationskatastrophe bis heute schweigen. Mit den Folgen der linksgrün betriebenen Bevölkerungstransformation ist es wie mit der Veltins-Werbung der 1990er: “Irgendwann erfrischt es jeden.” (JS)