Die FAZ jammert am 13.11.24 hinter der Bezahlschranke. Junge Leser würden sich abwenden. Der Schuldige? Klar, die AfD, TikTok und „rechte Propaganda“. Die FAZ spricht von gefährlichen „Kurzvideos“, die Jugendliche „überrumpeln“. Die Botschaft dahinter: Die Jugend ließe sich angeblich allzu leicht verführen. Weg von den „seriösen“ Medien, hin zu Social-Media-Plattformen, die keine „richtige Bildung“ bieten.
Gastbeitrag von Meinrad Müller
FAZ – den Zug der Zeit verschlafen
Doch merkt die FAZ, dass ihre eigene Strategie längst überholt ist? Wer hat noch Lust auf endlose Schachtelsätze, wenn man in Sekunden zum Punkt kommen kann? Heute fehlt die Geduld für den schulmeisterlichen Ton, der sich wie ein roter Faden durch FAZ-Artikel zieht. Die FAZ klagt über „emotionale“ Videos der AfD und „einseitige Botschaften“ auf TikTok. Dabei ist genau das, was die Jugend will: Klarheit. Kein ewiges Hin und Her, kein erhobener Zeigefinger. Kurz und knackig – und ja, manchmal auch provokant.
Die Zeitung scheint davon auszugehen, dass es allein an der AfD liegt, dass die Jugend sich nicht mehr für die FAZ interessiert. TikTok wird als „Schlag ins Gesicht der Demokratie“ bezeichnet. Ein Feindbild ist schnell gefunden, die eigene Verantwortung wird ignoriert. Es ist einfacher, den „Rechtsruck“ zu beschwören, als die eigene Sprache zu überdenken.
Selbstverliebtes Oberlehrerblatt
Während die FAZ im Moralisieren verharrt, fragen sich junge Menschen längst: Warum sollte ich die FAZ lesen? Warum soll ich mich durch verschachtelte, selbstverliebte Essays kämpfen? Wenn selbst der Einstieg ins Thema so umständlich ist, wird das Lesen zur Strafe. Die Jugend will Klartext, das Gefühl, dass man mit ihr redet und nicht auf sie herabblickt.
Die FAZ bleibt jedoch beim belehrenden Tonfall und beschreibt TikTok als „Bedrohung“, sieht „geistige Kriegsführung“ und „Propaganda“ am Werk. Das eigentliche Problem aber ist hausgemacht: Statt sich in Schlagworte zu flüchten und TikTok abzukanzeln, könnte die FAZ lernen, was junge Menschen wirklich interessiert. Statt sich als „Leitmedium“ zu stilisieren, wäre es besser, zuzuhören – und sich zu fragen, ob die eigene Haltung nicht die wahre Ursache für die Distanz zur Jugend ist.
Vielleicht hilft am Ende nur noch eins: die papierene FAZ als Anzündmaterial für den Kamin.