War’s das? Egon Krenz lobt Wagenknecht

Wie war das noch mal mit dem Applaus von falscher Seite? Könnte einem das politische Genick brechen, oder?

Der frühere SED-Generalsekretär und DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz zeigt sich erfreut über die jüngsten Wahlerfolge Sahra Wagenknechts und hofft auf eine Fortsetzung dieser Serie. „Da freue ich mich drüber und wünsche ihr viel Erfolg, dass sie noch viel mehr Stimmen bekommt“, sagte Krenz dem „Tagesspiegel“.

Krenz sieht in dem guten Abschneiden der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) bei den drei Landtagswahlen im September im Osten einen Aufruf zu Verhandlungen über die Beendigung von Russlands Krieg gegen die Ukraine. „Das Signal, was von diesen Veranstaltungen ausgeht, lautet: Hört uns endlich zu. Wir wollen Friedenspolitik. Wir haben den Wunsch zu leben und nicht zu sterben“, sagte Krenz.

Krenz lobte die Forderung der Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg, Michael Kretschmer (CDU) und Dietmar Woidke (SPD), sowie des thüringischen CDU-Chefs Mario Voigt nach stärkeren Bemühungen um eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg. „Ich finde, das ist sehr mutig, weil sie sich durchsetzen gegen eine gesellschaftliche Meinung in der CDU oder in der SPD, in der Ampel überhaupt“, sagte Krenz dem „Tagesspiegel“: „Und ich beglückwünsche sie dazu, dass sie so mutig sind.“

Der heute 87-jährige einstige Stellvertreter, Vertraute und Nachfolger von DDR-Staatschef Erich Honecker lobte außerdem die Haltung von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zum Krieg Russlands gegen die Ukraine. „Ich finde, dass er eine gute Position vertritt. Ich bin in dieser Frage mit ihm einer Meinung“, sagte Krenz. Krenz und Schröder kennen sich lange. Sie hatten sich unter anderem 1980 in Bonn und 1981 in Ost-Berlin getroffen. Krenz war damals Chef des kommunistischen Jugendverbands Freie Deutsche Jugend (FDJ), Schröder Vorsitzender der Jungsozialisten. Krenz bestätigte, dass die beiden Männer per Du sind. „Wir kennen uns schon aus der Jugendzeit, wie man das damals in der Jugendbewegung gemacht hat“, sagte er am Samstagabend, „da gab es keine Hemmnisse in dieser Beziehung.“ Im Mai 2023 hatten Schröder und Krenz, neben dem AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla, an einem Empfang der russischen Botschaft in Berlin zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges teilgenommen.

Nicht ganz so nett fällt diese Kritik aus:

Der frühere SPD-Parteichef Sigmar Gabriel warnt seine Partei davor, Koalitionen mit dem BSW von Sahra Wagenknecht einzugehen.

„Frau Wagenknecht ist eine Nationalbolschewistin. Ihr Programm ist nicht meilenweit von dem der AfD entfernt. Im Bund darf diese Frau keinerlei Einfluss bekommen und am besten auch nicht in den Ländern“, sagte Gabriel dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). „Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine könnten für sich in Anspruch nehmen, bereits zwei Parteien links der Mitte ruiniert zu haben: erst die SPD und dann die Linkspartei“, sagte Gabriel weiter. „Man darf darauf hoffen, dass es ihnen mit dem BSW ein drittes Mal gelingt.“

An seiner eigenen Partei übte Gabriel deutliche Kritik. Die SPD verdränge nach Wahlniederlagen mit ihren ständigen Appellen nach Geschlossenheit die Frage: „Könnte es sein, dass die Wähler uns verstanden haben und wir vielleicht unsere Politik verändern müssen? Dazu scheint die SPD-Führung nicht bereit zu sein. Deshalb gibt es auch nie Konsequenzen“, so Gabriel. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält Gabriel trotz der Debatten um dessen Person als Kanzlerkandidat gesetzt: „Wenn jemand Kanzler ist, dann ist es das Normalste der Welt, wenn er auch der nächste Kandidat wird“, so Gabriel.

Auch gebe es niemanden in der SPD, der Scholz stürzen könne. Dies könne nur jemand wie einst Herbert Wehner, der dazu die Macht hatte, aber selbst kein Amt anstrebte. „Ich sehe in der SPD keinen Herbert Wehner“, so Gabriel. Wehner trug maßgeblich zum Sturz Willy Brandts bei.

Sollen sich die Linken in diesem Land ruhig gegenseitig in den Himmel loben oder zum Teufel jagen. So lange sie mit sich selbst beschäftigt sind, können die Bürger vielleicht zwischendurch mal frei atmen. (Mit Material von dts)