Höchst brisant: Das böse Wort Rasse
Bei den Menschen gibt es ja keine Rassen. Wie gut, dass das so ist! Sonst müsste man sich ja am Ende gedanklich noch mit Dingen auseinandersetzen, – die – weil es ja keine Rassen gibt – selbstverständlich nur auf die Tierwelt zutreffen… / von Nicole Höchst
Nicht gewußt? 1995 urteilten in einer „Stellungnahme zur Rassenfrage“ achtzehn international renommierte Humanbiologen und Genetiker im Anschluss an die UNESCO-Konferenz „Gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung“ in Schlaining, dass der Begriff der Rasse in seiner Anwendung auf die menschliche Vielfalt „völlig obsolet geworden“ sei, und riefen dazu auf, ihn „durch Anschauungen und Schlussfolgerungen auf der Grundlage des heutigen Verständnisses genetischer Vielfalt“ zu ersetzen.
Daraus ergab sich für Gesellschaft, Politik und Wissenschaft ein klares Vorgehen: Es gebe fürderhin aus biologischer und genetischer Sicht keinen Grund mehr, den Begriff „Rasse“ weiter zu verwenden. 1996 veröffentlichte die „American Association of Physical Anthropologists“ eine Erklärung, der zufolge das Konzept der Rasse als einer abgrenzbaren Gruppe von Menschen, die sich hauptsächlich aus Vertretern mit typischen Merkmalen zusammensetze, wissenschaftlich nicht haltbar sei. AAPA statement on biological aspects of race. In: American Journal of Physical Anthropology. Volume 101, 1996, S. 569 f; eine unwesentlich veränderte Fassung wurde 2009 auf der AAPA-Homepage eingestellt (Memento vom 1. August 2014 im Internet Archive).
Rassendiskussion per se pfui
Die Rassendiskussion bei Menschen führt immer zu einer Verkettung mit dem Nationalsozialismus, ist deswegen per se pfui und unter allen Umständen zu vermeiden. An Herrn Sarrazin, der sich wagte, in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ in die Nähe davon zu kommen, natürlich rein erfundene Gemeinsamkeiten von Türken und Araber zu beschreiben, wurde ein Exempel statuiert. Sogar die UN interessierte sich 2013 für seine Aussagen und rügte Deutschland. Nachzulesen ist das hier. Zudem ist die „Verschwörungstheorie vom Großen Austausch oder der Umvolkung Europas und Deutschlands“, ein weiteres vermintes Terrain, das ich natürlich nicht betreten möchte. Wer will schon am Sonntag Abend die „Rechtsextremistenkeule“ „Verschwörungstheoretiker-„ und „böse Rassistenkeule“ über den Kopf geschlagen bekommen?
Selbst der Verfassungsschutz widmet dieser „rechtsextremistischen Erzählung“ einen Eintrag auf seiner Webseite. Ich zitiere nachfolgend aus seiner “Einschätzung”, damit das auch jedem klar ist: „Der Begriff ‚Großer Austausch‘ bezeichnet ein Narrativ der Neuen Rechten, das auf den französischen Autor Renaud Camus zurückgeht und insbesondere die strukturelle Substitution der ‚autochthonen‘ Bevölkerung Europas durch Zuwanderer aus Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten beinhaltet. Innerhalb der Neuen Rechten wird dies sowohl als bewusst gesteuerter Prozess, oftmals einhergehend mit verschwörungstheoretischen Aufladungen, aber auch als Ergebnis demographischer Entwicklungen dargestellt. Durch die ‚ethnische Zersetzung‘ der europäischen Gesellschaften würden kulturelle und ethnische Grenzen erodieren. Mit der langfristigen Abschaffung jeglicher Unterschiede ethnischer und kultureller Art entstehe laut Camus eine entwurzelte Masse an Individuen, die globalen Profit- und Kapitalinteressen meist nicht näher definierter Eliten zum Vorteil gereichen solle. Oftmals werden die Begriffe ‚Große Transformation‘, ‚Umsiedlung‘, ‚Bevölkerungsaustausch‘ und ‚Ersetzungsmigration‘ als Synonyme verwendet. Insbesondere die synonym verwendete Formulierung ‚Umvolkung‘ stellt eine direkte Referenz auf den gleichlautenden nationalsozialistischen Terminus dar.“
Immigrationsraten mit unerwünschten Folgen
Dies schicke ich vorweg, um klar zu machen, dass sich die vorliegenden und folgenden Ausführungen allein auf die Tierwelt (!) beziehen (wer irgendwelche Parallelen zur Spezies Homo sapiens oder zur menschlichen findet, kann sie gerne behalten). Wikipedia stellt unter Verschlagwortung des Suchbegriffs “#tierzucht” völlig richtig fest: „Verdrängungszüchtung oder Verdrängungskreuzung (auch engl. Upgrading) ersetzt in einer Population unerwünschte Merkmale durch andere oder verändert gar den gesamten Rassestandard, ist also eine Umzüchtung. Die Reinzucht wird bewusst unterbrochen und genetisches Material anderer Rassen ergänzt.“ Weiter heißt es dort: „Bei der Verdrängungszucht kann so verfahren werden, dass in bestimmten Rotationen mit einer gewissen Regelmäßigkeit Tiere anderer Rassen eingekreuzt werden (Immigration), bis das unerwünschte Merkmal verdrängt ist (vgl. auch Zucht#Rotationskreuzung)…”
Und weiter heißt es dort: “Für ein solches Upgrading muss die Immigrationsrate der neuen Rasse(n) bei weit über 10 Prozent liegen; übersteigt die Immigrationsrate dagegen die Zehn-Prozent-Schwelle nicht, handelt es sich ’nur‘ um eine sogenannte Veredelungskreuzung. Aus diesen Parametern ergibt sich auch, dass der Übergang von einer Veredelungs- zu einer Verdrängungszucht (und umgekehrt) durchaus fließend sein kann. Ein populäres Beispiel für die Verdrängungszucht stellt die durch Imker in Deutschland praktizierte Verdrängungszucht der einheimischen Dunklen Biene Apis mellifera mellifera durch die hier fremde Apis mellifera carnica in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Im Ergebnis ist die ursprünglich einheimische Mellifera vollständig ausgerottet und durch die Carnica ersetzt worden.“ Wie gesagt: Dies stammt nicht von mir, sondern aus Wikipedia – und betrifft, ich erwähnte es bereits, Tiere.
Schwule Schafe sind völlig okay, aber…
Und an anderer Stelle steht da zu lesen: „Der Mensch bedient sich in der Zucht seit Jahrtausenden der Kreuzung, um neue Arten, Pflanzensorten oder Rassen von Nutztieren (also „Kreuzungen“) zu erzeugen. Den Abkömmling aus einer Kreuzung von Individuen, die unterschiedlichen Arten (sehr selten sogar unterschiedlicher Gattungen), Unterarten oder Zuchtlinien angehören können, nennt man (die) Hybride….“ Viele Menschen bevorzugen bei Hunden ja Mischlinge, sogenannte Straßenkreuzungen; ich persönlich habe mein Herz an Rottweiler verloren. Überzüchtete Tiere tun mir immer leid. Der Charakter eines Ergebnisses von Liebe und Trieben geht für mich immer vor Aussehen und Rassenzugehörigkeit. Aus all den genannten Gründen kann ich weder Imperative zur Reinerhaltung von Rassen oder noch ein erzwungenes Vermischen verstehen. Doch kommen wir an dieser Stelle zurück zum Menschen: Beispielsweise gibt es in lateinamerikanischen Staaten Homogenisierungskonzepte, mit passenden Bezeichnungen für Mischlinge (Mestizen). Diese dienen vor allem zur Etablierung einer – Huch! – “nationalen Identität“ (!). In der Regel werden „Weiße“ und die „weiße Kultur“ – die sich an Europa und den USA orientieren – als überlegen betrachtet, weswegen sie von anderen Kulturen adaptiert werden solle. Das alles ist dort “normaler“ Konsens und etwa nachzulesen in der Schrift “Rasse, Kultur und Macht” der Kultur- und Sozialanthropologin Elke Mader über Lateinamerikas.
Ich komme zu meinem Fazit: Wenn tierisches Leben dazu gut ist, Thesen zu stützen, dann sind schwule Störche und schwule Schafe großartig. Aber wehe, jemand sieht Parallelen zu den Konzepten invasiver Arten oder Rassen aus dem Pflanzen- bzw. Tierreich! Tun Sie es bitte nicht! Sehen sie da keine Parallelen! Es könnte womöglich ja deutsche Realitäten in einem ganz radikal anderem Licht erstrahlen lassen… und den Staatsschutz interessieren. Also unterstehen Sie sich!
Zur Person:
Nicole Höchst, Jahrgang 1970, ist AfD-Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz. Sie trat 2015 in die AfD ein und ist seit 2017 Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis 201 (Bad Kreuznach/Birkenfeld). Dort ist sie unter anderem als ordentliches Mitglied und Obfrau des Bildungsausschusses und als Sprecherin der AfD-Fraktion für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung tätig. Ferner ist sie stellvertretendes Mitglied in den Ausschüssen für Familie, Senioren und Jugend sowie für Digitales. Höchst ist desweiteren Delegierte des Deutschen Bundestages in den Europarat für die AfD-Fraktion und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Desiderius-Erasmus-Stiftung.
Bis 2012 unterrichtete sie als Studienrätin am Staatlichen Speyer-Kolleg, anschließend war sie bis Oktober 2017 Referentin am Pädagogischen Landesinstitut (vormals IFB). Höchst war 2015 Mitglied der AfD-Bundesprogrammkommission und ist stellvertretende Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Speyer. Sie ist katholisch, hat vier Kinder und lebt mit ihrer Familie in Speyer, wo sie auch Stadträtin ist.
Auf jouwatch veröffentlicht Nicole Höchst alle 14 Tage die kritische Kolumne „Höchst brisant“ zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. Der erste Jahrgang dieser Kolumnen ist auch in Buchform erschienen. Unter demselben Titel veröffentlicht sie in unregelmäßigen Abständen Videobeiträge auf ihrem YouTube-Kanal.